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Von entsorgten Büchern und Bibliotheken in Gefahr

Seit einigen Wochen stehen Bibliothek vermehrt unter Beschuss. Sie sie in den Fokus der russischen Trollarmeen gerückt – und auch auf Twitter werden munter Ressentiments gepflegt. Zeit für eine Entgegnung.


Dass sich auf Twitter Debatten entspinnen und Diskussionen heißlaufen, das gehört ja zum guten Ton auf der Plattform und sollte nicht verwundern. Die folgende Debatte hingegen hat mich aber wirklich überrascht – und das nicht im positiven Sinne.

So nahm alles mit folgendem Tweet am 29.09.2022 seinen Ausgang:

Makulatur von Büchern aus Bibliotheksbeständen - Twitter Screenshot
Screenshot: Twitter

Der Nutzer zeigte hier Bilder entsorgter Bücher, sie sich neben einem Baucontainer fanden. Mit seinem Tweet rückt er die Entsorgung dieser Bücher in die Nähe der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten und insinuiert eine Parallele von den Gräuel der Nazizeit hin zum Vorgang der Aussonderung von Bibliotheksbestand in unseren Tagen. Ich halte diesen Vergleich für infam und beleidigend, ist er doch ebenso falsch wie uninformiert und kränkt mich durchaus etwas in meiner Berufsehre.

Vermeintlich frevelhafter Umgang mit Büchern

Was auf die geposteten Bilder folgen sollten, waren die plattformtypischen Erregungsmechanismen, die logischerweise einsetzten. Nutzer beklagten den hier begangenen Frevel, da die Bibliothek hier achtlos wichtige und unwiederbringliche Wissensschätze fortwürfe und zeige, was ihr Bücher bedeuten würden – nämlich nichts. Richtigstellungen wie die des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldtuni, die erklärten, dass es sich hier um Dubletten handeln würde, die im Zuge der Renovierung von Fachschaftsräumen erst zur Mitnahme angeboten und die Reste dann entsorgt worden seien, kamen gegen das Twitter-Tribunal nicht wirklich an.

Jedes Antiquariat hätte die Bestände mit Kusshand genommen, als Student wäre man froh über diese Bücher gewesen, das Bild der Humboldt-Universität erlitte Schaden und überhaupt: Lieben Bibliothekar*innen Bücher überhaupt, da sie doch so offensichtlich derart barbarisch mit den ihnen anvertrauten Büchern umspringen? Das waren nur ein paar alarmistischen Fragen, denen viele Twitteruser*innen aus dem bibliothekarischen Umfeld entgegentraten.

Und auch ich möchte das tun, ist diese Debatte für mich doch nicht nur ein typischer Sturm im Twitter-Wasserglas, sondern symptomatisch für grassierende Vorurteile Bibliotheken gegenüber. Und noch wichtiger: auch ein Ausdruck für besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklungen in diesen Tagen.

Die Makulatur als daily business

Zunächst muss ich ein vielleicht romantisiertes Bild von Bibliotheken und deren Arbeit geraderücken. Denn ja – es gibt Archivbibliotheken, die sämtliches Schriftgut einer Region oder eines Fachbereichs archivieren und für die Nachwelt aufbewahren. Aber der Großteil von Bibliotheken und Büchereien sind Gebrauchsbibliotheken, deren Bestände für aktuelle Forschung und ein Studium auf dem neuesten Stand der Wissenschaft ausgelegt sind. Makulatur von Beständen gehört daher zum unabdingbaren Tätigkeitsbereich dieser Häuser, deren Regalplatz eh meist zu knapp bemessen ist, als dass man größere überkommene Bestände archivieren und diese neben dem ständigen Neuzugang an Literatur ebenfalls aufzubewahren könnte.

Dabei kann ich beruflich bedingt sowohl von wissenschaftlicher als auch öffentlicher Bibliotheksseite berichten. Der Platz ist endlich, der Zustrom an neuen Medien reißt nicht ab – und das Interesse für ältere Titel ist beschränkt. Das war in der Stadtbücherei so, in der ich arbeitete, und das gilt auch jetzt für meinen aktuellen Arbeitgeber, eine Studienbibliothek.

Vorsicht bei Buchspenden

Immer wenn jemand „gut erhaltene“ und „ganz neue“ Bücher spenden wollte, war Vorsicht geboten, ist dieser Begriffe doch ein sehr subjektiver mit viel Ermessensspielraum, wie sich spätestens bei Eintreffen der Bücher zeigte. Viele Büchereien nehmen aus diesem Grund gar keine Buchspenden mehr an, sind die als nagelneu angepriesenen Medien doch zumeist eher ein Fall fürs Altpapier denn Anlass für eine aufwendige Einarbeitung in den Bibliotheksbestand bei geringer Personaldecke.

Ephraim Kishon, ein Duden von 1993, Simmel, Konsalik, May, Readers Digest aus den 80ern, dazwischen noch ein Medicus von Noah Gordon oder die hundertste Ausgabe eines seelenlosen Flughafenbestellers (Shades of Grey, Follett, Fitzek, Lorentz oder Grisham, tbc). Das, was tausendfach verkauft wurde und heute schon Bücherschränke landauf landab verstopft und weder auf Medimops noch im Antiquariat ein paar Cent bringt, es soll plötzlich von Bibliotheken mit Kusshand angenommen werden.

Das soll nicht undankbar klingen – auch ich weiß um den ideellen Wert mitunter auch älterer Titel, mit denen man viel Lesezeit verbracht hat und mit denen man vielleicht lange den Wohnraum teilte. So leid es mir aber tut, diese Illusion jetzt zerstören: das Gros der Lesenden interessiert all das nicht wirklich. Die Nachfrage geht zu möglichst aktueller Literatur in neuwertigen Ausgaben.

Dementsprechend haben die meisten öffentliche Büchereien schon rigorose Annahmerichtlinien erlassen, sollten sie dies überhaupt noch tun oder nicht schon die Annahme solcher Spenden komplett zu verweigern. Der Arbeitsaufwand in Form des Sichtens von Bücherkisten, des Herausfischen genau jenes relevanten Titels, der Katalogisierung und Einarbeitung, erst steht zumeist in keinem Verhältnis, auch wenn die Spenden lieb gemeint sind.

Wissen erneuert sich – Buchbestände auch

Und auch wissenschaftliche Bibliotheken kämpfen mit Büchermassen und zu wenig Platz, als dass man sich viel Sentimentalitäten erlauben könnte, was die Aufbewahrung des Bestands angeht.

In dem Maße, in dem die Wissenschaft voranschreitet, sich Sachstände überholen und neue Erkenntnisse publiziert werden, muss sich auch der Bestand erneuern. Alte Lehrbücher vor zwanzig Jahren sind da kein wirklicher Ausleihrenner mehr und müssen immer wieder ersetzt werden. Alte Standardwerke gibt es in neuen Auflagen – und vieles, das früher noch aufwendig in teuren mehrbändigen Werken präsentiert wurde (Stichwort Duden) ist heute schon längst im Netz zu finden und über Bibliotheken digital zugänglich.

Das bedeutet natürlich keinesfalls, wie auch im Falle in Berlin nicht geschehen, dass man konzeptlos einfach ein paar Regalmeter Bücher wahllos in die nächste Tonne wirft, um Platz zu schaffen. Vielmehr werden die auszusondernden Bücher hinsichtlich ihrer Aktualität geprüft und auch die restliche Verfügbarkeit der Titel gecheckt, ehe sie makuliert werden. Somit ist auch stets die Möglichkeit gegeben, über Fernleihe ein Buch zu beziehen, das sich vielleicht nicht mehr in der gegenwärtigen Bibliothek befindet.

Das hat nichts mit der Liebe zu Büchern zu tun – es ist schlicht und ergreifend unser Job, durch kluges Management in Form von Erwerbung und Aussondern den Bestand aktuell zu halten und so den Nutzer*innen den aktuellen wissenschaftlichen Sachstand zur Verfügung zu stellen. Das macht Aufwand und mag manchem auch geradezu barbarbarisch erscheinen (insbesondere wenn man etwa Bücher als Grundnahrungsmittel mystifiziert und diese nicht als Ware, sondern als sakrosankte Heiligtümer betrachtet).

Aber man sollte Polemiken unterlassen und gerade Vergleiche mit der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten verbieten sich von selbst.

Die wahre Gefahr droht von außen

Die wirkliche Gefahr droht dieser Tage von außen. Sie sollte man eher in den Blick nehmen, anstatt die wichtige Arbeit von Bibliotheken mit substanzlosen Anwürfen zu schwächen. Gerade Bibliotheken stehen für die Bewahrung von Wissen und leisten wichtige Arbeit für das kulturelle Gedächtnis von Nationen.

Dass ihre Arbeit rund um den uneingeschränkten Zugang zu Wissen und informatorischer Selbstbestimmung etwa in Amerika momentan beschnitten wird und sich das Bibliothekspersonal zunehmenden Angriffen gegenübersieht, dies wäre ein wirklicher Anlass für eine kritische Diskussion über die herrschenden Zustände.

https://twitter.com/StpnLibrarian/status/1561389819275739136

Angriffe auf Bibliotheken aus Russland und in Amerika

Aber auch von russischer Seite sieht es gerade nicht besser aus. So sind die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden und die Bücherhallen Hamburg ins Visier einer von Russland gesteuerten Fakenews-Kampagne geraten. Es wird behauptet, dass die Bibliotheken russischer und andere Buchspenden sammeln, um diese als Wärmegewinnung zu verbrennen.

Eine groteske Unterstellung, die auch hier wieder Bibliotheken in eine direkte Linie mit der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten stellt und die Arbeit von Bibliotheken sabotieren soll, was auf schnellen und auf Erregung ausgelegten Plattformen natürlich besonders gut verfängt.

Hier zeigt sich eindrucksvoll, dass Bibliotheken in ihrem Eintreten für Bildung, kritisches Denken und vollumfängliche Information tatsächlich zu Feindbildern geworden sind, die mit gezielten Kampagnen und neuen Gesetzgebungen angegriffen und mundtot gemacht werden sollen.

Würden viele der Kommentator*innen in den nationalen Debatten ihre Energie auf die Kritik dieser internationale Zustände richten und diese adressieren, so wäre schon viel gewonnen.

Fazit

Schließen möchte ich diese kleine Einlassung meinerseits mit einem Appell:

Bibliotheken sind wichtig für freie Gesellschaften und für freies Denken. Ihre Arbeit sollte geschützt und geachtet werden – und nicht Ziel von anlasslosen Shitstorms sein. Ihr wollt moderne Bibliotheken mit einem modernen Bestand – das wollen wir auch. Dazu gehört eben auch das aktive Aussondern von Beständen und die aktive Arbeit mit den uns anvertrauten Medien. Wir erklären das gerne, helfen euch bei Fragen weiter, recherchieren und schulen auch Medienkompetenz, mithilfe derer sich durchsichtige Kampagnen wie die aktuellen Angriffe gegen unsere Häuser schnell enttarnen lassen.

Nehmt diese Angebote wahr, besucht uns, sprecht mit uns, bleibt kritisch – aber richtet euren Blick auch auf die Zustände, die wirklich Kritik verdienen. Kleiner Tipp: die Aussonderung von überholten und alten Büchern durch uns Bibliotheken ist es nicht.

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Die Büchergilde vor Ort

Seit August diesen Jahres darf ich eine neue Funktion wahrnehmen: für die Büchergilde bin ich nun als Botschafter unterwegs und werde neue Titel aus dem Programm hier auf dem Blog und auf Instagram vorstellen.

Die Büchergilde ist eine Buchgenossenschaft, die bereits 1924 in Leipzig zur Förderung des schönen Buchs gegründet wurde. Die Mitgliedschaft kostenfrei ist. Im Gegenzug verpflichtet man sich dazu, viermal im Jahr jeweils einen der besonders gestalteten Titel auszusuchen und abzunehmen. Sollte man den Quartalskauf vergessen, bekommt man automatisch ein ausgewähltes Buch zugesandt. Neben den Büchern gibt es auch ein kostenloses Magazin, in dem alle Neuerscheinungen und Gestaltungsschwerpunkte vorgestellt werden.

Ein Schwerpunkt auf Gestaltung

Besonders macht die Bücher neben der thematischen Auswahl nämlich ihre Gestaltung, die durch eigene Ideen und Bildsprache überzeugt und bei der ganz unterschiedliche Künstler*innen ihre Ideen einbringen. So werden hierfür gezielt Gestaltungswettbewerbe durchgeführt und junge Illustrator*innen gefördert.

Neben aktuellen Belletristik- und Sachbuchtiteln gibt es darüber hinaus immer wieder Klassiker wie etwa Erich Maria Remarques Die Nacht von Lissabon oder Vladimir Nabokovs Pnin. Auch findet man innerhalb des Sortiments diverse Reihen wie etwa die Büchergilde unterwegs mit Reisebüchern, die in Form einer Postkarte gestaltet sind – oder etwa den Weltempfänger, der sich für welthaltiges Lesen fernab aller eurozentristischen oder amerikanisch geprägten Kulturwelt einsetzt, z.B. mit Damon Galguts Das Versprechen.

Beschäftigung mit dem Buch vor Ort

Nun kann man das Ganze natürlich nur auf das Internet-Shopping beschränken und seine Titel online ordern. Dabei entgeht einem allerdings der größte Spaß, denn die Titel wollen mit ihrer besonderen Gestaltung in die Hand genommen und betrachtet werden.

So möchte ich die Gelegenheit nutzen, neben meinem steten Anliegen im Werben für den lokalen Buchhandel heute konkret drei Buchhandlungen vorzustellen, die eine haptische Beschäftigung mit diesen besonderen Büchern ermöglichen.

Hierfür stehen drei unterschiedliche Partnerbuchhandlungen der Büchergilde im Fokus, die ich selbst sehr gerne aufsuche. Buchhandlungen, die durch ihr Engagement für besondere Bücher und lebendige Veranstaltungsarbeit auffallen. Gemäß meines Wohnorts habe ich mich hierbei auf drei süddeutsche Buchhandlungen beschränkt, die für mich in der erweiterten Nachbarschaft liegen und deren Konzepte mich überzeugen.

Aegis in Ulm

Die Buchhandlung Aegis in Ulm

Eine echte Institution in Ulm ist die Buchhandlung Aegis. Einst wurde sie vom Widerstandskämpfer Ernst Bauer gegründet und war die Ausbildungsstelle von keinem Geringeren als dem späteren Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld. Im Jahr 2018 macht sich Rasmus Schöll mit seinem Team daran, die Geschichte der Buchhandlung fortzuführen und neue Impulse zu setzen. 2021 kam dann sogar noch eine weitere Filiale im Ulmer Stadtteil Söflingen dazu. Seit neuestem gehört auch das neben der Buchhandlung gelegene Restaurant „Kokoschinski“ als Teil zur Aegis-Buchhandlung, in dem Lesungen und Events stattfinden. Mit dem Deutschen Buchhandlungspreis wurde die Buchhandlung seitdem bereits doppelt ausgezeichnet, nämlich in den Jahren 2019 und 2020.

Teil der sorgsam ausgesuchten Buchauswahl ist auch die Büchergilde, die sich in einem Regal in der Mitte der Buchhandlung befindet und die sich zentral den Blicken darbietet. Darüber hinaus gibt es auf zwei Stockwerken Lyrik und Kinderbücher und andere Preziosen. Und wer möchte, der bekommt seine Einkäufe dekorativ in einer Tüte vernäht – ein wirklicher Hingucker!

Erreichbarkeit: Aegis Literatur | Breite Gasse 2, 89073 Ulm | info@aegis-literatur.de | 0731 64051

Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 10 bis 19 Uhr, Samstag 9 bis 17 Uhr

Internetpräsenz: https://aegis-literatur.buchhandlung.de/shop/

Dombrowsky in Regensburg

Das Büchergilde-Sortiment als Bühne

Betritt man den Kassiansplatz in Regensburg, so verheißen links neben dem Café Kona drei stets mit schönen Büchern versehene Schaufenster den Weg zur Buchhandlung Dombrowsky, die sich dem Eintretenden als großer Raum öffnet. Neben der Kasse und dem Auskunftsplatz in der Mitte des Raumes sind bibliophil gestaltete Bücher überall anzutreffen. Neue Belletristik und Spannungsliteratur auf der linken Seite, Kinder- und Jugendbücher im Anschluss an den Erwachsenenbereich, Tische mit Neuerscheinungen und Herzensbücher – und dann auch noch ein Bereich, der für Veranstaltungen als Bühne fungiert und im hinteren Teil des Ladens vorzufinden ist.

Als Rückseite der Bühne dient hierbei das Sortiment der Büchergilde, auf das die Zuschauer*innen sehen dürfen und dabei die schön gestalteten Bücher im Blick haben, wie Inhaber Ulrich Dombrowsky betont. Vertikal in den Regalen einsortiert und präsentiert lässt sich hier die gestalterische Vielfalt bewundern und vor oder nach den Veranstaltungen auch in die Hand nehmen. So verbinden sich Optik und Funktion vortrefflich.

Erreichbarkeit: Buchhandlung Dombrowsky | St.-Kassians-Platz 6, 93047 Regensburg | ulrich.dombrowsky@t-online.de | 0941 56 04 22

Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa. 9.30 bis 18.00 Uhr

Internetpräsenz: www.dombrolit.de

Die Buchhandlung am Obstmarkt in Augsburg

Inhaber Kurt Idrizovic händigt mir die Büchergilde-Mitgliedschaft aus

Eine Institution ist die Buchhandlung am Obstmarkt in Augsburg. Buchhändler Kurt Idrizovic betreibt seine Buchhandlung schon seit vielen Jahren und hat sie zu einem Anlaufpunkt für Literaturinteressierte ausgebaut. Neben einem großen, auf Tischen präsentierten Sortiment der Büchergilde gibt es daneben einen extra Raum für das Oeuvre von Bert Brecht, das der Buchhändler mit Lampionspaziergängen oder Stadttouren auf den Spuren des berühmten Sohns der Stadt lebendig hält.

Regelmäßige Veranstaltungen wie Literatur im Biergarten oder Literarische Salons ergänzen das umfangreiche Angebot des umtriebigen Buchhändlers, der stets zu einem Plausch über aktuelle Lektüre aufgelegt ist und mit dem es sich auch auf der Bühne exzellent über gute oder schlechte Literatur diskutieren lässt (wie ich es auch schon des Öfteren erleben durfte). Zudem ist der Verleger der Büchergilde selbst hier auch häufiger anzutreffen, etwa wenn die Lounge des lokalen Hotels neu mit Büchern aus der Büchergilde ausgestattet oder bespielt wird.

Erreichbarkeit: Buchhandlung am Obstmarkt | Obstmarkt 11, 86152 Augsburg | post@buchhandlung-am-obstmarkt.de | 0821-518804

Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 14 Uhr

Internetpräsenz: www.buchhandlung-am-obstmarkt.de


So viel zu meinen favorisierten Büchergilde-Buchhandlungen hier im Süden. Gibt es für euch auch besondere Buchhandlungen in eurer Nähe – und kennt ihr die Büchergilde bereits oder seid gar Mitglieder? Ich wäre gespannt!

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Das Deutscher Buchpreis-Lotto 2022

Wie jedes Jahr gibt es auch heuer wieder meine Tipps in Sachen Deutscher Buchpreis. Titel, die ich mir auf der Longlist vorstellen könnte, Titel, die ich mir auf der Longlist wünschen würde – und alles dazwischen.

Rege wird sie diskutiert werden, wenn die Liste am 23.08.2022 erscheint. Was fehlt, was steht zu Unrecht auf der Liste, und warum nur hat sich die Jury für diesen einen Titel entschieden? Zu viele große Namen, zu wenig Neues, zu viele Männer, zu wenig Debüts? Diese Fragen gehören zum Prozedere einfach dazu.

Nun aber erst einmal meine Lottotipps für 20 potentielle Kandidat*innen auf der Longlist:

Lucy Fricke – Die Diplomatin | Robert Menasse – Die Erweiterung | Annika Büsing – Nordstadt | Mirjam Wittig – An der Grasnarbe | Viktor Funk – Wir verstehen nicht, was passiert

Senthuran Varatharajah – Rot (Hunger) | Eckhart Nickel – Spitzweg | Claudia Schumacher – Liebe ist gewaltig | Fatma Aydemir – Dschinns | Heinz Strunk – Ein Sommer in Niendorf

Esther Kinsky – Rombo | Norbert Scheuer – Mutabor | Steffen Mensching – Hausers Ausflug | Reinhard Kaiser-Mühlecker – Wilderer | Karen Duve – Sisi

Abbas Khider – Der Erinnerungsfälscher | Katharina Hacker – Die Gäste | Bettina Scheiflinger – Erbgut | Anna Yeliz Schentke – Kangal | Leona Stahlmann – Diese ganzen belanglosen Wunder

Daneben bleiben natürlich viele weitere mögliche Tipps. Schafft es Wolf Haas mit seinem neuen Brenner-Krimi Müll auf die Liste? Oder Charles Lewinsky nach dem Halbbart erneut mit Sein Sohn? Oder macht im Verbrecher-Verlag statt Viktor Funk Bettina Wilpert das Rennen? Findet ein spannendes Debüt wie die Nachtbeeren von Elina Penner Widerhall auf der Liste? Fragen über Fragen, auf die wir am 23.08.2022 um 10:00 Uhr eine finale Antwort bekommen werden. Habt ihr Tipps oder rechnet ihr fest mit bestimmten Büchern?

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Augsburg in der Literatur – ein Stadtspaziergang

Wie sich die Fuggerstadt literarisch entdecken lässt.

Für ein bibliothekarisches Fortbildungsangebot durfte ich einen garantiert virenfreien da digitalen literarischen Spaziergang durch Augsburg konzipieren. Warum aber das Angebot nicht allen Interessierten zur Verfügung stellen? Deshalb hier ein paar Fundstellen zu Augsburg in der Literatur.

Willkommen zu meiner kleinen literarischen Stadtführung durch die Fugger-Puppenkisten-Brecht-Mozartstadt Augsburg, die höchstens ein kursorischer Einstieg in die vielfältige literarische Abbildung und Bespielung der Stadt bleiben muss. Man kann die verschiedenen Stationen des Spaziergangs gerne nachlaufen – oder sich einfach mit der Bereisung der Ort im Kopf begnügen. Alles ist möglich!


Mit Tanja Kinkel in der Annastraße

Wir beginnen unseren Spaziergang in der Annastraße vor einem großen Kaufhaus, das sich auf Outletartikel spezialisiert hat. Von seiner einstigen Bedeutung zeugt nur noch das Eingangsportal. Dieses wird nämlich von einem verschnörkelten Lilienwappen gekrönt, das sich im typischen Stil der Gotik präsentiert. Wohl kaum jemand der hier vorbeieilenden Passant*innen düfte dieser Tür einen zweiten Blick widmen – wobei es sich wirklich lohnt. Denn die Tür weist auf die früheren Besitzer des Hauses hin. Diese haben einen klingenden Namen, dem man an keinem Ort in Augsburg wirklich entkommt: die Familie Fugger.

Diese nutzte das Gebäude am früheren Kitzenmarkt als Verwaltungsgebäude, in dem sich die legendäre goldene Schreibstube befand, von der aus besonders Jakob Fugger den kontinuierlichen Ausbau seines Weltkonzerns betrieb. Den Aufstieg der Fugger und ihre Verbindung mit der Augsburger Stadtgesellschaft thematisiert Tanja Kinkel in einem der größten Historienbestseller in deutscher Spache. Die Rede ist von ihrem Millionenerfolg Die Puppenspieler.

Der Jakob-Fugger-Platz in Augsburg
Jakob Fugger, Statue auf dem gleichnamigen Platz in Augsburg

Mit diesem Buch gelang Tanja Kinkel zu Beginn der 90er Jahre einer der ganz großen deutschen historischen Bestsellern. Umberto Eco hatte mit Der Name der Rose den Boden bereitet, Noah Gordon zog mit seinem Medicus nach, ehe Tanja Kinkel im Jahr 1993 bewies, dass Millionenseller mit historischen Stoffen auch in Deutschland möglich sind.

Mit Die Puppenspieler legte sie einen Roman vor, der zur Zeit der oberitalienischen Renaissance spielt und der zu Augsburg nicht nur aufgrund seines Titels hervorragend passt. Der Roman kreist um den Waisenjungen Richard, der im Haus von Jakob Fugger aufgenommen wird und dessen Konzern und dessen Aufstiegsstreben aus unmittelbarer Nähe erleben darf. So durchstreift er im Buch auch die Augsburger Gassen und erlebt das Tun und Treiben in diesem Haus mit, an das heute abgesehen vom Eingangsportal und einer Tafel kaum mehr etwas erinnert. Wer Die Puppenspieler liest, betritt die Annastraße und das angrenzende Mettlochgässchen danach mit anderen Augen.

Schade nur, dass das Buch im Moment nur noch antiquarisch erhältlich ist und nicht mehr aufgelegt wird. Beziehbar hingegen ist nach wie vor die E-Book-Ausgabe von Kinkels Bestseller.

Sophie von La Roche am Elias Holl-Platz

Hinab zum Elias-Holl-Platz. Oder hinauf zum Rathausplatz.

Apropos Verschwinden von großen Bestsellern aus weiblicher Feder:

Schreitet man die Annastraße ein paar Meter weiter, landet man gleich auf dem Rathausplatz. Es eröffnet sich der Blick auf den Perlachturm und das prächtige Rathaus mit seinem Goldenen Saal.

Passiert man das Rathaus an dessen rechter Seite, steigt man die Stufen zum nach dem Stadtbaumeister benannten Platz hinunter. Bevor man dies tut, sollte man die rechte Hauswand eines Blickes würdigen. Denn hier lässt sich ein Andenken an eine Augsburger Persönlichkeit entdecken, die schon wieder in Vergessenheit geraten ist. Eine leicht zu übersehende Gedenktafel an die Autorin Sophie von La Roche ziert die Hauswand dort, wo jene Frau lebte, die man heute als Erfinderin des „Frauenromans“ bezeichnen könnte.

1730 in Kaufbeuren geboren lebte Sophie von La Roche von 1743 bis 1750 mit ihrer Familie im Haus, das die Adresse Maximilianstraße Nummer 3 trägt.

„Sie war die wunderbarste Frau, und ich wüsste ihr keine andre zu vergleichen. Schlank und zart gebaut, eher groß als klein, hatte sie bis in ihre höheren Jahre eine gewisse Eleganz […] zu erhalten gewusst, die zwischen dem Benehmen einer Edeldame und einer würdigen bürgerlichen Frau gar anmutig schwebte.“

Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit
Sophie von La Roche, umgeben von Büchern

So urteilte Johann Wolfgang von Goethe mit einer gehörigen Portion Male Gaze über Sophe von La Roche, die ihm durchaus ebenbürtig war. Auch sie war der intellektuelle Mittelpunkt von Gesellschaften, stand mit anderen Künstler*innen in Austausch und schrieb mit Das Fräulein von Sternheim einen Briefroman, der das Pendant zu Goethes Werther bildet und der damals ein großer Bestsellererfolg war. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass das weibliche Schreiben auch hier wieder abgewertet wurde, indem das Buch nicht für sich alleine erschien, sondern von La Roches Freund Christoph Martin Wieland ein Geleitwort vorangestellt bekam, in dem er erläuterte, dass das Buch für ein Werk aus weiblicher Feder durchaus annehmbar sei.

Diese Abwertung des Schreibens von La Roche setzt sich leider bis heute fort, ist doch Goethes Briefroman Werther längst in den Kanon eingegangen, La Roches Fräulein von Sternheim hingegen kennt kaum jemand mehr.

Grund genug an das Wirken dieser Augsburger Autorin zu erinnern und für die vertiefende Lektüre Katharina Hermanns Dichterinnen und Denkerinnen noch einmal zu empfehlen.

Axel Gora und der Bau des Augsburger Rathauses

Wenn wir nun schon am Elias Holl-Platz stehen, ist es auch an der Zeit, an den Erbauer des Augsburger Rathauses und vieler weiterer stilprägender Bauten in Augsburg zu erinnern.

Das Augsburger Rathaus nebst Perlachturm

Dass das Rathaus diese imposante Form hat, die heute noch beeindruckt, vor allem wenn man die hochaufragende Fassade des Rathauses vom Holl-Platz aus betrachtet, ist gar keine Selbstverständlichkeit. Die städtischen Kunstsammlungen verfügen neben dem sogenannten Dreigiebel-Modell, das der heutigen Form des Rathauses weitgehend entspricht, über weitere Modelle, darunter das sogenannte Loggia-Modell, das – nach italienischem Vorbild entworfen – eher an die Bauten des Markusplatzes erinnert und das im Falle einer Realisierung einen Hauch Venedig nach Augsburg gebracht hätte.

Sind die Hintergründe dieser unterschiedlichen Rathausmodelle auch weitestgehend ungeklärt, so liefern sie doch weiten Raum für Spekulationen. Einen Raum, den der Augsburger Axel Gora mit seinem Roman Die Versuchung des Elias Holl betreten hat und der in diesem Roman eine mögliche These um die Modelle und den Wettkampf zweier Männer erzählt.

Elias Holl - Porträt
Der Augsburger Stadtbaumeister Elias Holl

Bei ihm ist es der Augsburger Rat um die mächtigen Männer der Fugger, Welser und Co., der im Jahr 1614 Holl mit dem Entwurf zu einem Neubau des Rathauses beauftragt. Neben Holl vergeben sie den Auftrag allerdings auch an seinen Konkurrenten Matthias Kager, seines Zeichens Stadtmaler und Erschaffer der berühmten Fresken am Augsburger Weberhaus.

Aus diesem Wettkampf strickt Gora einen süffig zu lesenden historischen Roman über das Augsburg in der Renaissancezeit, in dem nicht nur die Männer, sondern auch bald Elias Holls Gefühle in Widerstreit geraten.

Den Elias Holl-Platz, (dessen Namenspate auch bereits in Romanen gewürdigt wurde, beispielsweise diesem) verlassen wir nun in Richtung Metzgplatz, auf dem wir uns rechts halten. Vorbei an Kleinkunstbühnen, Geschäften und der Barfüßerkirche führt uns der Spaziergang zu einer weiteren bekannten Institution in der Stadt, die jüngst mit viel Pomp und etwas Verspätung ihren 500. Geburtstag feierte. Die Rede ist von der Fuggerei, die der derzeit wohl fleißigste Schreiber der Region zum Thema machte.

Peter Dempf in der Fuggerei

Der Name des fleißen Schreibers ist Peter Dempf, der im Jahrestakt historische Romane, Kinderbücher, Krimis und mehr vorlegt. Eigentlich arbeitet er als Lehrer in der Augsburger Nachbarstadt Neusäss, findet aber dennoch die Zeit, jedes Jahr einen neuen Roman zu veröffentlichen. In diesen Büchern beschäftigt er sich mit der Augsburger Geschichte, erzählt von Sagen aus der Stadt oder thematisiert häufig auch mittelalterliche Geschichten rund um die Familie Fugger. Eines seiner letzten Bücher stammt aus dem Februar des vergangenen Jahres und trägt den Titel Das Haus der Fugger. Und es entführt eben dorthin: die Fuggerei, die einst Jakob Fugger stiftete, um sich die Chance aufs Himmelreich zu wahren.

Die Fuggerei in Augsburg
In den Gassen der Fuggerei

Dort, wo das Wohnen bis heute nur nur 88 Cent im Jahr kostet (plus drei Gebete für Jakob Fugger), kommen im 16. Jahrhundert Eva und Joss mit ihrer Familie unter. Vor Ort geraten in ein Komplott, das sich hinter den ockergetünchten Mauern abspielt und das mit dem Gujak-Trank zusammenhängt, der dort eigentlich zur Heilung ausgeschenkt wird.

Hier zeigt sich, dass es vor allem die Geschichte Augsburgs ist, die Schriftststeller*innen Material liefert und inspiriert. Egal ob Tanja Kinkel, Wolfang Kammer oder Peter Dempf. Meist dominiert der Blick zurück – und auch bei den bekannten literarischen Größen der Stadt ist das nicht anders.

So vermaß der preisgekrönte Auto Georg Klein in Roman unserer Kindheit sein eigenes, stark fiktionalisiertes Aufwachsen im Augsburger Stadtteil Oberhausen, wofür er 2010 den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt. Und auch Thomas von Steinäcker, der andere große literarische Name schweift mit seinem Blick durchaus gerne in die Vergangenheit.

Und auch beim nächsten Autor ist das nicht anders, wenngleich dieser kein Augsburger ist, sich aber mit einer der bekanntesten Marken der Stadt eingehend auseinandergesetzt hat. Hierfür verlassen wir die Gassen und Häuser der Fuggerei und schlagen uns über den Oberen Graben und den Verlauf der Stadtmauer etwa eineinhalb Kilometer in Richtung Süden der Stadt. Dort sehen wir auf ein Gebäude, dessen Name schon mannigfaltige Assoziationen wachrufen dürfte, die vom Urmel bis hin zu „Eine Insel mit zwei Bergen“ reichen.

Mit Thomas Hettche in die Puppenkiste

Populäre gehobene Literatur über Augsburg gab es schon länger nicht mehr zu lesen, geschweige denn auf der Bestsellerliste zu finden (es sei denn, man zählte Anne JacobsTuchvilla-Saga zu diesem Kreis, was ich nicht tun würde). Thomas Hettche gelang vor zwei Jahren allerdings doch dieses Kunststück, künstlerischen Anspruch und ökomischen Erfolg zu vereinen.

Der in Treis geborene Schriftsteller wandte sich nach der Pfaueninsel in Berlin nun Oehmichens Puppentheater zu und erzählt in Herzfaden die Geschichte der Augsburger Puppenkiste.

Die Augsburger Puppenkiste
Figuren in der Puppenkiste

Damit begnügt sich der der preisgekrönte Romancier allerdings nicht, sondern erzählt darüber hinaus auch „eine Mentalitätsgeschichte der Bundesrepublik“, wie es der Kritiker Christoph Schröder nannte. Im Kern geht es um die Lebensgeschichte von Hannelore, genannt Hatü Oehmichen, die zusammen mit ihrem Vater nach dem Krieg die legendäre Augsburger Puppenkiste gründete. Anfangs noch mehr als provisorisch gestaltet, wuchs sich das Unternehmen schnell zu einem Anziehungspunkt für Kinder und Erwachsene aus. Gastspiele und Fernsehproduktionen sollten folgen, darunter Produktionen um solch legendäre Figuren wie den kleinen Prinz oder Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer.

Um diese Geschichte herum baut Thomas Hettche die Erzählung eines Mädchens, das nach einer Vorführung auf den Speicher des Puppentheaters gerät und dort den Marionettenfiguren gegenübertritt, die dort oben auf dem Speicher zum Leben erwachen. Daneben erzählt er von Kriegswunden in der Stadtlandschaft und in den Köpfen der Menschen, vom Neubeginn und der unerschöpflichen Kraft der Fantasie.

Hettches Roman rief unisono Lob im Feuilleton und bei den Leser*innen hervor und schaffte es sogar in die Endauswahl des Deutschen Buchpreises 2021. Und auch wenn er schlussendlich nicht gewann – Augsburg hatte es endlich mal wieder auf die große Bühne der Literatur geschafft.

Der Augsburger Dom
Stille und Kontemplation im Augsburger Dom

Was gäbe es noch alles zu sagen, über die Lyrikszene, über kulturelle Institutionen und Festivals, über Regionalkrimis oder andere historische Bücher. Doch jeder Spaziergang muss einmal zum Ende kommen, so auch dieser. Und womit könnte dieser Spaziergang besser enden als mit dem, der Lyrik und Prosa geschrieben hat, Stücke für Freunde und das Theater verfasst hat, der den literarischen Ruf der Stadt nachhaltig geprägt hat, der sich an ihr gerieben hat und die Stadt auch an ihm? Die Rede ist natürlich von Bertolt Brecht.

Bertolt Brecht besucht den Plärrer

Vieles ist über ihn geschrieben und geforscht worden (verwiesen sei an dieser Stelle nur auf die monumentale, aber sehr bereichernde und gut geschriebene Biographie von Stephen Parker). An manchen Orten im Stadtbild finden sich die roten Stelen mit Brechts Silhouette und ab und an finden im Brechthaus sogar Lesungen oder Veranstaltungen statt, wenngleich das Haus noch immer in einem Dornröschenschlaf daliegt.

Ob an der Kahnfart, im Bleichviertel oder an anderen Stellen in Lechhausen. Immer wieder lassen sich Spuren der Stadt in Brechts Wirken entdecken – und auch dem zweimal im Jahr stattfindenden Plärrer, einem Volksfest, das die Massen anzieht, hat sich Brecht gewidmet.

Wo sich am Fuße des Stadtbergs normalerweise eine große Ödnis in Form eines Pendlerparkplatzes darbietet, werden zweimal im Jahr große Festzelte und Buden aufgebaut, und zwar immer im Frühling und Winter. Autoscooter, Riesenrad oder Essensstände warten dann dort auf die Besucher und locken die Massen an. Dass das zu Brechts Zeiten nicht anders war, das zeigt sein Plärrerlied, mit dem er das Volksfest in ein Gedicht gebannt hat, das am Ende dieses Spaziergangs stehen soll.


Die vorgestellten Bücher:

  • Tanja Kinkel – Die Puppenspieler
  • ISBN 978-3-96655-618-7 (E Book)
  • 719 Seiten. Preis: 6,99 €
  • Sophie von La Roche – Geschichte des Fräuleins von Sternheim
  • ISBN 978-3-15-007934-8 (Reclam)
  • 400 Seiten. Preis: 9,80 €
  • Axel Gora – Die Versuchung des Elias Holl
  • ISBN 978-3-8392-1276-9 (Gmeiner)
  • 422 Seiten. Preis: 14,00 €
  • Peter Dempf – Das Haus der Fugger
  • ISBN 978-3-404-18312-8 (Bastei Lübbe)
  • 495 Seiten. Preis: 11,00 €
  • Georg Klein – Roman unserer Kindheit
  • ISBN 978-3-499-24487-2 (Rowohlt)
  • 448 Seiten. Preis: 9,99 €
  • Thomas Hettche – Herzfaden
  • ISBN 978-3-462-05256-5 (Kiepenheuer – Witsch)
  • 288 Seiten. Preis: 24,00 €
  • Stephen Parker – Brecht
  • ISBN 978-3-518-42812-2 (Suhrkamp)
  • 1030 Seiten. Preis: 58,00 €

Zur Bestellung empfehle ich nachdrücklich den lokalen Buchhandel oder digitale Alternativen, bevor man es in seelenlosen Ketten oder gar Jeff Bezos selbst unterstützt. Überall dort bekommt man Bücher genauso schnell, das Geld bleibt vor Ort und sichert die literarische Versorgung.

Die Bilder, die im Text Anwendung gefunden haben, stammen von Pixabay.de und Unsplash.de. Das Bild des Augsburger Rathauses stammt von to.wi

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Vorschaufieber Herbst 2022

Und schon wieder beglücken uns die Verlage mit ihren Vorschauen für den Herbst 2022, obschon der Frühling noch gar nicht richtig begonnen hat.

Traditionell nutze ich die Fülle der vielen dutzenden Vorschauen, um sie auf vielversprechende Titel, neue Erzähler*innen und weitere Werke von geschätzten Autor*innen zu sichten und diese dann hier vorzustellen.

So habe ich diesmal viele Titel mit Wasserbezug, spanischer Stimmen (im Zuge der Präsenz von Spanien als Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse) und ungewöhnliche Krimis ausgemacht. Neue Erzählerinnen und Erzähler finden sich neben alten Bekannten.

Sie alle liefern Romane, auf die ich mich sehr freue. Vielleicht findet ja auch ihr in den vorgestellten Büchern ein paar Titel, die euch interessieren. Die Links hinter den Buchtiteln führen direkt zu den Webpräsenzen der Verlage mit weiterführenden Infos. Die Bestellung empfehle ich sowieso und nachdrücklich stets über den lokalen Buchhandel abzuwickeln, auf dass uns diese wunderbaren Institutionen lange erhalten bleiben.. Los gehts!

Neues, Wiederentdecktes, Vielversprechendes – International

Marie Vieux-ChauvetTöchter Haitis (Aus dem Französischen von Nathalie Lemmens). Amor TowlesLincoln Highway (aus dem Englischen von Susanne Höbel). Jela KrečičKeine wie sie (Aus dem Slowenischen von Liza Linde). Trent DaltonDer ganze Himmel (Aus dem Englischen von Alexander Weber). Gloria NaylorLinden Hills (Aus dem Englischen von Angelika Kaps).

Lauren GroffMatrix (aus dem Englischen von Stefanie Jacobs). Gayl JonesCorregidora (aus dem Englischen von Pieke Biermann). Mariette NavaroÜber die See (aus dem Französischen von Sophie Beese). Cherie JonesWie die einarmige Schwester das Haus fegt (aus dem Englischen von Karen Gerwig). Monique RoffeyDie Meerjungfrau von Black Conch (aus dem Englischen von Gesinde Schröder).

Maggie ShipsteadKreiseziehen (aus dem Englischen von Susanne Goga-Klinkenberg, Harriet Fricke und Sylvia Spatz). Hernan DiazTreue (aus dem Englischen von Hannes Meyer). Louise NealonSnowflake (aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll). Ian McEwanLektionen (aus dem Englischen von Bernhard Robben). Anuk ArudpragasamNach Norden (aus dem Englischen von Hannes Meyer).

Peter CameronWas geschieht in der Nacht (aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence). Mohamed Mbougar SarrDie geheimste Erinnerung der Menschen (aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller). Celeste NgUnsere verschwundenen Herzen (aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit). Ann Helén LaestadiusDas Leuchten der Rentiere (aus dem Schwedischen von Dagmar Mißfeldt und Maike Barth). Honorée Fanonne Jeffers Die Liebeslieder von W.E.B. DuBois (aus dem Englischen von Maria Hummitzsch und Gesine Schröder).

Neues, Wiederentdecktes, Vielversprechendes – National

Robert MenasseDie Erweiterung. Norbert Kröll Die Kuratorin. Erik RegerUnion der festen Hand. Mariam Kühsel-HussainiEmil. Steffen MenschingHausers Ausflug.

Charles LewinskySein Sohn. Marcus FischerDie Rotte. Behzad Karim Khani Hund, Wolf, Schakal. Kerstin BruneDie Jahre des Maulwurfs. Angela SteideleAufklärung.

Literatur aus, über oder vom Wasser

Giulia CaminitoDas Wasser des Sees ist niemals süß (Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner). Rebecca PertRaue Wasser (aus dem Englischen von Heike Reissig). Daniela RaimondiAn den Ufern von Stellata (aus dem Italienischen von Judith Schwaab). Theresia EnzensbergerAuf See. Nathan HarrisDie Süße von Wasser (aus dem Englischen von Tobias Schnettler).

Literatur aus Spanien

Enrique Vila-MatasMac und sein Zwiespalt (aus dem Spanischen von Petra Stien-Broumer). Sara MesaEine Liebe (aus dem Spanischen von Peter Kultzen). Vincente ValeroKrankenbesuche (aus dem Spanischen von Peter Kultzen). Rosa ChacelLeticia Valle – Memoiren einer Elfjährigen (aus dem Spanischen von Maralde Meyer-Minnemann). Isaac RosaDas dunkle Zimmer (aus dem Spanischen von Luis Ruby).

Und Krimis

John VrecherWintersturm (aus dem Englischen von Sven Koch). Naomi HiraharaClark & Division Tom LinDie tausend Verbrechen des Ming Tsu (aus dem amerikanischen Englisch von Volker Oldenburg). Berna González HarbourGoyas Ungeheuer (aus dem Spanischen von Maike Hopp). Torquemada Kains Knochen (aus dem Englischen von Henry McGuffin).


Mal sehen, was ich davon zu besprechen schaffe. Gibt es Titel, auf die ihr euch besonders freut?

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