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Susanne Tägder – Das Schweigen des Wassers

Ein wirklich solider Krimi gelingt der ehemaligen Richterin Susanne Tägder mit ihrem Debüt Das Schweigen des Wassers. Darin erzählt sie von einem ertrunkenen Bootsverleiher, dessen Tod den aus Hamburg zugezogenen Polizisten Arno Groth nicht ruhen lässt – und von Verflechtungen, die auch das Ende der DDR unbeschadet überstanden haben.


Frisch aus Hamburg zugezogen kann der Polizist Arno Groth seine Begegnung mit dem Mann nicht wirklich einordnen, der eines Tages vor seinem Bürofenster in der Wache von Wechtershagen steht. Bootsverleiher sei er, so teilt er es Groth im Gespräch mit. Er wolle den Diebstahl eines Tretbootes melden, und außerdem sei jemand hinter ihm her. Vielleicht komme er in der nächsten Woche mit Beweisen noch einmal bei Groth vorbei.

Doch so weit kommt es nicht. Denn kaum angekommen dort im Nordosten des kurz zuvor wiedervereinigten Landes wird Groth zu einem Tatort gerufen. Ein Mann ist im nahegelegenen Wechtsee ertrunken. Als die Leiche geborgen wird, hat der zugezogene Kriminalhauptkommissar schnell Gewissheit. Es handelt tatsächlich um den Treetbootverleiher, der ihn kurz zuvor noch am Fenster der Wache besucht hatte.

Ein Unglück oder ein Mord?

Susanne Tägder - Das Schweigen des Wassers (Cover)

Obwohl für seinen Vorgesetzten schnell feststeht, dass es sich um ein bedauernswertes Unglück handelt, will Groth diese einfache Erklärung nicht wirklich glauben. Er verbeißt sich in den Fall und stößt auf Ungereimtheiten, die außer ihm und seinem Kollegen, einem ehemaligen Stasi-Mitarbeiter, niemand so recht sehen will. Jetzt da die blühenden Landschaften kurz bevorstehen und der Tchibo in Wechtershagen Einzug gehalten hat, ist ein Blick zurück eigentlich nur belastend – und einen möglichen Mord kann da eh niemand brauchen.

Für ihren Krimi setzt Susanne Tägder auf zwei zentrale Erzählperspektiven, die mit ihrer Sicht auf den Fall die Handlung vorantreiben. Da ist der melancholische Ermittler Arno Groth, der langsam wieder in seiner eigentlichen Heimatstadt Wechtershagen ankommt und der sich mit seinen Vorgesetzten und alten Bekannten arrangieren muss. Und dann ist da auch noch Regine Schadow, die ebenfalls neu nach Wechtershagen zugezogen ist und die sich im am See gelegenen Tagungshotel namens Erholung als Servicekraft verdingt. Sie hat ganz eigene Gründe, um den Todesfall am See im Blick zu haben. Gründe, die sie auch zu einem Spiel mit den Ermittlungsbehörden veranlassen.

Der überlegte Einsatz der Erzählperspektiven macht aus Das Schweigen des Wassers einen gelungenen Krimi, der in manchen Zügen Christian Alvarts Film Freies Land erinnert. Angesiedelt ist die Handlung bei ihr dabei in einem fiktiven Landstrich um die Ortschaften Delmin und Wechtershagen, irgendwo in Vorpommern nahe der Ostsee.

Risse und Brüche

Ebenso klein wie ihr fiktives Städtchen ist auch das Ensemble des Romans, in dem Susanne Tägder auf überflüssigen erzählerischen Ballast verzichtet und mithilfe von sorgsam dosierten Rückblenden und sprechenden Momenten ihr Personal charakterisiert. Darüber hinaus erzählt Tägder von den Rissen und Brüchen, die durch die Wendezeit verursacht wurden und die nun im Jahr 1991 offen zutage treten. Der gesellschaftliche Wandel, die Zerrissenheit in dieser seltsame schwebenden Zwischenwelt von DDR-Vergangenheit und neuer Gegenwart eines wiedervereinigten Landes, all das wird in Tägders Krimi miterzählt.

Zudem zeigt sie anhand des Falles, wie über alle Systemwechsel hinweg die Zirkel der Macht unbehelligt blieben und auch nach dem Fall der Mauer weiter fest im Sattel sitzen. Indem sie die Handlung um den Tod des Tretbootverleihers mit einem Cold Case verknüpft, kann sie diese Kontinuitäten trefflich beleuchten und bewegt sich dabei auf dem Boden tatsächlicher Ereignisse, die für ihren Debütroman Pate standen.

Ihrem Krimi liegt ein tatsächlicher historischer Todesfall zugrunde, dessen Reportage von Renate Meinhof in der Süddeutschen Zeitung das auslösende Momente für den Krimi war. Die damaligen Mauscheleien von Stasi und Volkspolizei des damaligen Todesfalles finden sich leicht abgewandelt in Das Schweigen des Wassers wieder und zeigen das Bild eines wenig gefestigten Staates, in dem die Unantastbarkeit manch einflussreicher Personen dann doch an den vielfach so kritisierten „Bruderstaat“ erinnerte.

Das ist gut gemacht und ergibt in Verbindung mit dem reduzierten, aber pointierten Setting und Fall einen guten Krimi, bei dem nicht literweise das Blut fließen muss, um Spannung zu erzeugen. Vielmehr gelingt Susanne Tägder ein Pas de deux zwischen intuitivem Ermittler und undurchsichtiger Zeugen, der anfangs so trügerisch ist wie die so unschuldig daliegende Oberfläche des Wechtsees.

Fazit

Das Schweigen des Wassers ist ein konzentrierter Krimi, der auf Ermittlungsarbeit und Intuition sitzt, um langsam die ganze Dimension des Verbrechens und die historischen Verflechtungen hinter dem Mord an dem Bootsverleiher offenzulegen. Ruhig erzählt unter Verzicht auf erzählerische Taschenspielertricks gelingt der ehemaligen Richterin hier ein souveräner Krimi, der ohne viel Blutvergießen zurückführt in die Nachwendezeit und der die Kontinuität der Macht ebenso wie die Brüche im Leben seiner Figuren betrachtet und herausarbeitet.


  • Susanne Tägder – Das Schweigen des Wassers
  • ISBN 978-3-608-50194-0 (Tropen)
  • 336 Seiten. Preis: 17,00 €
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Terézia Mora – Muna oder Die Hälfte des Lebens

Was kannst du anderes sein, wenn es doch nichts gibt, wohin du zurückkehren kannst?

Terézia Mora – Muna

In ihrem neuen Roman seziert Terézia Mora die eine Hälfte einer toxischen Liebe – und die Hälfte des Lebens ihrer Heldin. Beeindruckende Lektüre, die ganz tief hineingeht in ein Beziehungsgefüge und einer Anziehung nachspürt, für die es keine rationale Erklärung gibt.


M. Otto, so ist ein Foto signiert, das der Schülerin Muna bei ihrer ersten Redaktionssitzung eines kleinen Untergrundmagazins ins Auge fällt. Sie, die sie eigentlich Redakteurin werden möchte, findet nach einem absolvierten Praktikum bei der Zeitung ihres Heimatstädtchens Jüris Aufnahme beim Dreimannbetrieb des Magazins, wo sie Texte beisteuern soll und zum ersten Mal der Fotografien des mysteriösen M.Otto ansichtig wird. Hinter dem Pseudonym des Fotografen verbirgt sich Magnus Otto, der als Lehrer am Französischen Gymnasiums arbeitet.

Eine Faszination namens Magnus

Schon diese ersten Fotos lösen in Muna eine große Neugier und Faszination aus. Die Statuen, die auf den Fotos zu sehen sind, befinden sich an versteckten Plätze ihrer ostdeutschen Heimatstadt Jüris – und Muna beschließt, die Orte aufzusuchen, um dem Fotografen so näherzukommen. Doch nicht nur die Kunst Magnus Ottos fasziniert sie – auch die Person selbst ist es, die vom ersten Moment an im Fokus ihrer Aufmerksamkeit steht.

Terézia Mora - Muna oder Die Hälfte des Lebens (Cover)

Muna, die als Tochter einer stark dem Alkohol zuneigenden Schauspielerin mit Engagement am Theater Jüris ohne Vater aufwächst, sucht in Magnus einen Seelenverwandten, dem sie in der Folge immer wieder begegnen wird. Nach einem Suizidversuch ihrer Mutter so gut wie alleine auf der Welt, projiziert sie ihren Wunsch nach Bindung auf Magnus.

Während sie der Schule entwächst und später zum Studium nach Berlin aufbricht, nach dem Mauerfall dort und in vielen weiteren Städten, darunter London, Wien und später auch in Basel leben wird, ist Magnus stets präsent, ob anwesend oder abwesend.

So beginnen die beiden eine Beziehung – oder vielleicht sollte man besser von einer Affäre sprechen. Magnus verschwindet aus ihrem Leben, um Muna dann wieder bei einer anstrengenden Theateraufführung in Berlin zufällig zu begegnen, wo er ebenfalls im Publikum sitzt. Sie probieren, an ihre Beziehung/Affäre anzuknüpfen, doch die Zeichen stehen dafür nicht gut. So antwortet Magnus auf das Begehren Munas mit Rückzug und Flucht – entzieht sich ihr immer wieder – und begegnet ihrem Wunsch nach Nähe auch mit Gewalt, was Muna in ihrem Wunsch aber nicht abschreckt.

Liebe, Gewalt, Anziehung und Abstoßung

Um ihrem akademischen Freund auf Augenhöhe zu begegnen, strebt Muna derweil ebenfalls eine akademische Karriere an, studiert, arbeitet in einem Verlag in Wien für die Wiederentdeckung vergessener Autorinnen, versucht eine Dissertation voranzutreiben – und doch ist die Beziehung von Magnus und Muna eine, die nie auf Augenhöhe stattfinden wird.

Das seziert Terézia Mora in ihrem Roman ganz deutlich. Eng ist man dran an der Erzählerin Muna, die sich nach Magnus verzehrt, ihn an sich binden möchte und so auch nie wirklich von ihm loskommt – er ist eine Hälfte ihres Lebens, dem sie auch eine ganze Hälfte ihres ganzen Lebens schenken wird.

Immer wieder beherrschen Gedanken an ihn ihre Überlegungen, lenken sie von ihrem eigenen Vorankommen ab und verheißen ihr die Illusion einer Zukunft, die es so nicht geben wird.

Schläge, Aggression, schließlich sogar körperlicher Abbau und ein gefährlich naher Schritt an den Abgrund des Wahnsinns – all das löst dieser Magnus in Muna aus, womit man eigentlich alle Anzeichen einer toxischen Beziehung beisammen hat. Es ist eine gefährliche Beziehung, die Muna zwar nicht guttut, von Terézia Mora aber absolut nachvollziehbar und plausibel geschildert wird.

Eine toxische Beziehung

Wie kommt es zu einer solchen Beziehung, in der man selber nicht mehr für sein Glück entscheidend ist, sondern der Gegenüber? Was bleibt, wenn man sein Leben auf ein Gegenüber ausgerichtet hat, das den eigenen Erwartungen und Hoffnungen immer wieder zuwiderläuft? Das sind Überlegungen, die hinter Terézia Moras Muna oder Die Hälfte des Lebens aufscheinen.

Die Welt Munas mitsamt dem Aufwachsen im kleinbürgerlichen Jüris hinter dem Eisernen Vorhang, der Aufbruch nach Berlin und das gemeinschaftliche Leben in einer Villa, der akademische und literarische Betrieb, all das ist treffend und sehr genau gezeichnet. Der zentrale Punkt des Romans aber – also die Motivation der Anziehung Munas hin zu Magnus – bleibt dabei leer.

Das ist die große Stärke dieses Romans, der auf einfache Antworten und Charakterisierungen verzichtet. Der sich entziehende Magnus, der Gewaltexzess in der Beziehung der beiden, Muna, deren Verehrung von Magnus‘ und deren Hinterherlaufen geradezu an eine hündische Verehrung grenzt, das alles wird durch Munas Erzählperspektive ungefiltert erzählt und lässt manchmal einen möglichen korrigierenden Eingriff durch die Leser*innen notwendig erscheinen, der freilich ausbleiben muss. Es ist ein Roman, der all der weiblichen Selbstermächtigung, die in letzter Zeit verstärkt auf dem Buchmarkt präsent war, entgegenläuft und so einen ganz eigenen Ton entwickelt.

All das macht aus Muna oder Die Hälfte des Lebens eine wirklich eindrückliche Angelegenheit, was auch die Nominierung für die Shortlist des Deutschen Buchpreises folgerichtig erscheinen lässt.


  • Terézia Mora – Muna oder Die Hälfte des Lebens
  • ISBN 978-3-630-87496-8 (Luchterhand)
  • 448 Seiten. Preis: 25,00 €
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Thilo Krause – Elbwärts

Von der Heimkehr in die ostdeutsche Provinz, von der schwierigen Vaterrolle und von einer bedrohlichen Flut: Thilo Krause in Elbwärts über die späte Aufarbeitung der eigenen Kindheit.


Der Rückzug in die ostdeutsche Provinz als Handlungsort für die Aufarbeitung der eigenen Kindheit – er hat in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur Konjunktur. Neben ellenlangen Titeln ist diesen Büchern eine recht ähnliche thematische Gemengelage zueigen. Medial breit (und etwas am Thema vorbei) besprochen wurde zuletzt Lukas Rietzschels Debüt Mit der Faust in die Welt schlagen. Auch Manja Präkels Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß wäre in dieser Reihe zu nennen, das 2018 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde.

Und nun legt der in Zürich lebende Lyriker Thilo Krause einen weiteren Roman vor, der sich nahtlos in das Strickmuster der obigen Romane einpasst. Zwei Freunde, die in der ostdeutschen Provinz (hier in der Sächsischen Schweiz) aufgewachsen sind. Eine schleichende Entfremdung, ein Wegzug des erzählenden Protagonisten. Nun eine Rückkehr an den Ort der Kindheit. Die Konfrontation mit der eigenen Geschichte, das Offenlegen der Brüche in der eigenen Biografie und der Versuch der Ergründung, was da so alles schiefgelaufen ist. Im eigenen Leben, in dem der Freunde und vor Ort, wo meist die Themen Landflucht, der Niedergang der Wirtschaft und das Erstarken von Neonazis dominieren.

Diesen Musters bedient sich auch Elbwärts. Dabei ist Krauses Erzähler einer, der in der erzählten Gegenwart für mich merkwürdig schwammig bleibt. Er hat zusammen mit seiner Frau Christina und „Der Kleinen“ ein altes Haus in seinem Heimatort bezogen. Im Garten rauschen die Obstbäume, drunten im Dorf die Elbe. Einen Job hat er keinen, vielmehr streift er barfuß durchs Dorf und die umliegenden Wälder. Seine Frau renkt die Knochen und Wirbel der Dorfbewohner ein, er bringt die gemeinsame Tochter in den Kindergarten. Trotz des beschaulichen Aufgabenumfangs ist er dieser Aufgabe allerdings nicht gewachsen. Er vergisst die Tochter im Kindergarten, während er die Wälder und Gesteinsformationen durchstreift und beklettert. Immer wieder imaginiert er sich bei diesen weltvergessenen Ausflügen zurück in seine Kindheit.

Erinnerungen an eine Kindheit in der Sächsischen Schweiz

Von dieser erzählt Krause mithilfe von Rückblenden. Von Vito, seinem besten Freund damals, mit dem er die Berge der Sächsischen Schweiz erklomm. Mit dem er sich die Zeit bei den Pionieren vertrieb oder Kaulquappen aus dem örtlichen Teich rettete. Und davon, wie Vito sein Bein verlor. Wie dieser blieb. Und wie sich der Erzähler davonmachte, weg von diesem Ort, der mit so vielen Erinnerungen versehen ist.

Thilo Krause - Elbwärts (Cover)

Nun ist er wieder da. Entzweigerissen vom Wunsch nach Kontakt mit Vito und der Angst genau davor. Er durchwandert die Wälder, philosophiert mit dem tschechischen Busfahrer und versteckt sich vor den Neonazis, die in den Wäldern ihre Lager abhalten. Während er in der Natur wie in seinem Element scheint, entgleitet ihm sein Familienleben aber zusehends. Und dann ist da auch noch die Elbe, die anschwillt und nicht nur viel Wasser mit sich führt, sondern auch die Verhältnisse vor Ort durcheinanderwirbelt.

Elbwärts ist im Kern ein nostalgisches Buch, das noch einmal die Gefährlichkeit einer Kindheit in der Provinz heraufbeschwört. Damals, als man ganze Nachmittage nur mit seinem besten Freund Abenteuer erlebte. Als die Eltern nicht wussten, wo man sich herumtrieb und in welche Gefahren man sich begab. Und demgegenübergestellt die Frage nach Vaterschaft heute.

Dabei arbeitet Krause die ganzen Paradoxien im Wesen des Erzählers (und damit in fast aller unser Wesen heraus). Früher durchlebte man diese Abenteuer, setzte sich und anderen beim Spielen großer Gefahren aus und berauschte sich daran. Eine solche Gefahr würde man seinen eigenen Kindern heute freilich verbieten. Auch der Erzähler würde es kaum zulassen, dass sich seine Tochter jemals in eine solche Lage brächte, wie er es tat.

Im Gegenteil, er überbehütet sein Kind fast, nimmt es extra aus der Kindergartengruppe heraus, um mit ihm zu Mittag zu essen. Dann aber wieder vergisst er die Schließzeiten der Kita, schläft beim Klettern ein. Eine widersprüchliche Figur, schwankend irgendwo zwischen Nostalgie, dem Wunsch nach Versöhnung und einer Depression. Die Frage nach Vaterschaft verhandelt Elbwärts auf interessante (und manchmal anstrengend) Art und Weise.

Bildstarke Prosa von Thilo Krause

Gesellschaftlich ist Elbwärts wohl wenig relevant beziehungsweise kann außer den eingangs bereits abgesteckten Themenfelder wenig Neues erzählen. Für die Situation vor Ort interessiert sich der Erzähler nicht wirklich. Er versteht auch die Bewohner vor Ort nicht und umgekehrt. Das gesellschaftliche Setting ist hier einfach gesetzt (und schon vorher ähnlich behandelt worden). Vom Land und von der Zeit erzählt Elbwärts in meinen Augen weniger, wenngleich das der Klappentext suggeriert.

Malerisches Vorbild: Caspar David Friedrich

In der Zeichnung der widersprüchlichen Figur des Erzählers hingegen ist Krause stark, genauso wie in puncto Sprache, in die das Buch gekleidet ist. So ist sein Erzählton von lokaler Verbundenheit geprägt (häufig etwa das regionale Verb krauchen). Seine Sätze sind zumeist kurz und präzise. Die voherigen lyrischen Veröffentlichungen merkt man dieser Prosa an. Seine Schilderungen der Felslandschaft und der darin erlebten Abenteuer lesen sich (unterstützt durch das tolle Cover) bildstark. Nicht zuletzt erzeugt das Krause auch dadurch, dass er das Kopfkino dadurch anwirft, indem er selbst auf die Romantik und Maler rekurriert, die ähnliche Beschreibungen wie er selbst schufen, allen voran Caspar David Friedrich.

Sprachlich ordne ich Elbwärts klar vor den Werken Rietzschels und Präkels ein. Und auch in Belang auf Vaterschaft, Nostalgie und Sehnsucht ist Krauses Buch in meinen Augen interessant. Für mich funktioniert die (wahrscheinlich bald wieder einsetzende) mediale Überformung dieses Romans hin zu einem Erklärbuch der ostdeutschen Zustände nicht. Was aber die sonstigen Aspekte des Werks angeht, ist das hier wirklich gut gemacht und hat mich überzeugt.


  • Thilo Krause – Elbwärts
  • ISBN 978-3-446-26755-8 (Hanser)
  • 208 Seiten, Preis: 22,00 €
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Paula Irmschler – Superbusen

Es gibt zweifelsohne attraktivere Orte als Chemnitz. Und es gibt auch deutlich attraktivere Vornamen für eine Mittzwanzigerin als Gisela. Aber es hilft ja alles nichts – Gisela ist nun mal in Chemnitz gelandet. Wie es dazu kam, was die junge Frau dort treibt und was es mit dem ominösen Superbusen auf sich hat, davon erzählt Paula Irmschler in ihrem Debüt. Keine große Literatur, aber ein Buch, das Spaß macht und einige Debatten unserer Tage aufgreift.


Thorsten, das hättest du mir so nicht zugetraut
Ich hab‘ die Technik ganz alleine aufgebaut
Natürlich muss da nochmal jemand drüber schauen
Doch ich hab‘ das ganz ordentlich verkabelt für ’ne Frau .

So singt es reichlich selbstironisch die Chemnitzer Band Blond, die aus den beiden Schwestern Nina und Lotta Kummer und Johann Bonitz besteht. Weiter heißt es in ihrem Song Thorsten:

Hör nicht drauf
Wenn ich mich über den Sound beklage
Weil der Sound ist nicht schlecht, hey
Ich hab einfach meine Tage
Aber scheiß drauf, scheiß auf den Ton
Weil das reicht aus, du sagst du regelst das schon
Mach da kein Ding draus, wir sollen jetzt nicht so tun
Am Ende sind wir eh nur hübsche Dekoration

Blond – Thorsten

Zwar ist Giselas Band Superbusen nicht ganz so bekannt wie die Band der Kummer-Schwestern. Die Probleme, die sie in ihrem Text ansprechen, sind aber auch Gisela wohlbekannt. Als Frau in einer Band gilt man automatisch als weniger kompetent. Paternalistische Tontechniker wollen den Frauen erklären, wie der Hase läuft. So viel Mühe in Sachen Sound gibt man sich für weibliche Bands eh nicht. Und so etwas wie Respekt erntet man für seine Musik eh kaum.

Wenig Schwung im Leben

Paula Irmschler - Superbusen (Cover)

Doch den hätte Giselas Punkband Superbusen alleine schon für ihren Titel oder Songtitel wie Sterbeschlüpfer oder Thomas Goletz, du hast mein Leben zerstört verdient. Zusammen mit anderen antriebslosen Freund*innen gründet sie ihre Band, die ihrem Leben etwas Schwung verleihen soll. Denn bislang ist von Schwung oder Zielstrebigkeit in Giselas Leben nichts auszumachen.

Sämtliche Semsterverlängerungen und Prüfungsverschiebungen sind ausgereizt. Auf dem Konto herrscht Ebbe. Das WG-Zimmer in Chemnitz kostet zwar kaum etwas – Lebensqualität sieht aber auch anders aus. Zusammen mit anderen linken Kommiliton*innen plant man Aktionen, fährt in andere Städte, demonstriert gegen Rechts, wird von Neonazis gejagt und verprügelt. Man schnorrt sich so durch das Leben. Der richtige Schwung aber, er fehlt.

Ein Lebensgefühl, das auch die bekannteste Chemnitzer Band Kraftklub (die aus der anderen Hälfte des Kummer-Clans besteht) in ihrem Song Karl-Marx-Stadt vertont hat.

Ich steh‘ auf keiner Gästeliste, ich bin nicht mal cool
In einer Stadt, die voll mit Nazis ist, Rentnern und Hools
Ich cruise Banane essend im Trabant um den Karl-Marx-Kopf
Die Straßen menschenleer und das Essen ohne Farbstoff
Diskriminiert, nicht motiviert
Von der Decke tropft das Wasser, nichts funktioniert
Und so wohnen wir in Sachsen auf modernden Matratzen
Immer gut drauf auch ohne Kohle in den Taschen

Kraftklub – Karl-Marx-Stadt

Die Armut, die Motivations- und Antriebslosigkeit, sie kann man auch in Paula Irmschlers Roman wiederfinden. Ihr Chemnitz ist ebenfalls voll von Hooligans und Nazis. Die unfassbaren Ausschreitungen von Chemnitz 2018, die Aufmärsche, die Hetzjagden und die darauffolgende Demonstration unter dem Motto #wirsindmehr spielen in ihrem Buch eine Rolle. Die Zerrissenheit der Stadt, die Dominanz der Rechten, die Schwäche der Linken – sie finden sich in Superbusen wieder und wird von ihr durchaus treffend analysiert.

In Marburg sind alle [Linken] sehr viel progressiver unterwegs und machen Lesekreise und Plena. Wir hatten nie Lesekreise, wir haben nicht mal besonders viel gelesen. Unsere Plena waren einfach Treffen unter Freunden und Bekannten, bei denen etwas schlecht gefunden, etwas dagegen geplant und irgendwann lustige YouTube-Videos angemacht wurden. Wir waren nicht anti-intellektuell, wir hatte nur immer anderes zu tun.

Irmschler, Paula: Superbusen, S. 210

Literarisch betrachtet schwach

Literarisch betrachtet ist Superbusen schwach. Das Buch ist eng dran an Umgangssprache, so etwas wie Eleganz und Rhythmus findet sich in Irmschlers Prosa nicht. Sätze wie die folgende sprechen für sich.

Als ich nach Chemnitz zog, war wie heute Montag. Es war Oktober und hat geregnet wie Sau.

Irmschler, Paula: Superbusen, S. 39

Ebenso antriebslos wie Giselas Leben ist auch das Buch selbst. Ein Handlungsbogen oder so etwas wie eine Beschleunigung hin zu einem bestimmten Ereignis, es fehlt. Die lakonische Handlung tritt auf der Stelle, wenngleich Gisela durch die halbe Republik gondelt, den Kölner Karneval besucht oder Superbusen gründet. Es geht kaum etwas vorwärts. Und trotzdem macht das Buch durch seine schnoddrige Erzählweise, den Humor, die gesellschaftliche Relevanz Spaß.

Auch greift Irmschler Themen wie das Erstarken der Rechten, die Schwäche der Linken, Diskriminierung von (dicken) Frauen im Popgeschäft oder Tabuthemen wie Menstruation auf, die hier angenehm unaufgeregt nebenbei einfließen. Der feministische Einschlag des Buchs ist klar erkennbar – und er tut Superbusen gut.

Wie ist das Buch nun also zu bewerten? Für mich ein typischer Fall von einem Easy Read, wie gemacht für den Sommer. Ein gelungener Blick in ein linkes Milieu, der in der zeitgenössischen Literatur so nicht häufig gewagt wird. Sprachlich eher wenig relevant, gesellschaftlich schon eher. Ein feministischer Pop-Roman mit gutem Soundtrack.

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Lutz Seiler – Stern 111

Ganz egal wo wir landen. Mein Zuhause ist kein Ort. Das bist du.

Fynn Kliemann: Zuhause (2019)

Wo gehören wir eigentlich hin? Und was ist dieses Zuhause eigentlich? In Stern 111 findet Lutz Seiler ganz eigene Antworten auf diese Fragen und erzählt von Wohnungsbesetzern, DDR-Auswanderern und einer schwebenden Ziege.


Ja was ist nun mit diesem Zuhause? Ist es ein Ort? Ist es der Verbund von Menschen? Oder der Ort, dem die eigene Familie entstammt? Im Falle Carl Bischoffs wäre das Zuhause Gera. Doch da halten es weder er noch seine Eltern Inge und Walter lange aus. Denn wir schreiben die Zeit kurz nach der Wende im Winter 89/90. Die Grenzer schießen nicht mehr, der sagenumwobene Westen lockt die Eltern, und so lassen sie sich von ihrem Sohn in der Nähe der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze absetzen.

Der Grenzübergang war bevölkert: Spaziergänger, Neugierige, Autoschlangen und Fußgängerströme – das Land schien sich aufzulösen in einer einzigen Wanderschaft. Darunter nicht wenige mit Rucksäcken und Koffern, junge kräftige Wanderer, die wie auf Verabredung zusammenfanden und sich unterstützten, niemand im Alter seiner Eltern. Mit dem großen schwarzen Akkordeonkasen auf dem Rücken sah sein Vater wie ein Kriegsvertriebener aus, der versuchte, ein Stück Hausrat zu retten. Dazu passend ragten die Ruinen einer unfertigen Autobahnbrücke aus dem Tal.

Seiler, Lutz: Stern 111, S. 29 f.

Während Walter und Inge den Westen erkunden, soll der Sohn derweil das Zuhause in Gera und den Shiguli hüten. Doch schon bald fällt Carl die Decke auf den Kopf, während draußen ein Land zerfällt und ein neues entsteht. Und so schnappt er sich den Wagen aus russischer Fabrikation und macht sich auf nach Berlin. Dort, in der nun nicht mehr geteilten Hauptstadt, landet er einem Schiffbrüchigen gleich und muss feststellen, dass der Osten und der Westen in Berlin doch noch existieren.

Ein neues Zuhause

Er entdeckt dort eine Welt, die wie von einem anderen Stern wirkt. Ganze Straßenzüge sind verlassen, monolotische Wohnblöcke, in denen keine Menschen mehr wohnen und Grenzposten, die immer noch ein Land bewachen, das es so nicht mehr gibt.

Carl bewunderte dieses goldgelbe Gebäude [die Staatsbibliothek], das wie ein Raumschiff auf der staubigen Brache weit hinter den Plattenbauten der Ebertstraße gelandet war. Von Osten her bis dorthin vorzudringen war ein Kampf, als durchquerte man eine Wüste, die abweisend, kalt und bei Wind grau war von Staub (und Wind wehte dort eigentlich immer, auch wenn im Rest der Stadt Windstille herrschte), vorbei am Container des Grenzübergangs (niemand, der dort seinen Pass verlangte) und vorbei an den Hügeln, unter denen, wie es hieß, die Bunker lagen. Die Brandmauern, die Ruinen, die Pfeiler der Magnetschwebebahn – als durchschritte man ein verlassenenes Versuchsgelände, dachte Carl, das man niemals hätte betreten dürfen, ein Trümmerplatz, auf dem man sich hüten musste, nicht verlorenzugehen.

Seiler, Lutz: Stern 111, S. 134 f.

Eine fast außerirdisch wirkende Welt, kein Ort, in dem man normalerweise Quartier bezieht. Doch wie das so ist mit dem Zuhause – der Ort bildet nur die eine Hälfte der Rechnung. Zuhause ist doch auch das soziale Umfeld. Mitmenschen, Gesellschaft, Freunde, Familie. Und diese findet Carl auf ungewöhnliche Art und Weise. Nach ersten Übernachtungen im Shiguli wird er als Teil der A-Guerilla Hausbesetzer eines dieser verlassenen und eroberten Wohnblöcke zwischen Rykestraße und Oranienburger.

Die A-Guerilla

Lutz Seiler - Stern 111 (Cover)

Hinten dran am Haus ein kleines Bombenwäldchen, von der Ferne blinkt der Wasserturm. Dort, wo heute das hippe Leben im Prenzlauer Berg pulsiert, sind es 1990 die heruntergekommen Häuser, die das Straßenbild prägen. Ein kleiner Ofen mit Schamottsteinen, ein paar Matratzenteile mit Schnur umwickelt, mehr braucht Carl für seine Anfänge im besetzten Haus nicht. Für weiteres Interieur bedient sich die Gruppe aus den umliegenden Häusern, bricht in Wohnungen ein oder erobert sich verlassene Geschäfte. Zusammen bilden die Bewohner des Hauses eine verschworene Gruppe, die auf den Namen A-Guerilla getauft wird.

Carl wird schnell als Teil der Gruppe akzeptiert und verdingt sich in der Folge als Maurer und als Teilzeitpoet mit Ambitionen.

Der Sommer begann mit dem Hissen der Fahne. Im Fenske-Keller hatte der Hirte ihren edlen Stoff entrollt: schwarze Seide, auf die ein scharlachrotes A aufgenäht war. „Das ist unser A“, sagte der Hirte. „Es erzählt von der Schwer des Anfangs, von der Würde der Arbeit, und es erzählt von uns, der Arbeiter-Guerilla. Es ist ein dreifaches A.“

Seiler, Lutz: Stern 111, Seite 217

Es ist eine ungewöhnliche Gemeinschaft von Outcasts, die hier ihr im Kiez ihr eigenes Utopia gründen möchte. Schnell wird Carl als Maurermeister einer der Helden der Arbeits-Guerilla. Die Assel dient ihnen dabei als Ausgangspunkt. Eine Kneipe, die sich schnell als Wohnzimmer und Lebensmittelpunkt etabliert. Bald steht schon eine Mikrowelle unter dem Tresen, dann wird in Kindergarten-Manier eine beschriftete Garderobe für die lokalen Freudenmädchen angebracht. Schon bald wächst die höchst heterogene Kundschaft. Die A-Guerilla werkelt an der Kneipe und diese wird in der Ost-Berliner Untergrundszene zusehends „Kult“.

Zu diesem Kult trägt auch die bunte Mischung aus Hausbewohnern bei. Fantasten, Revoluzzer und Gestrandeten inklusive Dodo, einer Ziege, die später im Buch sogar noch das schweben lernt.

Auch ein Gentrifizierungsroman

Besetztes Haus in der Kollwitzstraße 1990 (Quelle:Bundesarchiv, Bild 183-1990-1211-013 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de)

Stetig wächst die Gemeinschaft, Wohnungen werden neu besetzt, andere Mitglieder der Gemeinschaft gehen wieder ihrer Wege. Aber auch wenn Stern 111 nur ein wenig mehr als ein Jahr in diesem Berliner Kiez beschreibt, ist das Buch doch auch Gentrifizierungsroman, der im Kleinen vorwegnimmt, worüber wir heute gesellschaftlich übergreifend diskutieren. Der Berliner Mietendeckel, ganze Wohnblöcke, die von Investoren aufgekauft werden, die Gentrifizierung, die ganze Stadtteile verödet. Alle Schlagwörter und Probleme, die dieser Tage zirkulieren, können auf Stern 111 rückgebunden werden. Das Wohnen als kostenloses Grundrecht, wie es Carl bald begreift, es wird im Buch immer wieder thematisiert.

An die Wand über den Briefkästen hatte jemand WRUBEL-KAPITALISTENSAU geschrieben. Tatsächlich hatten alle Mieter den Brief einer Erbengemeinschaft empfangen, unterzeichnet von einem Mann namens Wrubel. Die Miete, hieß es, würde demnächst erhöht, für Carls Wohnung von 31,80 auf glatte 50 DM.

„Aber du hast ja gar keinen Vertrag“, hatte So-nie gesagt, ohne jeden Beiklang in seiner Stimme. „Schlagen hier auf auf von irgendwo und wollen Kasse machen.“

Seiler, Lutz: Stern 111, S. 366

Im Epilog schildert Carl dann, wie er dann kurz darauf von der Erbengemeinschaft auf 143,25 DM erhöht wird. Die Grundmiete sei ein paar Mark pro Quadratmeter gestiegen, dazu kämen die Betriebskosten. Eine Szene, die angesichts der heutigen Mietpreise leicht lächeln lässt. Aber schon hier deutet sich alles an, worüber heute umso erbitterter gestritten wird, da der Wohnraum immer knapper und die Preise immer exorbitanter werden, und das nicht nur in der Hautptstadt. Zuhause ist eben mittlerweile auch zu einer Sache geworden, die man sich leisten können muss.

Ein sicherer Sieger

Etwas mokant könnte man sagen, dass die Jury des Preises der Leipziger Buchmesse Lutz Seilers Roman geradezu prämieren MUSSTE. Allzu verlockend die Melange der Themen, die bei solchen Preisen zumeist ausgezeichnet werden: Ein Berlinroman, ein Buch über die Wendezeit und dazu noch eine gut gemachte Coming of Age-Geschichte mit Liebesirrungen und Liebeswirrungen? Ein Setzen auf Stern 111 als Preisträger hätte im Wahlbüro wahrscheinlich gerade einmal ein wenig mehr als den Wetteinsatz als Gewinn eingebracht.

Natürlich kann man dabei beklagen, dass die Wahl sehr berechenbar und das Thema des Buchs alles andere als neu ist. Schon einmal beackerte Lutz Seiler bekanntlich mit Kruso das Feld des deutschen Wenderomans (der auch im Stern 111 seinen Auftritt hat). Der wie sein Protagonist in Gera geborene Dichter heimste dafür 2014 den Deutschen Buchpreis ein. Das Wendethema ist omnipräsent, auch im Suhrkamp-Verlag erschienen schon diverse Bücher mit diesem Sujet (die dann wie im Falle Uwe Tellkamps ebenfalls gerne mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurden). Eine sichere Bank also für einen Gewinn.

Aber durch die feinfühlige Sprache, die bildmächtigen Schilderungen und die Präzision, mit der Seiler sein Milieu in aller Akribie schildert, ist der Roman auch als Preisträger nachvollziehbar. Ähnlich wie der Fotograf Daniel Biskup vor kurzem in seinem Bildband Wendejahre: Ostdeutschland 1990-1995 diese vergangene Welt mit seinen Fotografien noch einmal in die Jetztzeit zu holen, gelingt es im vorliegenden Fall auch Lutz Seiler. Allerdings setzt er eben auf das Gestaltungsmittel Worte, das aber mehr als gekonnt.

Die Qualität der Prosa Seilers ist unbestritten, der Roman trotz seiner hohen Seitenzahl atmosphärisch dicht und genau – und in seiner Vielzahl an Themen vielgestaltig interpretierbar. Ein Buch, das den Sieg des Leipziger Buchpreises verdient hat, und das auch mir als Nachwendegeborenen und Nicht-Berlin die Welt in den Straßen und Häusern der Hauptstadt 1990 nahegebracht hat.

Weitere Besprechungen:

Weitere Meinungen zum Buch findet man hier: Buchrevier und Aufklappen haben über das Buch geschrieben genauso wie Marina Büttner und Letteratura.

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