Tag Archives: Frauen

Jennifer Clement – Gebete für die Vermissten

Die Mädchen Mexikos

Mexiko: Drogenlabor Amerikas und immer wieder Lieferant von grausamen Meldungen über Bandenkämpfe.
Großartige Bücher beleuchten dieses Thema : T.C. Boyles „América“ etwa oder Don Winslows „Die Tage der Toten“. Ein Weiteres muss nun mit diesen Büchern genannt werden. Jennifer Clements Roman „Gebete für die Vermissten“ ist ein unbeschönigendes Buch, dass das Leid der Frauen in Mexiko plastisch macht.

Die Autorin entführt darin in die staubige Bergwelt Mexikos, in ein Dorf in dem Männer Mangelware sind. Diese hat es über die Grenze ins prosperierende Amerika gezogen, während die Mütter mit ihren Töchtern in Mexiko in permanenter Angst vor Übergriffen leben. Die Kinder werden möglichst hässlich und versteckt gehalten, um Entführungen durch Kartelle zu entgehen. Clement schildert diese Welt durch die Augen von Ladydi, einem jungen Mädchen, das auf nur 230 Seiten eine schmerzhafte Odyssee durchmacht.

Es ist wahrlich keine Gute-Laune-Lektüre, die Jennifer Clement in ihrem Buch serviert. Dennoch lohnt sich „Gebete für die Vermissten“, weil es Einblick gewährt in eine Welt, die sich unserem täglichen Interesse doch sehr entzieht und so weit weg erscheint. Umso wichtiger, dass diese Literatur aufzurütteln vermag und für das tägliche Leid und die Schicksale gerade der weiblichen Bevölkerung in Mexiko sensibilisiert.
Daher sei dieses Buch jedem aufmerksamen Leser empfohlen, der über den Tellerrand blickt und der die Augen vor der Realität nicht verschließen will!

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Roberto Costantini: Du bist das Böse

Italien mal anders

Wer hat’s geschrieben? Roberto Costantini, 61 Jähriger ehemaliger Unternehmensberater und Ingenieur, hat mit diesem Buch noch einmal einen beruflichen Wechsel gewagt und ist unter die Kriminalschriftsteller gegangen
Worum geht’s? Ein Mordfall, der zur Passion wird. Costantini zeigt in Du bist das Böse die zwei Seiten seines Ermittlers Balistreris. 1982 herrscht in ganz Italien WM-Euphorie, denn die Squadra Azzura spielt fantastisch. Da kommt dem jungen Commissario das Verschwinden einer jungen Angestellten des Vatikans denkbar ungelegen daher. Widerwillig ermittelt er in der sommerlichen Hitze und findet schließlich den Mörder. Nach ungefähr 200 Seiten springt die Handlung dann ins WM-Jahr 2006 und man ist Zeuge, wie sich Balistreri in einen deprimierten alten Ermittler verwandelt hat, der sich durch sein Leben schleppt. Doch schließlich muss er wieder ran, denn es hat den Anschein, als seien wieder junge Frauen in Rom verschwunden.
Warum sollte man es lesen? Vatikan, lebensfroher Ermittler, junge Frauen, die verschwinden? Hat man so ja schon mal alles gelesen, doch nicht so wie Roberto Costantini seinen Roman aufbaut. Seine in zwei Teile zerfallende Erzählung zeigt einen komplexen Kommissar in einem nicht minder komplex aufgebauten Kriminalfall. Da er schon im ersten Band seiner geplanten Trilogie mächtig vorlegt, darf man gespannt sein, was da noch alles kommt.
Was gibt es nicht? Ein simpler Roman mit einem sympathischen Filou als Ermittler. Gerade der zweite Teil des Romans ist deutlich düsterer als der Auftakt und so muss man schon gewaltig aufpassen ob der zahlreichen Charaktere und Namen der verschwundenen Frauen, damit man den Überblick über das große Ganze behält.
Wem gefällt das?: Alle, die Commissario Brunetti satt haben, keine Vatikanthriller mehr lesen wollen und die italienische Kriminalliteratur mal von einer anderen Seite kennen lernen wollen. Du bist das Böse ist alles andere als leichte Lektüre, dafür besticht der Roman durch einen komplexen Plot, bei dem sich Costantini schon anstrengen muss, damit die beiden Nachfolgebücher auch so gut werden!
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