Tag Archives: Sommer

Das literarische Doppel: Madame Nielsen und Max Scharnigg

Manche Ideen für literarische Doppel liegen auf der Hand: bei den vorliegenden Büchern von Madame Nielsen und Monsieur Max Scharnigg ist das mal wieder der Fall. Alleine schon die Titel Der endlose Sommer und Der restliche Sommer laden zu Vergleichen ein. Und auch inhaltlich bieten die beiden Büchern viele Berührungspunkte.

Madame Nielsen erzählt in ihrem preisgekrönten Buch von einem Reigen Menschen, die einen endlosen Sommer erleben. Wer nun aber an durchtanzte laue Sommernächte, Familienfeste im Grünen und Strand denkt, der liegt falsch. In Nielsens Buch ist auch der Tod und die Endlichkeit stets präsent, pures Glück findet sich in diesem Buch nicht, eher ist das Buch ein melancholisches und sich seiner Endlichkeit bewusstes Requiem. Ganz besonders macht es dazu die Sprache, die die Dänin Nielsen verwendet. Denn diese ist nicht anders als endlos zu nennen. Unendlich scheinende Bandwurmsätze voller Kommata, verschwimmende Strukturen und eine sich selbst auflösende Syntax. Das ist experimentell und stellenweise wirklich anstrengend zu lesen (Übersetzung aus dem Dänischen von Hannes Langendörfer).

Ganz anders ist da zunächst das Buch Der restliche Sommer von Max Scharnigg. Das Buch ist sehr zugänglich, setzt aber bei tieferer Betrachtung auch auf ein fast identisches Thema wie Madame Nielsen. Zudem ist bei beiden Autor*innen das handlungsentscheidende Sehnsuchtsland das Gleiche: Portugal.

Dänischer Sommer versus Deutscher Sommer

Auch bei Scharnigg gibt es einen Reigen von Figuren, die miteinander in Abhängigkeit stehen. Anders als bei Madame Nielsen aber bekommen die Figuren hier allesamt Kontur und werden lebendig. Es handelt sich bei diesen Personen um einen Kolumnisten, der als Benimmpapst einer Zeitschrift schriftliche Ratschläge gibt (Harald Martenstein lässt grüßen). Desweiteren gibt es eine Paartherapeutin, die selbst getrennt ist, ein hypochondrischer und larmoyanter Entwickler, eine junge Feministin und noch viel mehr. Die Personen treten alle durch ihre Handlungen in Wechselwirkung miteinander und erleben alle auf ihre Art einen besonderen Sommer. Max Scharnigg ist ein viel zu guter Autor, um hier aber in die Kitsch-Falle zu treten. Vergänglichkeit und Scheitern runden hier auf angenehm realistische Weise die gesamte Handlung, sodass kein literarischer Sonnenstich zu erwarten ist. Besonders gut gefällt mir auch die schriftstellerische Klasse Scharniggs, immer wieder prägnante Formulierungen und Wendungen zu finden, sodass seine Figuren wirklich vor das Auge des Lesers treten.

Man kennt das ja von einem Urlaub am Strand, an dem Lektüre in Buchform dabeihatte. Immer wieder rieselt einem Sand entgegen, wenn man das Buch daheim wieder aufklappt. Würde man Der restliche Sommer nehmen und ähnlich wie nach einem Strandurlaub verfahren – hier würden an allen Stellen tolle Bonmots und treffende Beobachtungen aus den Seiten rieseln. Ganz große Klasse!

Leicht, aber nicht zu leicht, tolle Formulierungen – so stelle ich mir Sommerlektüre mit Anspruch vor. Der Gewinner meines literarischen Doppels steht fest!

 

Diesen Beitrag teilen

Büchertipps für den Urlaub

Die Urlaubssaison steht in den Startlöchern. Und weil es für einen Urlaub nichts Besseres gibt, als ein tolles Buch (oder auch zwei oder zehn), kommen hier fünfzehn Büchertipps für eine gelungene Urlaubsbegleitung. Alle Bücher erschienen dieses Jahr und entführen mal in fremde Länder, mal in vergangene Zeiten und mal in Welten, die uns ohne Bücher verschlossen blieben:

 

Der erste Buchtipp entführt gleich in exotische Gefilden. In Rachel Kushners Debütroman Telex aus Kuba erzählt sie meist aus der Sicht von Expat-Kindern vom Kuba der 50er Jahre. Die Castro-Brüder putschen, Provokateuere wiegeln die Landbevölkerung auf. Und mittendrin die kindlichen Erzähler, Stripperinnen und Ernest Hemingway.

Knifflig wird es bei einem der besten Krimischriftsteller der Gegenwart. Adrian McKinty lässt seinen katholischen Bullen Sean Duffy bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere auf ein Locked-Room-Mystery stoßen. Eine ermordete Journalistin im abgeschlossenen Schloss von Carrickferrgus. Keine Möglichkeit für den Täter, um in den Burghof zu gelangen oder zu entkommen. Wie hat das der Mörder das angestellt?

Fantastischer geht es da im barocken Roman des jungen Autors Forrest Leo zu. In Der Gentleman prallt die Handlung auf Fußnoten, die Liebe auf Suizide und überall hat der Teufel seine Hand im Spiel. Ein überwucherndes, gewitztes und spritziges Buch, das wie aus der Zeit gefallen wirkt und ins England 1850 entführt.

Von großer Aktualität hingegen ist Karine Tuils Zeit der Ruhelosen, das uns ins Frankreich der Gegenwart bringt. Macht, Politik und Journalismus. Tuil entwirft ein großes Panorama der Zustände im Machtapparat Frankreichs. Und dieses Panorama ist kein schönes oder schmeichelhaftes Bild unserer Nachbarn, sondern ein hartes Porträt, das von Machtstreben, Skandalen und kleinen und großen Kriegen dominiert wird.

Von einem Krieg handelt auch Licht des Neuseeländers Anthony McCarten. Und zwar den, den Thomas Alva Edison für seine Erfindungen ausfocht und der ihn in den Clinch mit Menschen wie JP Morgan und Nikola Tesla brachte. McCarten lässt den Erfinder sein Leben rekapitulieren und erschafft dabei viele unvergessliche Figuren, die sein Buch bevölkern.

 

Eine weitere interessante neue Erzählstimme aus Neuseeland kommt von David Coventry. Jener erzählt in Die unsichtbare Meile auf höchst literarisch ansprechende Weise von einem Radsportteam aus Neuseeland, das bei der Tour de France im Jahr 1928 antritt, um ins Rennen der besten Radfahrer der Welt einzugreifen. Dabei plagen sie nicht nur die sportlichen Konkurrenten, sondern auch Erinnerungen an den 1. Weltkrieg.

DER literarische Beitrag zum (überhypten) Lutherjahr kommt von Feridun Zaimoglu, der einen schwer fasslichen und anstrengenden, dann aber auch brillanten Roman rund um den Reformator geschrieben hat. Jener sitzt, bewacht von einem katholischen Landsknecht, auf der Wartburg und schreibt an seiner Bibelübersetzung, als das Böse die Burg heimsucht. Literatur wie ein Kanten Brot aus dem Mittelalter: hart, manchmal schwer zu kauen, aber auch nahrhaft und lohnenswert.

Wir reisen etwas weiter in der Zeit und landen bei Ulf Torreck alias David Gray, der ins schmutzige und mörderische Paris 1805 entführt. Ein Mörder geht in den Gassen der Seine-Metropole um und meuchelt junge Frauen. Der Teufel geht um – so raunt man in den Gassen. Doch der Polizist Louis Marais mag nicht so recht an die okkulten Zeichen glauben und macht sich mit keinem Geringeren als dem Maquis de Sade auf die Suche nach dem Täter.

Ein wahres Epos hat der Filmemacher und Autor Chris Kraus mit Das kalte Blut erschaffen. 1200 Seiten Breitwandunterhaltung. Ein Patient im Krankenhaus erzählt seinem Bettnachbarn seine Lebensgeschichte und wie es dazu kam, dass er mit einer Kugel im Kopf nun im Krankenhaus liegt. Das Problem an der Sache – der Erzähler ist ein brutaler Nazi, der im Dritten Reich und dann im BND Karriere gemacht hat. Die deutsche Antwort auf Die Wohlgesinnten.

Der BND spielt auch im nächsten Buchtipp eine essenzielle Rolle, genauso wie das BKA, die Politik und eigentlich der gesamte Machtapparat Deutschlands. Jener droht in Andreas Pflügers Epos Operation Rubikon von einem Kartell unterwandert zu werden, das nur ebenjene Operation Rubikon stoppen könnte. Für den Erfolg der Aktion muss die Staatsanwältin Sophie Wolf fast alles opfern. Im deutschen Thriller hat man so etwas Ambitioniertes und Komplexes selten gelesen.

 

Eine englische Ehe beschreibt ebenjene Ehe zwischen einem Literaturprofessor und seiner Frau. Diese verschwand nach einer ausgedehnten Schwimmrunde und niemand weiß, was seitdem geschehen ist. Als nun der emeritierte Professor meint, seine Frau wieder auf der Straße entdeckt zu haben, beginnt eine Re- und Dekonstruktion jener Ehe. Schön komponiert und ein nüchterner Blick auf die Institution Ehe.

Eine Dekonstruktion gibt es auch im folgenden – für den Preis der Leipziger Buchmesse nominierten – Roman des Schweizer Autors Lukas Bärfuss. In Hagard sieht der Erzähler ein paar blauer Schuhe im Zürcher Feierabendgedränge und beschließt, der Besitzerin jener Schuhe zu folgen. In den folgen drei Tagen erlebt der Mann einen Abstieg sondergleichen und wird in einen Strudel gezogen, der sich nicht aufhalten lässt.

Der nächste Schweizer auf dieser Empfehlungsliste lässt ebenfalls einen Mann aus seinem alten Leben ausbrechen. Der Rhetorikprofessor Richard Kraft flie(g/h)t ins Silicon Valley, um dort bei einem Wettbewerb teilzunehmen, der sich um folgende Frage dreht: Weshalb ist alles, was ist, gut – und warum kann es besser gemacht werden? In der Folge ringt Kraft mit sich und wir sind Zeugen dieses Prozesses. Ein Abgesang auf die Spezies Mann und den Neoliberalismus – und noch so viel mehr. Lüscher Buch ist brillant!

Mit Corruption gelingt es Don Winslow endlich wieder, an die alte Größe seiner Epen wie Tage der Toten anzuknüpfen. Er beschreibt den Alltag einer Polizeieinheit, deren Anführer Denny Malone von Korruption und Druck zermalmt zu werden droht. Sein schnell geschnittener Thriller trifft dabei die amerikanischen Zustände auf den Punkt und thematisiert Rassismus, Korruption und Loyalität auf das Vorzüglichste.

Ein Epos ist auch das letzte Buch dieser Empfehlungsschar, nämlich das 200 Jahre umfassende Werk Aus hartem Holz der Pulitzerpreisträgerin Annie Proulx, das von der Besiedelung Kanadas bis zum Raubbau der Gegenwart einen Bogen schlägt und dessen Handlungsnetz fast den gesamten Erdball umspannt. Sie zeigt anhand zweier Clans den unersättlichen amerikanischen Traum nach Energie und Wohlstand. Ein Buch für ausgedehnte Lektüren und nachdenkenswerte Impulse.

 

Was sind eure Entdeckungen dieses Bücherjahres und welche Titel gehören unbedingt in die Strandtasche oder den Koffer?

[Bildnachweis: Flickr, LWYang, unter CC.BY 2.0]

Diesen Beitrag teilen

Emily Walton – Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte

 

Ein Sommer an der Côte d’Azur

FitzgeraldIn einem Wettbewerb um den kreativsten oder außergewöhnlichsten Buchtitel dürfte Emily Walton mit ihrem Roman Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte ganz weit oben auf dem Treppchen landen.  Im Roman erzählt die gebürtige Britin Walton dann auch tatsächlich von jenem Sommer, der für einen Kellner an der französischen Côte d’Azur beinahe tödlich geendet hätte.

1926 reisen Scott und Zelda Fitzgerald an die französische Südküste, um in Juan-les-Pins den Sommer zu verbringen. Fitzgeralds Roman Der große Gatsby wird langsam von der breiten Öffentlichkeit und vom Feuilleton wahrgenommen und der Stern des Schriftstellers steht auf seinem Zenit. Da begegnet Fitzgerald im Urlaub seinem Kollegen und aufsteigenden Autoren Ernest Hemingway. Zwar empfiehlt Fitzgerald den Autor bei seinem Verleger noch weiter, doch im Laufe des Sommers beginnt in ihm auch der Neid auf den jungen Kollegen zu keimen, der den Mikrokosmos aus Stars der Kulturszene an der Côte d’Azur für sich einzunehmen weiß.

Während Fitzgeralds Frau immer kränklicher wird, spricht dieser verstärkt dem Alkohol zu. Dabei möchte er doch nur an seine schriftstellerischen Erfolge anknüpfen und dem jungen Hemingway zeigen, wer der literarische Großmeister in Juan-les-Pins ist.

Ähnlich wie in seinem großen Erfolg Gatsby geben währenddessen die amerikanischen Expats an der Südküste Frankreichs rauschende Dinnerpartys, es wird geliebt, geklatscht und gelebt und so lebendig wie in diesem Sommer 1926 wird es nie wieder werden.

John Dos Passos, Ernest Hemingway, F. Scott Fitzgerald, Cole Porter – große Namen tauchen allenthalben in diesem Roman auf. Sie alle treten mal kürzer, mal länger auf, und verleben einen rauschhaften Sommer. Dieser Sommer beflügelt sie teils zu künstlerischen Schöpfungen und (schriftstellerischen) Höchstleistungen, teils stellt er auch ihr bisheriges Leben auf den Kopf. Der von Walton angelegte Spannungsbogen, der sich über den erzählten Sommer erstreckt, ist leider ein etwas dünner Bogen. Innerhalb der 164 Seiten spielen sich kleine Dramen und Skandale ab, die den Leser aber nicht weiter berühren. Eine Mischung aus Sachbuch und Erlebnisbericht, der ganz in der Tradition von Florian Illies‘ 1913 und Volker Weidermanns Ostende steht. Keine Lektüre die nachhallt, aber ein kurzweiliger Trip an die Côte d’Azur im Jahre 1926. Und dank der beigefügten Quellen, die Emily Walton zur Erstellung dieses Buchs heranzog, eine gelungene Chance, sich mit dem einen oder anderen Werk der im Buch auftretenden Künstler zu beschäftigen!

Diesen Beitrag teilen

Volker Weidermann – Ostende

Zweig am Strand

Ostende, 1936: Hier versammeln sie sich ein letztes Mal, all die Autoren, die wir heute unter dem Begriff der Exil-Autoren bündeln: Arthur Koestler, Hermann Kesten, Irmgard Keund und allen voran das ungleiche Duo Joseph Roth und Stefan Zweig.

In jenem kleinen belgischen Strandort treffen sich diese unterschiedlichen Figuren, die die Flucht vor dem Naziregime eint, das seine gierigen Finger über den gesamten europäischen Kontinent ausstreckt.

http://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Ostende-1936-Sommer-der-Freundschaft/Volker-Weidermann/e460156.rhd?mid=1

Als jüdische Schriftsteller verfemt gelingt es den Autoren kaum mehr, ihre Bücher abzusetzen – nur die Publikation im Ausland verspricht noch einen Erfolg. Doch von Fatalismus merkt man den Zusammenkünften in Ostende nicht viel an. Die SchriftstellerInnen feiern ein letztes Mal das Leben in dem kleinen Städtchen, helfen sich gegenseitig mit Ideen aus und machen sich gegenseitig Aufwartungen.  

So könnte es gewesen sein, wie es Volker Weidermann in Ostende beschreibt. Vom Umfang her eher eine Novelle, berichtet der kommende Chef des Literarischen Quartetts von den einzelnen Figuren, die das Strandbad bevölkern. Seinen Schwerpunkt legt er hierbei auf die Freundschaft zwischen Jospeh Roth, dem schweren Trinker, und Stefan Zweig, dem Autorenstar, der später nach Südamerika emigrieren wird. Er zeigt zwei Schriftsteller, die sich gegenseitig Inspiration schenken (Joseph Roth wird Zweig bei einer literarischen Passage weiterhelfen, an der der Großmeister zu scheitern drohte), und die sich gegenseitig noch etwas Halt geben, auch wenn eigentlich alles schon zu spät ist. 

Ein letztes Mal kreativ sein

Was das Buch besonders traurig macht, sind die Schicksale, die den Autoren und Autorinnen allesamt bevorstehen. Alt werden die wenigsten der Ostende-Gruppe, Suizid und das Verscheiden in jungen Jahren ist den meisten der Exil-Autoren gemein. Umso wichtiger, dass Weidermann ihnen noch einmal ein Denkmal gesetzt hat.

Im Nachklapp versammelt er noch einmal kurz die Lebensläufe der Autoren und ihr Ende. Dies macht betroffen, sind doch viele der Autoren und Werke aus dem allgemeinen Bewusstsein schon wieder verschwunden. Die Lektüre von Ostende regt auf jeden Fall dazu an, sich einmal mit dem Opus eines Stefan Zweigs oder Joseph Roths zu beschäftigen. Doch bei allen Fakten: So etwas wie Quellenangaben fehlen seinem Buch hingegen vollständig, womit es für mich irgendwo zwischen Nacherzählung und Biografie zu verorten ist. Als reines Sachbuch funktioniert Ostende nicht, vielmehr hätte es so gewesen sein können, wie Weidermann schreibt. 

Wollte man mit den Mechanismen eines großen digitalen Buchhändlers operieren, müsste man sagen: Lesern, denen 1913 von Florian Illies gefiel, gefällt auch Ostende von Volker Weidemann. Nicht zu anspruchsvoll geschrieben vereint das Buch in Schlaglichtern zahlreiche Autorenschicksale und ist eine gute Einführung in das Genre der deutschen (und jüdischen) Exilliteratur.

Diesen Beitrag teilen

Johan Theorin – Inselgrab

Sommer auf Öland

Mit Inselgrab bringt Johan Theorin sein Jahreszeitenquartett zum Abschluss. Nach Herbst (Öland), Winter (Nebelsturm) und Frühling (Blutstein) endet die Tetralogie nun im schwedischen Hochsommer.
Die Touristen aus Stockholm überschwemmen im Jahr 1999 die Insel, als einige Ereignisse kulminieren, in deren Mittelpunkt die Magnaten-Familie Kloss zu stehen scheint. Ein Geisterschiff taucht im Sund vor der Insel auf, ein alter Bekannter der Familie scheint zurückzukehren und im Feriendorf der Klossens manipuliert jemand gezielt die Touristik-Anlage.
Und offenbar hängen diese ganzen Ereignisse mit früheren Geschehnissen zusammen, als der junge Gerlof Davidsson bei einem Begräbnis Klopfgeräusche aus einem Grab vernahm und als ein junger Schwede mit seinem Vater in die Neue Welt aufbrach.

Zahlreiche Handlungsstränge

Zahlreiche Fäden verspinnt Johan Theorin am Anfang seines Romans, die erst zum Ende des Buches hin in ihrer Gesamtheit Sinn ergeben. Das mag den ein oder anderen Leser am Anfang stören, im Laufe des Buchs wird man aber für die Konzentration belohnt.

Ein alter Bekannter ermittelt

Inselgrab ist ein typisches Öland-Buch Theorins. Ereignisse aus der Vergangenheit wirken bis in die Gegenwart nach und alles hängt miteinander zusammen. Wie aus den Vorgängerbänden gewohnt ermittelt der jetzige Rentner und ehemalige Seemann Gerlof Davidsson. Mit Bedacht und einem beachtlichen Erinnerungsvermögen dröselt er die einzelnen Ereignisse auf und versucht Licht ins Dunkel zu bringen.
Theorin gelingt es ausgezeichnet, Spannung und Suspense zu vermitteln. Er schafft es unnachahmlich Grusel zu erzeugen und den Leser trotz aller Bedächtigkeit bei der Stange zu halten. Man meint förmlich selbst im schwedischen Hochsommer über die Insel zu wandern und sieht die Ereignisse im eigenen Kopfkino vor sich.

Der gelungene Abschluss einer außergewöhnlichen Reihe und einer der besten Schwedenkrimis des Jahres 2014 – da lege ich mich bereits fest!

Diesen Beitrag teilen