Category Archives: Historischer Roman

Lauren Groff – Die weite Wildnis

Mit Die weite Wildnis fügt Lauren Groff ihrer Riege großartiger Frauenfiguren eine weitere unvergessliche Figur hinzu, die sie im Kampf gegen die Natur zeigt. Das Mädchen Zett flieht aus einem Fort der englischer Siedler in die amerikanischen Wildnis- und entwickelt schier übermenschliche Kräfte im Kampf gegen Hunger, Naturgewalten und Tiere. Wilde, archaische Literatur von eindringlicher Schönheit – und ein Gegenentwurf zur verklärenden Siedler-Romantik.


Lauren Groff ist ein Phänomen. Buch um Buch legt sie Erzählungen vor, die durch die Genauigkeit der darin entworfenen Welten wie auch die Gestaltung ihrer Figuren überzeugen. Zuletzt beschrieb sie in Matrix kraftvoll das Leben der Nonne wider Willen, die als uneheliche Schwester der Eleanor von Aquitanien in ein Kloster verbannt dieses als Bastion gegen die übergriffige Männlichkeit ausbaute.

Nun, gerade einmal ein Jahr später gibt es Neues von der Autorin zu lesen. Für Die weite Wildnis schreitet Groff etwas in der Zeit voran und wechselt für den Schauplatz ihres Romans von England zurück nach Amerika, wo der Großteil ihrer bisherigen Romane spielt.

Es ist der Weg über den Atlantik, den auch die junge Lamentatio, nun Zett getauft, zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts angetreten hat. Zusammen mit ihrer Herrin und deren Mann, dem lokalen Pfarrer, ist sie aus der englischen Heimat nach einer traumatisierenden Schiffsreise in der Neuen Welt am River James angekommen. Doch so verheißungsvoll, wie sich ihre Herrin das Leben dort ausgemalt hat, ist es mitnichten. Kälte, Entbehrung, Hunger kennzeichnen das Leben der Siedler dort irgendwo im späteren Bundesstaat Virginia. Und dann sind da auch noch die indigenen Einwohner der Region, der Stamm der Powhatan, mit dem die Siedler in einem mehr als angespannten Verhältnis leben, um es diplomatisch auszudrücken.

Ein Mädchen flieht in die Wildnis

Lauren Groff - Die weite Wildnis (Cover)

Groffs Roman setzt mit der Flucht der jungen Zett aus dem Fort ein. Wie es dazu kam, welche Erfahrungen das Mädchen bereits machen musste, all das entfaltet sich erst im Lauf ihrer Flucht aus dem Fort. Zunächst ist da einfach der schier wahnsinnig machende Hunger und die Kälte, die die waghalsige Flucht aus dem Fort als lohnenswerte Alternative erscheinen lassen. Ohne große Kenntnisse zum Überleben in der Natur entwickelt Zett schon bald einen überragenden Sinn für Gefahren und die notwendigen Schritte, die es braucht, ihrem Körper und Geist den Fortbestand zu sichern.

Manchmal geradezu halluzinierend vor Hunger ist sie, wenn sie die Wälder und Flüsse dort in der Wildnis durchstreift. Begegnungen wie die mit einem Einsiedler, der schon ganz tief in den Abgrund des Wahnsinns geblickt hat, Bären, Hagelattacken oder Jäger der indigenen Stämme fordern eine findige Überlebensstrategie der jungen Frau, die Lauren Groff als ebenso geschicktes wie verzweifeltes, hungriges wie widerständiges Mädchen zeichnet, das sich manchmal dem Tode nahe durch die Wälder schleppt.

Wo das Überleben in der Natur heute für viele als Grenzerfahrung des eigenen Selbst dient und als Austesten der eigenen Grenzen zelebriert wird, ist es für Zett eine schiere Notwendigkeit, bei der dem ihr oftmals nicht einmal Ekel bleibt, um sich Nahrung zuzuführen, die irgendwie ihren eigenen Fortbestand sichert.

Der Kampf gegen und mit der Natur

Großartig gelingt es Groff, die Kämpfe gegen den eigenen Körper, das Ringen um mentale Stabilität und die dazwischen aufblitzende Schönheit der unberührten Natur dort in der Weite Amerikas zu schildern. Die weite Wildnis ist ein Survival-Thriller, eine Beschwörung der Schönheit der Schöpfung, die mit dem Vordringen der Siedler schon bald ihr Ende finden sollte – und das Porträt einer Frau, die im Kampf gegen und mit der Natur Kräfte entwickelt, die nur staunen lassen.

Wer diesen Roman liest, erhält einen ungeschönten Eindruck, wie es damals war, als die ersten englischen Siedler ihren Fuß auf amerikanischen Boden setzten. Lauren Groff schreibt mit einem großen Talent, was die Schilderung dieser und der hinter sich gelassenen Welt in England angeht. Das ist dunkel, düster, erinnert manchmal an eine weibliche Variante von The Revenant, ist aber auch erhebend und schön, etwa wenn sie von Bären und Bienen, Sonnenstrahlen und der Behaglichkeit einer Erdhöhle erzählt (einmal mehr toll übersetzt von Stefanie Jacobs).

Fazit

Gut gemachtes und hervorragend erzähltes Breitwandpanorama eines Überlebenskampfes – und ein Blick auf ein Amerika, dessen unberührte Natur in der Beschreibung Lauren Groffs nur staunen lässt. Auch mit Die weite Wildnis baut Lauren Groff ihren Erzählerinnenthron noch ein ganzes Stück höher. Ein schonungsloser Blick auf die Anfangstage der Siedlerbewegung, den ich für seine literarische Kunstfertigkeit nur bewundern kann!


  • Lauren Groff – Die weite Wildnis
  • Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs
  • ISBN 978-3-546-10035-9 (Claassen)
  • 288 Seiten. Preis: 25,00 €
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Stephanie Bart – Erzählung zur Sache

Von wem geht hier die Gewalt aus? Stephanie Bart rekonstruiert in ihrem ebenso umfangreichen wie überfordernden, genauen wie stilistisch vielfältigen Roman Erzählung zur Sache den Kampf des Staates gegen die RAF – und den Kampf ihrer prägenden Figur Gudrun Ensslin.


Der Mythos der RAF alias Baader-Meinhof-Gruppe ist auch nach fünfzig Jahre ungebrochen. Bis in unsere Gegenwart hinein beschäftigen sich Literatur und Film mit dem Komplex. Beispiele der jüngsten Vergangenheit sind etwa die Tatort-Folge Der rote Schatten aus dem Jahr 2017, in der Dominic Graf im Korsett des Krimiklassikers einige Ungereimtheiten der Todesnacht von Stammheim thematisierte. Auch Drehbuchautor André Georgi widmete sich in seinem 2018 erschienen Thriller Die letzte Terroristin der RAF in Form der 3. Generation, genauso wie es einige Jahre vor ihm schon Wolfgang Schorlau mit Die blaue Liste oder Tanja Kinkel 2015 mit Schlaf der Vernunft tat.

Stephanie Bart legt nun mit Erzählung zur Sache eine Aufarbeitung des RAF-Komplexes in Romanform vor, die in ihrem Anspruch, ihrer literarischen Vielfältigkeit und ihrem Umfang auf dem deutschen Buchmarkt einzigartig sein dürfte.

Ausgehend vom Attentat der RAF auf die US-Kaserne in Heidelberg im Mai 1972 entfaltet Stephanie Bart ihr Panorama der RAF und ihres prominenten Mitglieds Gudrun Ensslin, das bis zur Todesnacht in Stammheim im Oktober des Jahres 1977 reicht.

Gegen das Schweinesystem

Dabei beschränkt sich Bart nur auf wenige Episoden der Außenhandlung. Der Anschlag in Heidelberg oder die Befreiung Andreas Baaders im Deutschen Zentralinstitut für Soziale Fragen 1970 bleiben kurze Momente im Roman. Der überwiegende Teil von Barts mit über 675 Seiten reichlich voluminösen Roman spielt hinter Gittern und erzählt von der ideologischen Denkarbeit Gudrun Ensslins, ihren Kämpfen gegen die Inhaftierung und dem Prozess in Stammheim, der eher einem Scheinprozess gleicht.

Stephanie Bart - Erzählung zur Sache (Cover)

Stephanie Bart denkt sich ganz weit hinein in ihre Figur Gudrun Ensslin, lässt durch sie die schikanösen Haftbedingungen erfahrbar werden, erzählt von ihrem intellektuellen Kampf gegen das „Schweinesystem“ und den Imperialismus und seine tausend Gesichter. Sie geht dabei genauso auf den ideologischen Hintergrund der RAF ein, wie sie auch Visionen der oftmals im Hungerstreik befindlichen Gudrun Ensslin schildert.

Auch der schikanöse Umgang des Rechtsstaats mit den Anwälten Croissant, Ströbele, Schily und Co ist in Erzählung zur Sache Thema – bis hin zu einer wortgetreuen Nachbildung der Redegefechte und juristischen Winkelzüge, mit denen die Justiz der RAF beikommen wollte.

Liest man Stephanie Barts Erzählung zur Sache, stellt sich schon nach wenigen Seiten die Frage, wie gerecht dieser Rechtsstaat in seinem Umgang mit den Gefangenen war – und wessen Verbrechen eigentlich schwerer wiegen. So erzählt Bart von den juristischen Winkelzügen, mit denen man kurzerhand die Briefe Ensslins an ihren Verlobten Baader einbehielt, wie die Justiz illegale Abhörungen durchsetzte und gegen die Anwälte der Beschuldigten ebenfalls einen regelrechten Krieg führte, der eines Rechtsstaat nicht würdig war.

Juristische Schikanen und zweifelhafte Winkelzüge

Verhaftungen, Durchsuchungen der Anwaltskanzleien, Schikanen im Gefängnis, illegale Abhörungen, Verweigerung von Privatsphäre und anwaltlichen Gesprächen, bis hin zum Niederbrüllen der Einwände, Befangenheitsanträge und hinterhältige Tricks des Vorsitzenden Richters Prinzing, um die Anwälte vom Verfahren auszuschließen. Liest man diese an dutzenden Seiten an Wortgefechten und Paragrafenreitereien, die die Intensität von Dokumentartheater und Gerichtsprotokollen besitzen, wird die aufgeheizte Stimmung im Gericht und in der Bundesrepublik der 70er Jahre wieder unmittelbar erfahrbar.

Wurde während der Corona-Pandemie über die Verhältnismäßigkeit der Mittel des Rechtsstaates debattiert, zeigt sich bei im historischen Rückblick Stephanie Bart ein Rechtsstaat, der sämtliches Gespür für Maß und Mitte verloren hat. In ihrem literarisch vielstimmigen Re-Enactment des damaligen Prozessgeschehens nimmt sie einen direkt mit in den Gerichtssaal und die Gefängnisgänge in Stammheim, vermischt ideologisches Manifest, Knasterzählung, Gerichtsprotokoll und Reflektion über Recht und Unrecht bis hin zu einer Fortführung der von Ensslin und Co geübten Imperialismuskritik, die Bart bis in unsere Tage verlängert, etwa wenn die chinesische Firma Foxconn ihren Auftritt hat, die durch unzählige Suizide ihrer Belegschaft angesichts des Fertigungsdrucks für Kapitalismustreiber wie die Firma Apple in die Schlagzeilen geriet.

Eine mehr als herausfordernde Lektüre

Eines soll an dieser Stelle aber auch nicht verschwiegen werden: Erzählung zur Sache ist fordernde und harte Lesearbeit. So stilistisch elegant und einnehmend wie Barts vor knapp zehn Jahren erschienener Roman Deutscher Meister ist ihr neues Buch nicht. Nicht nur optisch ist dieses Buch kantig, setzt auf eine Vielzahl von Stilen und ein springendes Wir als Erzähler, mischt Stile und Gattungen, kombiniert Umdichtungen von Liedern mit Dialogprotokollen.

Zahlreiche historische Figuren wie der Philosoph Jean-Paul Satre haben ihren Auftritt. Überhaupt, der philosophische Überbau. Von Frantz Fanon bis Rosa Luxemburg reicht das Geflecht an Denkern und Theorien, mit denen Bart ihre Leser*innen fordert. Erzählung zur Sache setzt viel Wissen zur RAF und dem Geschehen der 70er Jahre voraus und empfiehlt sich einem Publikum, das durch Stefan Austs Klassiker der Geschichtsschreibung und die ein oder andere Dokumentation schon vorgebildet ist, zu fragmentarisch bleibt bei dieser Ideengeschichte des linken Terrors und dem Kampf gegen Imperialismus und faschistische Kontinuitäten der geschichtliche Rahmen, der sich auf kleine eingestreute Randbemerkungen beschränkt.

Fazit

Erzählung zur Sache ist ein Solitär in der Literaturlandschaft – sowohl was die Bearbeitung des RAF-Komplexes in literarischer Form, als auch die Herausforderung in Sachen Anspruch und erzähltem Inhalt betrifft. Stephanie Barts widersetzt sich allen Erwartungen an Gefälligkeit und taucht ganz tief ein in Ideologie und Denken der Gruppe in Form ihrer prägenden Figur Gudrun Ensslin. Genauso nimmt sie die Leser*innen mit in die Gänge von Stuttgart-Stammheim und die Gerichtssäle, in denen der Staat mit unlauteren Mitteln der Gruppe Herr werden wollte, wie Bart in Erzählung zur Sache zeigt.

Ihr gelingt ein monumentaler, literarisch vielseitiger, herausfordernder und bisweilen auch ermüdend genauer Roman, der das Wirken der Gruppe in den Jahren 1972 bis 1977 beschreibt, darüber hinaus auch auf unsere Gegenwart schielt, in der Imperialismus, rechte Umtriebe und Kapitalismus immer noch zu den Wesensmerkmalen der „BRD“ gehören.


  • Stephanie Bart – Erzählung zur Sache
  • ISBN 978-3-96639-078-1 (Secession)
  • 678 Seiten. Preis: 28,00 €
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Suzette Mayr – Der Schlafwagendiener

Kanada, 1929: Einmal mit dem schnellsten Zug des Landes von Montreal im Osten bis an die Westküste nach Vancouver. 5000 Kilometer per Zug im Schlafwagenabteil. Könnte eigentlich ein glamouröses Unterfangen á la Mord im Orientexpress werden, wenn man nicht gerade dort für den Komfort der anderen Gäste an Bord zuständig wäre, so wie es Der Schlafwagendiener in Suzette Mayrs gleichnamigen Roman ist.


Baxter übernimmt den Wagen Renfrew, Linie 2501, Zug 2, Abfahrt 23:00 Uhr. Irgendein hohes Tier hat diesen Wagen nach einem anderen hohen Tier Renfrew genannt. Der Wagen muss um 22:00 Uhr für die Aufnahme von Passagieren bereit sein. Es handelt sich um einen Acht-zwei-eins-Schlafwagen: acht offene Kojenabschnitte, zwei geschlossene Abteile, ein Salonabteil, ein Herren- und ein Damenwaschraum. Insgesamt dreiundzwanzig Betten. Von Montreal nach Vancouver. Die schnellste Überlandbahn des Kontinents.

Suzette Mayr – Der Schlafwagendiener, S. 37

Dass das Leben eines Schlafwagendieners nichts mit Luxus und entspanntem Reisen zu tun hat, das zeigt Suzette Mayr schon auf den ersten Seiten dieses Romans. In einer Art vorgeschalteter Einführung zeigt sie den Job des Schlafwagendieners Baxter auf der Strecke von Toronto nach Winnipeg.

Anspruchsvolle Gäste, Schlafkojen, die vorbereitet sein wollen, Geringschätzung für sein Tun, die ihm immer wieder entgegenschlägt. Das kennzeichnet Baxters Tun – und zu allem Überfluss ist da auch noch das Handbuch für Schlafwagendiener, das dutzende Arten von Vergehen kennt, denen sich ein Schlafwagendiener schuldig machen kann. Vergehen, die mit Strafpunkten bedacht werden und die bis hin zur fristlosen Entlassung reichen können. Dabei ist der Schlafmangel noch gar nicht erwähnt, gegen den sich Baxter wehren muss, soll sein Service doch auf ein einfaches Klingelsignal hin eigentlich rund um die Uhr zur Verfügung stehen.

Von Montreal nach Vancouver

Suzette Mayr - Der Schlafwagendiener (Cover)

Genauer kennenlernt man diesen Baxter dann auf der zweiten Tour, die den Hauptteil des Romans ausmacht. Diese führt einmal quer durch Kanada und beschert dem Schlafwagendiener eine ganze Reihe an illustren und schwierigen Gästen, die er in seinem Abteil betreuen muss. Da sind okkultistisch begeisterte Damen, ein frischverheiratetes Paar, ein Mann, der im Verdacht steht, eine illegale Passagierin in seinem Abteil zu beherbergen, eine Großmutter mit ihrer sehr klammernden Enkelin ein von Baxter nur „Judy“ und „Punch“ getauftes Paar, bei dem er Baxter mit Fragen über die pünktliche Ankunftszeit und sie ihn mit Klagen über eine angebliche zu kalte Temperatur malträtieren.

Beständig schlägt ihm Verachtung entgegen, ist er nur der „Diener“ oder der „Boy“ und muss achtlos beschmutzte Handtücher aufheben, Betten machen und die Passagiere beruhigen – stets mit der Furcht im Hinterkopf, er könnte seine Gäste zu Beschwerden animieren und deshalb besonders servil.

„Verhalte dich wie im Zug wie ein Automat auf dem Rummelplatz“, sagte Edwin Drew einmal und rückte Baxters Kragen zurecht. „Setz dieses besondere Lächeln auf, je breiter, desto besser, drück auf den Knopf, schalt es ein, aber gib nicht den Onkel Tom. Nicht grinsen. Singe, tanze, mache Zaubertricks, wenn sie dich darum bitten. Vielleicht auch noch was anderes, falls es genug Geld bringt, aber spiel nicht den Onkel Tom.

Suzette Mayr – Der Schlafwagendiener, S. 214

Flashbacks und Erinnerungen

Die Erinnerungen an seinen Ausbilder Edwin Drew befallen Baxter bei seiner Reise immer wieder. Denn der Ausbilder hat Baxter nicht nur als Ausbilder geprägt. Auch sein Begehren für Männer hat der junge Schwarze hier zum ersten Mal ausleben können. Besonders nach dem zufälligen Fund eines pornographischen Bildes erwacht sein Begehren, angefacht durch Flashbacks an seine Momente mit Drew. Zudem quälen ihn durch Ermüdung hervorgerufene Halluzinationen und das beständige Mitrechnen des potentiellen Trinkgelds für seine Dienste, das ihm seinem elementaren Wunsch etwas näherbringt.

Denn eigentlich möchte Baxter Zahnarzt werden – doch noch fehlt etwas Geld für sein Studium. Und so kämpft er sich weiter durch den Gang seines Abteils, beschwichtigt seine Gäste und versucht krampfhaft, jegliches Fehlverhalten zu vermeiden, aber auch nicht den Onkel Tom zu geben.

Suzette Mayr gelingt mit Der Schlafwagendiener ein Text, der nicht in Verklärung des Bahnreisens absinkt. Sie zeigt die erniedrigende Arbeit der Schlafwagendiener, die man eigentlich korrekterweise eher Ausbeutung nennen müsste und die den Luxus der anderen Gäste erst ermöglicht. Gelungen verschränkt sie kleine Rückblenden auf Baxters Herkunft und Werdegang sowie seine Homosexualität mit und einem klaren Porträt der Klassengesellschaft (womit dieser Roman doch weniger Mord im Orientexpress denn Snowpiercer ist). So entsteht analog zum schnellen Vorüberziehen der Städte und Szenerien hier auch eine Seelenlandschaft ihres Helden, in der auch immer wieder sprachlich gelungene Bildern aufblitzen, etwa wenn bemerkt, dass die aufgrund des Schlafmangels und der seelischen Zerrüttung ihres Helden dessen Augen so trocken wie eine Bergspitze sind.

Fazit

Der Schlafwagendiener ist ein unterhaltsamer Roman, der zugleich einen gesellschaftliche Oberklasse-Mikrokosmos Ende der 20er Jahre abbildet, der vom Vaudeville-Künstler bis zur stickenden Dame reicht. Zugleich illustriert Suzette Mayr neben diesem reichhaltigen Bild des Luxus im Zug auch die Klassenunterschiede und die Verachtung, die dem durch seine Hautfarbe und Sexualität gleich zweifach stigmatisierten Schlafwagendiener Baxter wiederfährt. An Bord dieses Zugs wird die Erste und Zweite Klasse der Gesellschaft mehr als deutlich – wobei dem aufrichtigen und stets bemühten Baxter eindeutig die Sympathien gelten.


  • Suzette Mayr – Der Schlafwagendiener
  • Aus dem Englischen von Anne Emmert
  • ISBN 978-3-8031-3357-1
  • 240 Seiten. Preis: 25,00 €
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Steffen Kopetzky – Damenopfer

Ein Leben, das auch fünf Bücher gefüllt hätte. In seinem neuen Roman erzählt Steffen Kopetzky vom Leben und Sterben Larissa Michailowna Reissners, die gleich ein Dutzend Leben lebte, immer mit einer klaren kommunistischen Mission vor Augen und bereit für ein Damenopfer, um ihre Ziele zu erreichen. Eine facettenreiche Lektüre, literarisch interessant gestaltet und zugleich ein Anknüpfungspunkt an Kopetzkys Bestseller Risiko aus dem Jahr 2015.


Wie fasst man ein solches Leben in einen Roman? In gerade einmal dreißig Lebensjahren war Larissa Reissner Journalistin in Afghanistan, waghalsige Agitatorin, Trotzki-Verbündete, Komintern-Strategin, Polit-Kommissarin der Wolgaflotille, Revolutionärin, Mutter, Lehrbeauftragte und bestens verknüpfte Planerin eines waghalsigen Plans.

Dutzende Facetten einer Frau, der Steffen Kopetzky mit einem ebenso facettenreichen Erzählkonzept nahekommen möchte, dessen Struktur an Eva Menasses Quasikristalle erinnert und mit dem Kopetzky nach eigenem Bekunden an den Surrealismus und die harte Schnitttechnik des ebenfalls im Buch auftretenden Sergej Eisenstein anknüpfen möchte. Diese filmischen Referenzen der 20er Jahre bildet Kopetzky hier durch einen vielstimmigen Chor an Erzähler*innen nach.

Ho Chi Minh und Anna Achmatowa als Erzähler*innen

Steffen Kopetzky - Damenopfer (Cover)

Anstelle eines personalen Erzählers entscheidet sich der Romancier für eine Vielzahl von prominenten Erzählerinnen und Erzählern, die in ihrem Leben an entscheidenden Punkten Kontakt mit der 1920 geborenen Larissa Michailowna Reissner, genannt Lyalya, hatten. Darunter sind Männer der Weltgeschichte wie Ho Chi Minh, Dichter*innen wie Boris Pasternak oder Anna Achmatowa und Militärs wie Michail Nikolajewitsch Tuchatschewski. Sie alle erzählen aus ihrer Perspektive von den Berührungspunkten mit dem Leben Larissa Reissners. Es sind Begegnungen, die mal nur kurz dauerten oder sich über ein halbes Leben hinzogen – allen Erzähler*innen aber blieb die Frau eindrücklich im Gedächtnis.

Das ist bei diesem Leben allerdings auch kein Wunder. Denn egal ob Larissa Reissner in Afghanistan reportierte oder die Niederschlagung des Hamburger Aufstands der KPD beobachtete, bei der Rückeroberung Kasans im Bürgerkrieg auf Seiten der Bolschewiken kämpfte oder mit ihrem Ehemann Fjodor Raskolnikow als Politkommissarin die Wolgaflotille beaufsichtigte – stets betrieb sie ihre Unternehmen mit größtmöglicher Intensität.

Ein waghalsiger Plan

Das größte Vorhaben ihres Lebens zieht sich über die einzelnen Erzählstimmen hinweg durch den Roman. Es ist ein waghalsiger Plan, mit dem sie während ihrer Zeit in Afghanistan im Jahr 1923 zum ersten Mal befasst ist. Dort stößt sie auf die Spuren eines unter dem Pseudonym Neumann schreibenden Strategen. Er hielt den Gewinn Deutschlands gegen die imperialistische Kraft Englands für möglich. Ein Plan, den Larissa adaptieren möchte, um den Sieg des Kommunismus und damit die große Freiheit gegenüber der Weltreiche Englands oder Amerika zu erreichen. Sie setzt sich auf die Spur dieses Mannes, hinter dem sich kein anderer als der Major und letzte Ritter des Königreichs Bayern verbirgt, der aus Kopetzkys Risiko bekannte Oskar Ritter von Niedermayer.

„Niedermayer, Oskar. In Afghanistan zwischen 1915 und 1917, Hauptmann der Königlich Bayerischen Armee im Auftrag des Großen Generalstabs. Jetzt gerade, 1923, gibt es eine Buchveröffentlichung in Deutschland über seine Erlebnisse während der Expedition. Er schreibt nun als Oskar von Niedermayer. Ist also irgendwann nach seiner Rückkehr offenbar noch geadelt worden.“

Steffen Kopetzky – Damenopfer, S. 139
Larissa Reissner (Porträt)

Während in Russland Trotzki und Stalin um die Nachfolge Lenins ringen, lernt Larissa Reissner unter Einsatz eines sprichwörtlichen Damenopfers am Ufer des Wannsees schließlich endlich jenen sagenumwobenen Militärstrategen Niedermayer, den deutschen Lawrence von Arabien, kennen.

Zum Dritten im Bunde der Revolutionäre wird der „Rote Napoleon“ Michail Nikolajewitsch Tuchatschewski, mithilfe dessen Reissner den Sieg des Kommunismus vorantreiben möchte. Doch bei aller Ambition dieser Pläne für eine Deutsch-Russische Weltrevolution kommt das Ende des Vorhabens abrupter als gedacht. Denn gerade einmal mit dreißig Jahren verstirbt Larissa Reissner in einem Moskauer Krankenhaus 1926 überraschend an Typhus.

Brüche und Lücken eines Lebens

Unter großer Anteilnahme wird die junge Frau zu Grabe getragen, wofür sogar der Dichter und später mit seinem Doktor Schiwago zu Weltruhm gelangende Boris Pasternak ein Gedicht verfasst, in dem ein ganzes Stück weit die Anlage des Erzählkonzept Steffen Kopetzkys selbst paraphrasiert wird:

Im Gegensatz zu einer Zeichnung bestand ein Gedicht aus einzelnen Teilen, Worten, die nicht miteinander verbunden waren, und glich darin dem Leben selbst. Es war aus Brüchen und Lücken aufgebaut. Die Natur aber hörte niemals auf, die Menschen selbst lebten eingebettet in der Geschichte, und obwohl ihr Leben aus lauter Fragmenten bestand, hielt es doch irgendwie zusammen. Das war, was er zu feiern wünschte: dass es die Einheit des Lebens nicht gab und es dennoch ein Ganzes war. Dieses Wunder zu preisen war die Aufgabe der Kunst, und das wollte er in seinem Gedicht „Zum Andenken an Larissa Reissner“ zum Ausdruck bringen, tastete sich heran, Stunde um Stunde arbeitend und leidend.

Steffen Kopetzky – Damenopfer, S. 426

Wie schon in seinen letzten Werken Propaganda oder Risiko spannt Steffen Kopetzky auch hier wieder einen ganz weiten Bogen auf. Das führt soweit, dass er den Totengräber des Grabs von Larissa Reissner eine Episode widmet und sogar die Geschichte des Friedhofs, die bis in die Zeit von Katharina der Großen zurückreicht, in einem Rückgriff schildert.

Ganz Kopetzky-typisch verbindet auch Damenopfer Militärgeschichte mit einer persönlichen Biografie. Kulturgeschichte, Erzählung der politischen Entwicklung Russlands in der Post-Leninphase und Geopolitik vereinen sich mit einer ambitionierten Erzählstruktur. Schauplätze in Afghanistan, Leipzig oder Moskau, dazu eine Vielzahl an Figuren und Erzähler*innen und nur wenig Stringenz in der Erzählung selbst, das erfordert viel Aufmerksamkeit.

Fazit

So gefällig wie Kopetzkys letzter mit leichter Hand skizzierte Pandemie-Handstreich Monschau ist das freilich nicht. Dafür entlohnt Damenopfer aber mit einem facettierten Porträt einer faszinierenden Frau. Steffen Kopetzky erweckt die russische Geschichte der 20er und 30er Jahre mitsamt ihrer wichtigen politischen, militärischen und kulturellen Impulsgeber zum Leben und liefert ein ambitioniertes Werk ab, das viele seiner Erzählthemen fortführt und wache Leserinnen und Leser sehr belohnt!


  • Steffen Kopetzky – Damenopfer
  • ISBN 978-3-7371-0151-6 (Rowohlt)
  • 448 Seiten. Preis: 26,00 €
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Margaret Kennedy – Das Fest

Eine Familienpension am Fuße hochaufragender Klippen – und viele Gäste, die es einem nicht unbedingt leicht machen. In Das Fest erzählt die Britin Margaret Kennedy von eigentümlichen Urlaubern und einer Katastrophe in Nord-Cornwall. Eine Wiederentdeckung aus dem Jahr 1950.


Nein, ein Hotel ist es nicht unbedingt, auch wenn es den Namen Pendizack-Hotel trägt. Die Besitzerin Mrs Siddal hat ihr Zuhause in Cornwall zu einem Hotel umfunktioniert, das eigentlich aber eher eine Familienpension ist. Ihre drei Söhne und ihr Mann leben mit ihr im Haus – die Einnahmen bringen aber die Gäste, die das direkt am Fuß der Steilküsten gelegene Haus besuchen. Das Meer vor der Haustür, die steilen Klippen im Rücken, keine Nachbarn in unmittelbarer Umgebung, so die Selling Points ihrer Familienpension.

Eine Familienpension in Cornwall

Auch wenn die Auslastung des Hotels in den Augusttagen des Jahres 1947 zunächst noch zu wünschen übrig lässt, so versammelt sich schon bald eine skurrile Runde an Hotelgästen, die ihre Sommerfrische dort in Cornwall verbringen wollen. Das kinderlose Ehepaar Palsey, der hochmütige Kanonikus Wraxton mitsamt seiner Tochter Evangeline, Mrs. Cove mit ihren drei Kindern und die Familie von Lady Gifford, die vor allem mit ihren Sonderwünschen schon vorab die Nerven der Siddals malträtiert.

Margaret Kennedy - Das Fest (Cover)

So unterliegt die (eingebildete) Kranke einer strengen ärztlichen Diät, um ihre Gesundung voranzutreiben. Wie sie Mrs. Siddal in einem Brief vorab informiert hat, benötigt die Lady unbedingt Geflügel, Wild, frische Eier, frisches Gemüse im Gegensatz etwa zu Margarine, Trockenmilch oder Nahrungsmitteln aus Konserven, die verpönt sind. In Zeiten der Mangelwirtschaft nach dem Krieg sind diese Forderungen gar nicht einmal so leicht zu erfüllen.

Aber nicht nur in Sachen Anspruchshaltung wird die Lady noch öfter anecken, auch die Anreise im Zug gestaltet sich für die Herrschaften trotz bestochenem Personal schon schwierig, da sie die Bekanntschaft mit Mrs. Cove und ihren Kindern machen. Diese erweist sich als ebenso renitent und dickköpfig wie die adelige Matriarchin, sodass der Urlaub spannend zu werden verspricht.

Schrullige Gäste – und schrulliges Personal

Doch nicht nur die anreisenden Hotelgäste sind skurril bis schwierig – auch das Hauspersonal ist mit vielen Schrullen gesegnet. So gibt es die dauerklatschende und notorisch neugierige Mrs Ellis, die statt zu arbeiten lieber Maulaffen feilhält. Ihr zur Seite steht das Zimmermädchen Nancibel. Fachkräftemangel ist nicht nur ein Signum der Neuzeit – auch 1947 mangelt es schon an ausreichenden Bewerbern für die anderen anfallenden Tätigkeiten im Hotel, sodass auch Mrs. Siddal und ihre Söhne mit anpacken müssen, um ihren Gästen eine gute Zeit in Cornwall zu ermöglichen.

Davon erzählt Margaret Kennedy gerade zu Beginn des Romans mit einer Vielzahl von Techniken. So schreibt die Haushälterin Mrs. Ellis einen larmoyanten Klagebrief, Lady Gifford informiert über ihre Anforderungen und Wünsche für den Urlaub ebenfalls per Brief, Mr. Palsey schreibt Tagebuch, um seine Perspektive zum Ausdruck zu bringen. Später gibt Margaret Kennedy diese Formenpluralismus zugunsten eines konventionellen multiperspektivischen Erzählens wieder auf.

Es entfaltet sich die Geschichte einer Tragödie, deren Ausgang aufgrund des Präludiums absehbar ist. Im Vorspiel vor der eigentlichen Romanhandlung tauschen sich der lokale und ein in Cornwall urlaubender Pfarrer über die Katastrophe des Felssturzes aus, die sich vor kurzer Zeit ereignet hat und die für alle Pendizack-Bewohner den Tod bedeutete. Einzig die Teilnehmenden an einem Fest haben die Tragödie überlebt, da sie sich in sicherer Entfernung der Felsmassen befanden.

Ferien und andere Katastrophen

So treibt der Text neben aller Ferienschilderungen auch unaufhörlich auf die sich nahende Katastrophe zu. Daneben zeichnet Das Fest auch ein Bild des Mangels, der über das Kriegsende hinaus in England herrschte. Zwar ist es eine mildere Form der Knappheit als zu zurückliegenden Kriegszeiten, aber auch hier konkurriert man noch um Mäusespeck, Karamellbonbons und Türkischen Honig. Der Schreck der Kriegserlebnisse sitzt den Menschen noch in den Knochen und man blickt auch ganz genau auf das Verhalten der Oberschichte, das sich hier in insistierenden Fragen über den Aufenthaltsort der Giffords während der Kriegszeit äußert (auf die hin Lady Gifford einräumen muss, mit ihren Kindern nach Amerika geflohen zu sein, anstelle sich mit der gemeinen Bevölkerung solidarisch verhalten zu haben).

Margaret Kennedys Roman ist einer, der neben aller Sommerfrisch auch in der berückenden Kulisse Cornwalls die sozialen Zustände nicht aus dem Blick verliert. Es zeigt sich, dass die heute vieldiskutierten Themen des Fachkräftemangels oder der Anspruchshaltung der jungen Generation auch 1947 schon Thema waren, etwa wenn Mrs Cove über den schwächelnden Leistungswillen lamentiert:

„Es ist nicht das Geld, dem die Menschen heutzutage nachjagen. sonst wären wir nicht an diesem Tiefpunkt angelangt. Alles, was sie wollen, ist weniger Arbeit und kürzere Arbeitszeit. Der Hunger ist der einzige Ruf, dem sie folgen. Kaum sind sie satt, werden sie schlapp. Sie wollen nichts, was nach Anstrengung klingt. Auch keinen höheren Lebensstand, es sei denn, jemand bezahlt ihn für sie.

Margaret Kennedy – Das Fest, S. 350 f.

Eine versierte Autorin

MArgaret Kennedy (Porträt)
Margaret Kennedy

Neben solchen gesellschaftsdiagnostischen Dialogen ist Das Fest auch voller Humor. Figuren sprechen nebeneinander her oder fallen sich gegenseitig ins Wort. Zwischen dem Hotelierssohn und der Kanonikus-Tochter entspinnt sich eine zarte Liebesbande. Die Coves und die Giffords belauern sich beständig gegenseitig. Das ist schön gemacht und zeigt eine versierte Autorin, die Margaret Kennedy mit mehr als einem Dutzend Romane und Drehbüchern auch war.

Schade einzig und allein, dass man im herausgebenden Schöffling-Verlag auf ein einordnendes Nachwort zum Leben und Werk Margaret Kennedys verzichtet hat. Den Lesenden, denen das Leben und das vielstimmige Oeuvre der 1967 verstorbenen Autorin sonst unbekannt sein dürfte, gibt man im Buch lediglich eine biographischen Minimalskizze an die Hand. Hier hätte eine etwas ausführliche Darstellung zu ihrem vielfältigen Wirken aus kundiger Feder eine schöne Ergänzung dargestellt,

Fazit

Abgesehen davon ist Das Fest ein nostalgischer Roman, der zwar aufgrund seiner Struktur alles andere als überraschend ist, dafür aber ein genaues Bild vom Nachkriegsengland auf Sommerfrische in Cornwall zeichnet. Verschwundener schwarzer Bernstein, eine Autorin ab Abwegen, Jagd auf Mäusespeck, naseweise Kinder, überforderte Hausangestellte und noch viel mehr. Margaret Kennedys Buch lädt ein zu einer entschleunigten Lehnstuhlreise ins Pendizack-Hotel und einer Sommerfrische voller besonderer Charaktere.


  • Margaret Kennedy – Das Fest
  • Aus dem Englischen von Mirjam Madlung
  • ISBN 978-3-89561-079-0 (Schöffling)
  • 432 Seiten. Preis: 24,00 €
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