Man stelle sich das einmal vor. Da fällt die Leipziger Buchmesse aus, Buchhandlungen müssen für Wochen zusperren, Verlage kämpfen ums Überleben. Eine Situation, wie sie Literatur-Deutschland wohl noch nicht erlebt hat. Am Freitag Abend steht dann die erste Sendung des Literarischen Quartetts nach diesen Ereignissen an. Und worüber wird diskutiert?
Über Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel Garcia Marquez und den Simplicissimus von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Bücher, die 1668 beziehungsweise 1967 erschienen. Bücher, die längst schon kanonisiert, in Lesebüchern abgedruckt und in jedem Volkshochschulkurs durchdiskutiert wurden. Bücher, deren Qualität außer Frage steht, deren Notwendigkeit zur Diskussion in einem Frühjahr, in dem so gut wie jede Neuerscheinung auf dem Buchmarkt deutlich mehr Aufmerksamkeit bräuchte, alles andere als schlüssig erscheint.
Natürlich waren die Titel einst für den Magischen Realismus bzw. die Epoche des Barock stilprägend. Aber muss man so etwas zum hundertsten Male durchkauen, wenn andere Bücher wie etwa Ann Petrys The Street oder Benjamin Quaderers Für immer die Alpen völlig in puncto Aufmerksamkeit untergehen? Da überzeugt auch das erklärte Konzept, man wolle Bücher für Krisenzeiten präsentieren, wenig. Aber was will man erwarten von einer Thea Dorn, die schon in der letzten Ausgabe wenig kreativ zu Albert Camus‚ Die Pest riet?
Ebenso verschnarcht wie die Auswahl der Bücher entpuppte sich dann leider auch einmal mehr die Diskussion im Foyer des Berliner Ensembles. Während Thea Dorn mit dem Charisma einer besserwisserischen Deutschlehrerin den Gästen das Wort erteilte und stets um die Deutungshoheit rang, stammelte und stotterte man sich so durchs Programm. Die Synopsen der Bücher gerieten einmal mehr erratisch. Dynamiken in der Diskussion ergaben sich überhaupt nicht, auch wirkten die Argumente schwach bis hanebüchen. Brandts Verteidigung, als Schauspieler überlese er eh Phrasen und schlechte Dialoge, weshalb sein Buchvorschlag dann doch wieder gut sei, wenn man da drüber hinwegläse, überzeugte nicht im Ansatz. Auch die Vergleiche mit chemischen Elementen durch Eva Menasse steigerte die Anschaulichkeit der eigenen Argumente kaum.
Mitsamt dem fehlenden Publikum besaß dieses literarische Geisterspiel eher den Charme eines Literaturkreises im Seniorenstift. Wobei man dem wohl unrecht tut. Selbst im Seniorenstift erlebte ich persönlich schon deutlich engagierte Runden als das, was da Freitag Nacht über den Bildschirm flimmerte.
Wo bleibt die Werbung fürs Lesen?
Ich verstehe es nicht. Jetzt wäre die Zeit, um für das Lesen und die Literatur zu werben. Für kreative Bücher, für junge Stimmen, die Aufmerksamkeit verdienten. Für Bücher aus kleinen Verlagen, die gerade ums Überleben kämpfen. Stattdessen entscheidet man sich im (immer noch) prestigeträchtigsten Literaturformat im deutschen Fernsehen für eine Auswahl die wirkt, als hätte man in der verstaubten Bibliothek eines Studienrats gestöbert.
Dabei könnte man doch eingedenk der vorherlaufenden reichweitenstarken Heute-Show (in letzter Zeit stets über 5 Millionen Zuschauer*innen) hier auch ideal jüngere Lesergruppen erreichen und ihnen Lust auf Literatur machen. Mit dem Simplicissimus lockt man in dieser Darreichungsform aber tendentiell niemanden hinter dem Ofen hervor. Und das ärgert mich. Es wäre doch nicht so schwer.
Sprechen wir über Literatur. Tauschen wir uns aus, egal ob im Netz, in Buchhandlungen oder in Lesekreisen. Aber um Himmels Willen bitte doch nicht so!
Is this real life? Or is it just fantasy? Der Held meines favorisierten Textes beim Blogbuster 2020 ist sich da auch nicht sicher. Und damit: Vorhang auf zur Verkündung meines Siegertextes.
Ich habe mir viel Zeit gelassen, habe über dreißig Manuskripte und Exposés gesichtet. Habe mich schlussendlich für drei Bücher entschieden, die ich zur Begutachtung dann im Ganzen anforderte und las. Nach dieser Arbeit kam ich nun auf einen Text, mit dem ich in den Wettbewerb gehe und der in meinen Augen das Zeug hat, in der Runde zu bestehen. Er trägt den Titel Verdichtet und stammt von Yannick Dreßen.
Yannick ist ebenfalls Buchblogger (wir kennen uns aber nicht) und gibt auf seiner Homepage über sich und seine literarischen Inspiration Auskunft. Der 1982 geborene Autor hat über Thomas Manns Doktor Faustus seine Magisterarbeit verfasst und nennt Nabokov und Feuchtwanger als literarische Einflüsse. Er hat sich schon in verschiedenen literarischen Gattungen ausprobiert, darunter Gedichte und Kurzgeschichten.
Besonders angetan haben es ihm Texte, die mit Form und Sprache spielen. Beobachten lässt sich dies auch an seinem Text, den er beim Blogbuster einreichte. Verdichtet erzählt nämlich eine doppelbödige Geschichte, bei der nichts so ist, wie es scheint.
„Dies ist die Realität, Friedrich. All das, was Sie sehen und hören, was Sie fühlen und wahrnehmen. Das ist die Realität. Verstehen Sie? Was ich Ihnen nun offenbare, wird Ihr Leben grundsätzlich verändern, deshalb hören Sie gut zu!“
Dreßen, Yannik: Verdichtet, S. 78
Zwischen Realität und Fiktion
Im Mittelpunkt von Yannick Dreßen Geschichte steht Friedrich. Er hat alles, was man sich als Schriftsteller so wünscht: Erfolg, eine großartige Familie, ein Haus in der Toskana und den Deutschen Buchpreis im Regal. Sogar vom Büchner-Preis oder International Booker Prize hört man in der Branche einige schon tuscheln. Friedrich scheint alles zu gelingen. Doch das ist alles nur eine Welt.
Immer wieder wird er aus seiner komfortablen Welt gerissen. Personen tauchen um ihn herum auf, Ärzte und seine Eltern. Sie scheinen wie aus einer anderen Realität zu kommen und wollen Friedrich in ihre Welt holen. Sie erzählen von einem Autounfall, den Friedrich vor Jahren gehabt haben soll. Seine Frau und sein Kind sind tot. Auch ist er angeblich gar kein berühmter Schriftsteller. Vielmehr sei alles abgelehnt worden, das er bisher geschrieben habe.
Doch ist dies wirklich die Realität? Oder ist es nur die schriftstellerische Fantasie, die von Friedrich Besitz ergriffen hat? Hat er sich in der Romanhandlung seines neuen Buchs verloren? Oder liegt er wirklich fixiert in einem Krankenhaus?
So oder so muss er sich für eine Welt entscheiden. Is this real life? Or is it just fantasy? Und ist Friedrich wirklich bereit, seine Frau und seine Tochter zu töten, um eine der beiden Welten, in der er gefangen ist, zu zerstören? Oder ist das gar die wirkliche Welt? Nichts ist wirklich sicher in Verdichtet.
Von der Gefährlichkeit des Lesens
Jedes Buch war ihm eine Tür in eine andere Welt, eine ferne Welt, ein Tor in ein abgelegenes Universum. Am liebsten hätte er sie alle begrüßt, hätte sie aufgeschlagen und ihren Duft eingesogen, denn er liebte sie alle. Sie alle waren ein Teil von ihm und er von ihnen. Sie alle waren er und er war sie. Sie waren eins.
Dreßen, Yannick: Verdichtet, S. 53
Mit Verdichtet hat Yannick Dreßen ein Buch geschrieben, das gekonnt die sonst so scharfen Grenzen zwischen Fantasie und Realität aufweicht. Alles ist doppelbödig angelegt, erzählt in einer schwelgerischen, sprachmächtigen Prosa, die mich für das Buch einnahm.
Es geht bei Yannick Dreßen ums Lesen, um das Versinken in Texten und die Gefährlichkeit, die von Büchern ausgehen kann. In meinen Augen das ideale Buch für Literaturliebhaber*innen und Fans psychologischer Spannungsromane. Ein Literatur- und Künstlerroman, der neben Spannung auch philosophische Tiefe bietet: welche Welt ist die wahre? Gibt es so etwas wie Wirklichkeit überhaupt?
Ich bin überzeugt, dass Yannicks Geschichte eine ist, die mit einigen Überarbeitungen die Leser*innen in ihren Bann ziehen kann. Nach der Lektüre des Manuskripts stand für mich fest, dass Yannick einen Platz auf der Longlist verdient. Denn er hat sich eines auf gar keinen Fall: Verdichtet.
Für alles Weitere drücke ihm die Daumen und hoffe, dass er mit dem Manuskript seinen Weg geht und das Buch Aufmerksamkeit erhält. Vielen Dank an dieser Stelle auch noch einmal an alle anderen Autor*innen, die mir ihre Manuskripte zukommen ließen.
Auch meine Mitblogger*innen sind größtenteils schon fündig geworden und präsentieren auf ihren Blogs ihren Finaltext.
2020 ist ein Krisenjahr. Das gilt auch für die Buch- und Literaturbranche. Warum dieses Jahr trotz des Alters von gerade einmal drei Monaten schon jetzt weg kann.
Selten hatte man nach drei Monaten eines literarischen Jahres so sehr das Bedürfnis, entweder die Zeit noch einmal auf Jahresbeginn zurückzustellen oder alternativ gleich die restlichen Monate bis zum neuen Jahr vorzuspulen. Denn das, was 2020 in diesen wenigen Monaten für die Literaturbranche bereithielt, das möchte man doch am liebsten vergessen und ganz schnell noch einmal von vorne beginnen.
Nur damit wir uns richtig verstehen: natürlich sind die Folgen von Corona und Co außerhalb der Buchbranche noch deutlich verheerender, mitunter sogar tödlich, gar keine Frage. Aber auch für die Buch- und Literaturbranche sind diese Tage teilweise existenzbedrohend. Und nachdem ich hier einen Literaturblog betreibe, will ich mich auf die Analyse dieses bisher so bescheidenen Monate kaprizieren und zeigen, warum dieses Jahr schon jetzt in die Tonne kann. Und das in mehrfacher Hinsicht.
Das Feuilleton
In diesem bisherigen Jahr hat sich das Feuilleton wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Absurder Höhepunkt sicherlich die Debatte um Uwe Tellkamp und seinen irgendwann demächst erscheinenden Roman Lava. Der ist bislang noch nicht erschienen, obwohl man im Feuilleton der Welt meinte, er läge schon lange vor und sollte aufgrund der Haltung Tellkamps, der schon gerne einmal die Meinungskorridore enger werden sieht und sich an die DDR-Verhältnisse erinnert fühlt, nicht mehr veröffentlicht werden. Zensur! Ein missliebiger ostdeutscher Schriftsteller, der mundtot gemacht werden soll!
Für die Welt stand schnell fest, dass hier ein echter Skandal vertuscht werden sollte. Deshalb schnell die Feder gespitzt, auch noch fix eine Intellektuellen-Umfrage initiiert mit der Frage, ob man wirklich nicht mehr alles sagen und schreiben dürfe in diesem Land. Viel Geraune, viel nebulöse Andeutung, bis sich dann herausstellte: Tellkamps Buch wird beim Suhrkamp-Verlag gerade einfach nur redigiert und erscheint wahrscheinlich nächstes Jahr. Eine alberne Aufblähung eines Möchtegern-Skandales, an dessen Ende einfach mal wieder Shakespeare steht. Much ado about nothing!
Auch wurden die Debatten um andere Aufreger-Themen, wie etwa das #frauenzählen in Verlagsvorschauen oder das Erscheinen von Woody Allens Biografie auf einem teilweise doch recht fragwürdigen Niveau geführt. Da hätte man seine Energie doch besser in die Vermittlung von lesenswerten Büchern gesteckt.
Auch drängte sich im Feuilleton 2020 bislang der Eindruck auf, dass man auch in diesem Jahrzehnt die Abwertung von Frauen und die literarische Gagatheorie „Frauen – Unterhaltung“, „Männer – Literatur“ weiter munter fortschrieb. Beispielsweise Volker Weidermann im Spiegel über die neue Verlegerin des Rowohlt-Verlags, Nicola Bartels.
Aber da sind wir ja auch schon beim nächsten Thema – bei Rowohlt und der Verlagswelt.
Die Verlagswelt
Auch in der Verlagsbranche brachte 2020 wenig Gutes. Da war schon einmal Monsieur-Ex Florian Illies, der nach nur wenigen Monaten seinen Job als Rowohlt-Verleger wieder hinschmiss. Für Sandra Kegel in der FAZ eine peinliche Party. Und für Illies nur ein weiteres Ex-Prädikat, von denen er nun schon einige hat: Ex-Angestellter bei der Zeit, bei der FAS, bei einem Auktionshaus, bei einem Kunstmagazin. Und nun auch Ex-Verleger, nach ein paar Monaten. Einen Job, für den man zuvor die erfolgreiche Barbara Laugwitz höchst unrühmlich abgesägt hatte. Stabilität und Konstanz sieht anders aus.
Und dann kam auch schon Corona. Obwohl man zuvor noch behauptet hatte, die Leizpiger Buchmesse finde sicher statt, wurde sie dann wenige Tage später doch abgesagt. Die richtige Entscheidung, wie die rasant steigenden Fall- und Todeszahlen dann schnell zeigen sollten, obwohl auch ich ob der ganzen erfolgten Vorplanung zunächst enttäuscht war.
Was bei mir im kleinen zutrifft, trifft die Verlage ja deutlich härter. Gebuchte Hotelbetten, Fahrtkosten, Messebauer, geplante Veranstaltungen. Der Ausfall ist massiv und schlägt vor allem bei den kleinen und unabhängigen Verlage am gravierendsten durch, die in keine Konzernstrukturen eingebunden sind und über so etwas wie Rücklagen nicht verfügen. Besonders die Leipziger Buchmesse ist ja immer eine Publikumsmesse, bei der man für die Frühjahrsprogramme und Spitzentitel werben kann. Eine Möglichkeit, die dieses Jahr völlig wegfiel. Manch einer nahm das auch mit Humor, wie etwa Benjamin Quaderer, dessen Spitzentitel Am Ende die Alpen eigentlich dank Messe und Co viel Aufmerksamkeit hätte erhalten sollen.
Kleiner Trost – immerhin hier kommt bald eine Besprechung dieses wirklich lesenswerten Buchs. Dennoch ist der Ausfall von Öffentlichkeit, Absatzmöglichkeiten und Gewinn für die Verlage wirklich gravierend. In dieser Hinsicht ist auch eine traurige Nachricht abseits der ausgefallenen Leipziger Buchmesse zu vermelden:
Der Kleinverlag Binooki ist insolvent und muss den Betrieb einstellen. Der von zwei Schwestern betriebene Verlag hatte sich um den Transfer von türkischen Autor*innen ins Deutsche verdient gemacht und muss doch nun aufgrund eines Betrügers Insolvenz anmelden. Auch auf diese Nachricht hätte man verzichten können.
Der Buchhandel
Und dann ist da nicht zuletzt auch noch die Buchhandelsbranche. Sie trifft die Corona-Krise nun besonders hart. Während für die meisten Kund*innen wohl der Klick bei Amazon und Co. am einfachsten erscheint, fürchten viele Buchhandlungen um ihre Existenz. Die Laufkundschaft, die normalerweise die Umsatzzahlen generiert, fällt völlig weg. Bis auf Berlin mussten überall die Buchhandlungen schließen, da ihnen laut politischen Richtlinien keine Systemrelevanz zukommt. Darüber könnte man natürlich trefflich streiten. Fakt ist allerdings, dass sich die Buchhändler*innen so neue Wege überlegen müssen, um ihre Kund*innen zu erreichen und weiterhin den Umsatz zu generieren, der ihnen ein Forbestehen ihrer Läden ermöglicht.
Die Wichtigkeit von Online-Präsenzen und Webshops wird in der Corona-Krise einmal mehr augenfällig. Verschiedene Kampagnen und Initiativen von Verlagen und Buchhandlungen versuchen auch gegenzusteuern. Und auch ich möchte mit einem Appell enden.
In Zeiten, in denen ein Online-Gigant wie Amazon Büchern keine hohe Priorität mehr einräumt und diese zugunsten von Lebensmittelzustellungen zurückstellt, gibt es in meinen Augen keinen einzigen Grund, einen solchen Marktmonopolisten weiter zu stärken. Im Gegenteil. Die Buchhandlungen werden nach wie vor täglich von den Zwischenbuchhändlern beliefert. Bestellte Bücher werden so deutlich schneller geliefert – und von vielen Buchhandlungen neuerdings sogar persönlich zugestellt. So seien an dieser Stelle nur kursorisch ein paar lokale Buchhandlungen genannt, die diesen Service anbieten. Ruft einfach eure Buchhändler*innen an und fragt nach – sie werden euch sicher gerne beliefern. Denn gerade in diesen Zeiten sollte ein Besinnen auf lokales Kaufverhalten und eine Unterstützung der Aktiven vor Ort das Gebot der Stunde sein. Schließlich wäre es schön, wenn die Buchhandels- und Verlagswelt nach der Corona-Krise noch die alte wäre. Insofern: Buy local!
Wäre, wäre, Fahrradkette, wie der große Philosoph und Fußballversteher Lothar Matthäus einst bemerkte. Da hat man das Zimmer und die Bahnfahrt für die Leipziger Buchmesse schon gebucht. Die Presseakkreditierung ist auch durch und die Termine ausgemacht. Interviews, Verlagsbesuche, Diskussionen: der Zeitplan steht. Und dann das: Absage der Leipziger Buchmesse, zum ersten Mal in der Geschichte. Danke Coronavirus!
Eine unerwartete Lücke tut sich auf im Kalender – was soll man da machen? Nachdem auch noch offiziell das Rahmenprogramm Leipzig liest abgesagt wurde, entschied ich mich, die Reise nach Leipzig nicht anzutreten. Schade drum, besonders, da ich diesen literarischen Frühlingsjahrgang für ausgesprochen stark erachte.
Aber wenn ich schon nicht zur Buchmesse komme, dann will ich sie wenigstens in einer Form hier auf dem Blog stattfinden lassen. Ich habe mich entschlossen, hier als kleine Übersicht in meinen Augen wichtige Titel dieses Frühjahrs vorzustellen. Da eine solche Buchmesse ja auch immer ein soziales Get-together ist, wollte ich das Element des Miteinander über Bücher-Redens hier auf dem Blog ein bisschen nachbilden. Dafür versammele ich hier Besprechungen anderer Blogger*innen sowie ein paar eigene Rezensionen. Hoffentlich kann euch diese Auswahl auch ein bisschen inspirieren.
Nationale Literatur
Tobias vom Blog Buchrevier über den neuen Roman Die rechtschaffenen Mörder von Ingo Schulze.
Fräulein Julia über Irina Liebmanns Die große Hamburger Straße.
Meine Besprechung des aktuellen und gesellschaftlich relevanten Debüts von Cihan Acar: Hawaii
Marina alias Nordbreze hat eine Rezension zum neuen Buch von Kathrin Wessling verfasst. Der Titel des Buchs lautet Nix passiert.
Wolfgang Schneider auf Deutschlandfunk Kultur über Leif Randts neue Kreation Allegro Pastell.
Petra vom Blog Literaturreich ist mit der Bloggerin und Trauerbegleiterin Jasmin Schreiber in den Marianengraben abgetaucht.
Marcus schreibt für das Bücherkaffee und hat Christoph Kloebles neuen Roman Das Museum der Welt gelesen.
Jan Drees laß das Debüt Tauben leben von Paula Czienskowski und bespricht es auf Lesen mit Links.
Internationale Literatur
Hauke Harder vom Blog Leseschatz über Delphine de Vigans Dankbarkeiten.
Um das Buch Der Anhalter von Gerwin van der Werf kümmert sich Mareike vom Blog Bücherwurmloch.
Der Isländer Ragnar Helgi Olafsson hat ein Buch mit dem schönen Titel Handbuch des Erinnerns und Vergessens verfasst. Birgit vom Blog Sätze & Schätze hat es besprochen.
Tobi vom Blog Lesestunden hat sich das Buch Eisfuchs von Tanya Tagaq näher angeschaut.
Constanze schreibt auf Zeichen & Zeiten über ihre Lektüre von Ben Smiths Buch Dahinter das offene Meer.
Ich habe mit großer Begeisterung Liz Moores Krimi und Gesellschaftspanorma Long Bright River gelesen.
Die Klappentexterin kümmert sich um Sigrid Nunez‚ vielbesprochenes Werk Der Freund.
Eine Wiederentdeckung ist der bei Dörlemann erschienene Roman Die Berglöwin von Jean Stafford. Auf dem Hotlistblog wurde dieser besprochen.
Sachbücher
Lena vom Blog Wortgelüste über das Buch Sie hat Bock von Katja Lewina.
Alexandra vom Blog Bücherkaffee über Patrik Svenssons Das Evangelium der Aale
Hilma af Klint – noch nie gehört? Der Beitrag von Isabella auf Novellieren ändert das.
Und noch nicht von mir besprochen aber ganz oben auf meiner Liste in Sachen Nächster Titel: Kübra Gümüsay mit Sprache und Sein.
So viel erst einmal zu Titeln, über die ich auf anderen Blogs gestoßen bin und die ich mir auf der Buchmesse sicherlich einmal genauer angeschaut hätte. Jetzt müssen wir das halt digital nachholen. Welche Bücher sind eure Titel des Frühjahrs? Was hat euch begeistert oder abgeschreckt? Lasst es mich wissen!
Heute auf den Tag vor einhundert Jahren wurde die Stadtbücherei Augsburg gegründet. Ein Umstand, für den ich sehr dankbar bin, schließlich versorgen mich die Bücherei und ihre Zweigstellen nicht nur mit den neuesten Medien, sondern auch mit Lohn und Brot. So ein runder Geburtstag muss natürlich auch gefeiert werden. Morgen und am Samstag geschieht das dann. Am Freitag nur für geladene Gäste, am Samstag dann aber für alle Augsburger*innen. Am Abend findet nämlich wieder eine Literatursoiree in Zusammenarbeit mit der Augsburger Allgemeine statt.
Gast ist diesmal der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Ingo Schulze. Wikipedia zählt über 20 Ehrungen auf, die Schulze im Laufe seiner Schrifststellerkarriere sammeln konnte. So zählt der Brecht-Preis der Stadt Augsburg zu einer seinen vielen Auszeichnungen. Im Jahr 2007 konnte er den Preis der Leipziger Buchmesse erringen. Dieses Kunststück könnte ihm auch dieses Jahr wieder gelingen (wenngleich die Messe und damit auch die Preisverleihung ja erst einmal abgesagt wurden). Mit seinem Roman Die rechtschaffenen Mörder ist er auch in diesem Jahr wieder für den Preis nominiert. Am 07.03.2020 wird er aus diesem Roman in der Stadtbücherei vorlesen und nachher im Gespräch Auskunft über das Buch und sein Schreiben geben. Sicherlich hoch spannend, denn die Kurzbeschreibung seines neuen Romans klingt wie ein Kommentar zum Rechtsdrift unserer Gesellschaft:
Ingo Schulze – Die rechtschaffenen Mörder
Wie wird ein aufrechter Büchermensch zum Reaktionär – oder zum Revoluzzer? Eine aufwühlende Geschichte über uns alle.
Norbert Paulini ist ein hoch geachteter Dresdner Antiquar, bei ihm finden Bücherliebhaber Schätze und Gleichgesinnte. Über vierzig Jahre lang durchlebt er Höhen und Tiefen. Auch als sich die Zeiten ändern, die Kunden ausbleiben und das Internet ihm Konkurrenz macht, versucht er, seine Position zu behaupten. Doch plötzlich steht ein aufbrausender, unversöhnlicher Mensch vor uns, der beschuldigt wird, an fremdenfeindlichen Ausschreitungen beteiligt zu sein. Die Geschichte nimmt eine virtuose Volte: Ist Paulini eine tragische Figur oder ein Mörder?
Im Anschluss an die Lesung gibt es dann wieder einen Literarischen Salon. Mit Kurt Idrizovic von der Buchhandlung am Obstmarkt und Stefanie Wirsching von der Augsburger Allgemeinen diskutiere ich über folgende drei Neuerscheinungen des Bücherfrühlings. Kontroverse Meinungen sind zu erwarten!