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Christine Wunnicke – Wachs

In ihrem neuen Roman Wachs begibt sich Christine Wunnicke in die Zeit kurz nach der französischen Revolution, als Köpfe rollten, aber auch mit neuem Wissen gefüllt wurden. Wieder einmal gelingt der Autorin ein eigenwilliger historischer Roman, der von zwei außergewöhnlichem Frauen und ihrem Forschungsdrang erzählt.


Zu wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält, es war im Jahr 1808 nicht nur der Drang von Goethes Faust, der nach mehr Wissen strebte. Generell kennzeichnet die Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert ein neu erwachender Wissensdurst, der unter anderem auch in der berühmten Encyclopedie von Denis Diderot als Urform des Lexikons einen Ausdruck fand. Das in Zusammenarbeit mit Jean Baptiste le Rond D’Alembert 1780 vollendete Werk sollte, beeinflusst von der im 18. Jahrhundert einsetzenden Aufklärung, das gesamte verfügbare Weltwissen zusammenführen und verfügbar machen.

Insgesamt 142 Enzyklopädisten wirkten an diesem 35 Bände umfassenden Mammutwerk mit – und auch Christine Wunnickes Protagonistin Marie Biheron hätte sich als Autorin der Enzyklopädie gut gemacht, hätte man die Weitsicht besessen, die Erkenntnisse von Frauen allerhöchstens anonym in diesem Werk zu zitieren. Bekannt war sie schließlich mit dem höchst unsteten und wissensdurstigen Denis Diderot, den sie immer wieder mit Gedanken fütterte, wie es Christine Wunnicke in ihrem Roman beschreibt.

Weiblicher Forscherdrang und männliche Vorherrschaft

„Corticalis, medullaris, falciformis, pinealis, corticis“, zählte Monsieur Diderot ordentlich her. Man schrieb das Jahr 1754. Er hatte die Haken und Bänder am Kopf der großen Puppe geöffnet und ihren Schädel aufgeklappt. Das wollte er immer selbst tun, am Anfang jeder Lektion. „Arachnoidea!“ Er steckte den Finger zwischen Dura und Pia und versuchte herauszuzupfen, was sich dazwischen befand.

„Hier ist ausnahmsweise alles verklebt.“ Marie lächelte. „Und was Sie mir hersagen, befindet sich alles ganz richtig darin, doch ist es, wenn es so plätschert, nichts als ein Wortbrei und führt zu keinem System. Wie zeigen wir die Archnoidea an der Leiche?“

„Wir blasen drauf, und sie bläht sich! Warum ist Ihr Wachs so hart? Wie härten Sie es? Was ist darin? Wie färben Sie es? Ich muss das wissen!“

„Das müssen Sie nicht. Nehmen Sie das Kleinhirn heraus und erklären die Schenkel.“

Christine Wunnicke – Wachs, S. 128

Dass sich weiblicher Forschungsdrang mit den damaligen Zeitumständen schwer vertrug, aber essenziell für die Forschung und das wissenschaftliche Vorankommen war, davon erzählt Christine Wunnicke in Wachs. Damit steht sie selbst in der aufklärerischen Tradition jener Zeit, holt ihr Roman doch mit Marie Biheron eine heute fast unbekannte Figur der Geschichte zurück ans Tageslicht und erzählt von ihrem erkenntnisreichen Wissensdrang. Vor dem Hintergrund der französischen Revolution war sie es, die auch das Verständnis von Anatomie revolutionierte.

Eine Revolutionärin der Anatomie

Christine Wunnicke - Wachs (Cover)

Der Forschungsdrang von Marie Biheron nahm schon in der Kindheit seinen Anfang, wie Wunnicke zeigt. Auf den ersten Seiten des Romans huscht da ein kleines Mädchen unerschrocken durch das nachtdunkle Paris und fordert in einer Kaserne vor Offizieren eine Leiche, die sie gerne kaufen möchte. Am besten gleich mehrere im Subskriptionsmodell den ganzen Herbst und Winter hindurch, der Forschung in Sachen Anatomie wegen, so die Tochter des Apothekers Biheron.

Hier zeigen sich schon jener Drang nach Wissen und weiblicher Selbstbestimmung, die das Leben von Marie Biheron im Folgenden prägen werden. Denn die unangepasste Frau wird später nicht nur mit der älteren Planzenmalerin Madeleine Basseporte eine Beziehung führen (auch sie eine dieser Figuren, die Wunnicke dem Vergessen entreißt), mit der älteren Frau zusammenleben und sogar einen Affen pflegen: vor allem wird sie mit ihren Wachsabdrücken von Organen des menschlichen Körpers die Kunde von der Anatomie revolutionieren und das Wissen darüber weiter voranbringen, während die Jakobiner nach der Revolution die Guillotine vor Notre Dame in Akkordarbeit bemühen und damit für jenen Leichen sorgen, deren Innenleben Marie so interessiert.

Das Ziel der jungen Frau ist klar, wie sie ihrer Partnerin Madeleine Basseport selbstbewusst offenbart. Sie will der beste Anatom von Paris werden. Gendern nicht nötig, da Frauen – siehe Enzyklopädistin – ja sowieso vom wissenschaftlichen Forschen und Diskurs ausgeschlossen waren. Da kann man dann gleich Anatom werden anstelle einer Anatomin.

Die unerschrockene Marie Biheron

Sowieso lässt sich Marie von den Standesregeln des 18. Jahrhunderts nicht schrecken. Beharrlich blickt sie ins Innerste, das den Menschen zusammenhält. Immer weiter perfektioniert sie die Kunst der Wachsabdrücke, forscht an Leichen und vervollkommnet ihre Fertigkeiten, bis hin zur Illusion, mit ihrer Kunst ganz neue Menschen zu schaffen oder Krankheiten bei der Anfertigung der Wachsabdrücke zu beseitigen. Kurzzeitig muss sie nach England ausweichen, da sie in Frankreich als Frau keine Anatomie lehren darf, ein Salär als Forscherin gibt es sowieso nicht. So muss sie sich mit dem Verkauf ihrer Modelle über Wasser halten und findet im dänischen König und der russischen Kaiserin prominente Abnehmer ihrer Kunst.

„Meine Frau macht neuerdings Menschen“, wird Maries Frau Madeleine Basseport an den Naturforscher Linné schreiben – womit sich Marie als eine Seelenverwandte einer anderen Mary erweist, nämlich Mary Shelley. Die ersann ebenfalls an jener Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert die Erzählung vom revolutionären Leichenformer und modernen Prometheus Viktor Frankenstein, der neues Leben schuf.

Wachs erzählt von weiblichem Forscherdrang gegen alle Widerstände, ohne dem der Wissenschaft entscheidende Pulse gefehlt hätten. Neben dem Erinnern an die unerschrockene Marie Biheron ist Wachs das große Panorama jenes unbändigen Forscherdrang, der die Welt zu jener Zeit erfasst hatte. Madeleine und Marie korrespondieren mit Forschern wie Buffon oder Linné, Diderot sucht nach Erkenntnis, ganz Paris ist gleichermaßen von Blutdurst und Wissensdurst erfüllt.

So abgehackt wie die Köpfe auf den öffentlichen Plätzen ist dabei auch so manches Mal das Erzählen von Christine Wunnicke. Sie arbeitet mit Sprüngen im Erzählen, rückt Figuren aus dem Umfeld Maries in den Blick und schildert ihre kurze, aber thematisch vielfältige Erzählung in eine sprachmächtige, historisierende Sprache, die bei der Lektüre Genuss bereitet.

Fazit

Christine Wunnicke ist ein Solitär im deutschen Buchbetrieb, die sich kurzfristigen Moden und Erzähltrends verweigert und stattdessen ihre ganz eigene Nische in Sachen historischem Erzählen gefunden hat. Mit Wachs baut sie nach ihrem letzten Werk Die Dame mit der bemalten Hand diese Nische weiter aus. Sie sensibilisiert für die entscheidenden Impulse, die die Aufklärung und Wissenschaft auch durch Frauen erhielt, und zeigt gleichwohl die Widerstände gegen dieses Forschern und welches Opfer die Frauen für ihre Forschungen bringen mussten. Mit Marie Biheron stellt Wunnicke eine faszinierende Frau ins literarische Scheinwerferlicht ihrer Erzählung, die alles andere als wachsweich ist.


  • Christine Wunnicke – Wachs
  • ISBN 978-3-911327-03-9 (Berenberg)
  • 187 Seiten. Preis: 24,00 €
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Pablo de Santis – Das Rätsel von Paris

Zwölf Detektive sollt ihr sein. In Pablo de Santis‚ Roman Das Rätsel von Paris kommen die legendären Detektive ebendort zusammen, um im Rahmen der in Kürze beginnenden Weltausstellung Ausschnitte aus ihrem kriminalistischen Lebenswerk zu zeigen. Doch wo Detektive sind, da ist das Verbrechen auch nicht weit…


Ist er Ausdruck visionärer Architektur und Fortschrittdenkens – oder eine einzige Anmaßung, die sogar den Petersdom in ihren Schatten stellt und besser nicht gebaut worden wäre? In Pablo de Santis metaphysischen Krimi Das Rätsel von Paris entzweit der kühne Entwurf Gustave Eiffels die Geister.

Mit einer Bauzeit von 2 Jahren und der Eröffnung pünktlich zur Weltausstellung 1989 ist der Turm etwas nie Dagewesenes, das alle Blicke auf sich zieht. Salvatrio, den Erzähler von Pablo de Santis Roman, begeistert aber eine andere Aussicht noch weitaus mehr. Denn er ist nach Paris gekommen, weil dort am Vorabend der Eröffnung der Weltausstellung andere Giganten zusammengekommen sind. Keine geringeren als die legendären zwölf Detektive haben sich dort versammelt, um sich gegenseitig ihre Ermittlungsmethoden und größten Fälle vorzustellen.

Salvatrio und die zwölf Detektive

Pablo de Santis - Das Rätsel von Paris (Cover)

Dass Salvatrio als einer der größten Bewunderer dieses kriminalistischen Dutzends ebenfalls vor Ort ist, hat damit zu tun, dass es strenggenommen gar nicht zwölf, sondern nur elf Detektive sind, die sich in Paris eingefunden haben. Denn der argentinische Ermittler Craig ist nicht gekommen, stattdessen hat er Salvatrio als seinen Adlatus entsandt. Wie das kam, davon erzählt der erste von insgesamt fünf Teilen, in das sich de Santis‘ Roman gliedert.

Nun steht Salvatrio wahrhaftig vor jenen Detektiven, deren Fälle und Deduktionen er in der Zeitschrift La clave del crimen begierig verfolgt hat. Der Detektiv Tobias Hatter aus Nürnberg, der mithilfe von ausgeklügelten Apparaturen im Miniaturformat Fälle löst, Zagala, der portugiesische Ermittler, der seine Fälle ausschließlich an der Küste löst oder die beiden Detektive Viktor Arzaky und Louis Darbon, die miteinander um den Titel des Detektivs von Paris konkurrieren.

Sie alle sind nun vor Ort und haben Exponate mitgebracht, die für ihre Ermittlungsansätze und Erfolge stehen. Aus der Theorie wird aber schnell Praxis, als es zu einem ersten Toten kommt, der aus der Riege der berühmten Detektive stammt. Der Schauplatz des Todesfalles könnte dabei nicht symbolischer sein. So stürzte Arzakys‘ Konkurrent Darbon an jenem Ort zu Tode, der nun im Fokus der Öffentlichkeit steht: der Eiffelturm.

Vom Adlatus zum Ermittler

In der Folge wird Salvatrio vom passiven Bewunderer der zwölf Detektive selbst zum Ermittler, indem er für Arzaky Ermittlungen übernimmt. Er stromert durch ein Paris , das schier vor Anspannung ob der bevorstehenden Eröffnung der Weltausstellung vibriert und summt. Als es zu einem zweiten Todesfall kommt, steigert sich diese Anspannung noch einmal. Denn es scheint fast, als hätte jemand die Detektive und insbesondere Darbons Rivalen Viktor Arzaky ins Visier genommen.

Pablo de Santis‘ Roman ist einerseits ein Krimi, der die klassischen Zutaten des Genres im Übermaß bedient. Nicht nur ein Detektiv, sondern gleich ein ganzes Dutzend, dazu die Adlaten der legendären Ermittler, Todesfälle, die in Verbindung zu stehen scheinen, viele potentielle Verdächtige an einem illustren Ort.

Zugleich aber weitet der Argentinier Pablo de Santis seinen Roman, indem er neben der realistischen Krimihandlung auch eine metaphysische Ebene einzieht. Sinnbildlich dafür ist ein Ausspruch, der einmal in einem Gespräch mit dem Detektiv Craig fällt. Er lautet: Die Mörder sind die Künstler und die Detektive ihre Kritiker.

Der Eiffelturm im Verdacht

Diese für einen klassischen Krimi eher ungewöhnliche Herangehensweise an das kriminalistische Tun kennzeichnet Das Rätsel von Paris. So stehen nämlich nicht nur Ermittler, Täter und Opfer im Fokus – auch dem Eiffelturm kommt eine entscheidende Rolle zu, der ebenso wie Detektive international für Aufsehen sorgt, aber auch Kritiker auf den Plan ruft.

Obskure Gruppen wie die sogenannten Kryptokatholiken sehen die Errichtung des Turms mehr als skeptisch, weshalb eine Spur auch zu dieser Gruppierung und ihren seltsamen Vertretern weist. Würde man für beziehungsweise gegen den Turm morden? Und was verbindet die Toten miteinander? Rächt sich ein mörderischer Künstler an seinen Kritikern in Form der Detektive?

Diese Überlegungen führen zu vielen, teils reichlich theoretisch und metaphysischen Überlegungen, die Krimipuristen, die „reine“ Krimis schätzen, wahrscheinlich eher als überflüssig, wenn nicht gar störend empfinden dürften.

Fazit

Lässt man sich aber auf die Erzählwelt von Pablo de Santis ein, dann ist Das Rätsel von Paris einerseits Hommage an die klassischen Detektiverzählungen und setzt gleich zwölf Ermittler und ihre spektakulären Fälle in Szene. Andererseits ist das Buch auch eine wilde Spielwiese für Kritik der mörderischen Vernunft, Überlegungen zum Arbeitsethos von Detektiven und Bauwerk-bedingte Aversionen. Dass dieses Buch im Jahr 2007 erschien, als Erika Eiffel im gleichen Jahr in einer privaten Zeremonie den Eiffelturm heiratete, ist dabei eine Pointe, die hervorragend zum Geist passt, den Das Rätsel von Paris atmet.


  • Pablo de Santis – Das Rätsel von Paris
  • Aus dem Spanischen von Claudia Wuttke
  • ISBN 978-3-293-20540-6 (Unionsverlag)
  • 320 Seiten. Preis: 12,90 €
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Anne Weber – Bannmeilen

Erkundung in der Peripherie. Anne Weber begibt sich auf Spaziergänge an den Außenrändern von Paris – und entdeckt eine Welt, die im krassen Gegensatz zum Chic der französischen Hauptstadt steht. Zusammen mit ihrem Reisegefährten Thierry durchstreift sie die Banlieues, jene Außenbezirke von Paris, in die es Touristen eher weniger verschlägt. Auf ihren verschriftlichten Erkundungen namens Bannmeilen entdeckt sie dabei Kosmen, die das heutige Frankreich in seiner ganzen Zerrissenheit wenigstens ein bisschen besser verstehen lassen.


Das „Neun-Drei“ hat es Anne Weber angetan. So wird jenes im Nordosten von Paris gelegene Département nach seiner Nummerierung geheißen, das eigentlich auf den Namen Département Saint-Denis hört. Es ist eine Welt für sich, die sich Anne Weber dort auftut. Fast sechshundert Kilometer wird am Ende die Strecke messen, die sie bei ihren Streifzügen durch die Welt von „le neuf-trois“ zwischen Bobigny, Saint-Denis und Noisy-le-Grand zurückgelegt haben wird.

Diese Spaziergänge oder Streifzüge, wie sie der Untertitel dieses Romans nennt, unternimmt Anne Weber allerdings nicht alleine. Gefährte der Übersetzerin und Autorin ist Thierry, gewissermaßen ein Ureinwohner von Neun-Drei. „Viel gereist und zugleich aus dem Neun-Drei nie herausgekommen“ sei er, wie es in der dem Buch vorangestellten Vorstellung von Thierry heißt. Der Vater von algerischer Abstimmung, er selbst von seiner Geburt an bis in die Gegenwart hinein immer seinem Département verbunden, ist er der perfekte Gefährte für die Erkundungen, die Anne Weber zusehends faszinierter anstrebt.

Auf Erkundung in Neun-Drei

Thierry treibt ein Filmprojekt um, das die massiven Umgestaltungen und Eingriffe in das Erscheinungsbild von Neun-Drei dokumentieren soll, die die Olympischen Spiele im Sommer 2024 mit sich bringen werden. Und Anne Weber beschäftigt die Frage , warum sie sich bislang immer nur gewissermaßen im geschützten Inneren von Paris aufgehalten hat und den Gang über diese von der Stadtautobahn Périphérique so klar umrissenen Welt hinaus nie gewagt hat.

Anne Weber - Bannmeilen (Cover)

Zusammen beginnen die beiden also nun mit den Erkundungen der Banlieues, durchmessen mal trostlose Hochhaussiedlungen, mal steppenähnliche Flächen, die nur von der Stadtautobahn N2 durchschnitten werden. Mal thronen wie hingeworfene Hypermarchés in der Einöde, mal entdecken die beiden ein Geflüchtetenlager draußen in der Peripherie.

Bannmeilen dokumentiert mit viel Beschreibungskraft und dem Auge fürs Detail die Spaziergänge, die die Erzählerin und Thierry immer wieder an unterschiedliche Orte bringen. Stets gibt es dabei Konstanten und Muster, in die beide immer wieder verfallen und von denen sie begleitet werden. Neben der Neugier, der Ironie und dem Spott zwischen Thierry und Anne Weber als stetem Begleiter bei allen Erkundungen sind es auch Verhaltensweisen, die auf ihren Ausflügen bald zur Routine zwischen den beiden werden.

Erkundungen zwischen Brutalismus und Hähnchengrill

So liest Weber bei ihren Ausflügen immer wieder unterschiedliche Fundstücke auf, die ihr neben den Notizen als Erinnerungen an die Ausflüge zu dienen. Auch kehren die beiden Flaneure immer wieder in der Kneipe von Rachid ein, dessen Kosmos an eigenwilligen Gästen sich für die beiden ebenso öffnet wie die Welten, durch die sie spazieren und von denen Weber uns erzählt.

Es sind Welten zwischen Hoffnungslosigkeit und gesellschaftlicher Abgrenzung, Welten zwischen dem kalten Brutalismus einer Wohnanlage „Les Espaces d’Abraxas“ in Noisy-le-Grand und dem Viertel von Saint-Ouen, in dem man sich fast schon wieder in Paris wähnen könnte.

Dabei dokumentiert Bannmeilen vor allem einen Bild des Durcheinanders und Nebeneinanders auf kleinem Raum. Moscheen, Synagogen, tamilische Communitys, Schwarzafrikaner oder Menschen aus Maghreb-Staaten, dazu große Supermärkte und kleine Cafés, gigantische Wohnblöcke mitsamt winziger Balkone, Drogen, zu Hähnchengrills umfunktionierten Einkaufswagen, viel Schutt und immer wieder Autobahnen, die die Gebiete durchschneiden.

Es ist ein Bild der Uneinheitlichkeit, das auch eine soziologische Note besitzt, etwa wenn Weber die Koexistenz unterschiedlichen Einwanderergruppen beschreibt, die sich trotz der räumlichen Enge gegenseitig abgrenzen, oder vom Erbe des Kolonialismus in Algerien erzählt, der bis heute auf die französische Gesellschaft einwirkt. So lassen sich die aktuellen gesellschaftlichen Konflikte in Frankreich, die Verachtung und Ignoranz für die Banlieues und die sich im Kreis drehenden gesellschaftlichen Debatten über diese Welten nach der Lektüre von Webers Erkundungen zumindest in Ansätzen etwas besser verstehen.

Ein Marathonläufer, chouffeurs – und ein wenig Monotonie

Verbunden wird all das mit Leitmotiven wie dem vergessenen algerische Marathonläufer Boughéra El Ouafi, dessen Spuren sie auf ihren Streifzügen durch die Viertel immer wieder begegnen oder den chouffeurs, jenen Alarmposten, die sich über akustische Meldeketten verständigen, um das Nahen von Polizei in den Banlieues anzukündigen. So entstehen in Bannmeilen ein dichtes Beschreibungsbild jener terra incognita außerhalb der périphérique, das sonst meist nur in Klischees und Zerrbildern existiert.

Dass das Ganze dabei abgesehen vom beschriebenen Inhalt in seiner Form nicht recht abwechselt, sich Spaziergang an Spaziergang mit immergleichen Ritualen und viel Frotzeleien reiht, macht das Buch neben aller blicklichen und beschreibenden Genauigkeit zugleich etwas gleichförmig, um nicht zu sagen monoton.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, der bekommt mit Anne Weber eine neugierige und genaue beobachtende Reiseleiterin in diese Welt im Nordosten Paris, die mit ihren Schilderungen nicht nur die so unterschiedlichen Lebenswelten dort beleuchtet, sondern zugleich auch eine Welt im Untergang dokumentiert, die spätestens nach den Olympischen Spielen in wenigen Monaten endgültig Geschichte sein wird.


  • Anne Weber – Bannmeilen
  • ISBN 978-3-7518-0955-9 (Matthes & Seitz Berlin)
  • 301 Seiten. Preis: 25,00 €
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Chris Lloyd – Paris Requiem

Zweiter Einsatz für Eddie Giral im von den Nationalsozialisten besetzten Paris. Chris Lloyd gelingt mit Paris Requiem abermals ein souveräner und traumwandlerisch sicher erzählter Kriminalroman mit einem unangepassten Helden, der diesmal nicht nur zu einem Pakt mit dem Teufel gezwungen ist.


Vor zwei Jahren erschien mit Die Toten vom Gare d’Austerlitz der erste Roman des Briten Chris Lloyd, den Herausgeber Thomas Wörtche für seine Krimiedition bei Suhrkamp aufgetan hatte. Gleich zum Einstand gelang Lloyd ein überzeugender Kriminalroman, der seinen Helden Eddie Giral hervorragend einführte. Nicht einmal vom Einmarsch der Nationalsozialisten in Paris ließ sich der bei der Pariser Polizei angestellte ehemalige Jazzclub-Rausschmeißer von der Arbeit abhalten. In einem komplexen Fall rund um eine Gruppe ermordeter Polen bewies er seinen kriminalistischen Riecher und sein Talent für Ironie und Aufrichtigkeit in schweren Zeiten.

Im zweiten historischen Krimi gelingt es Lloyd nun, das Begonnene auf großartige Art und Weise fortzuführen. Denn die Nazis sind noch immer in Paris präsent. Während die Vichy-Regierung unter General Pétain die Kollaboration anstrengt, regt sich in Paris langsam subtiler Widerstand gegen die Abwehr, Gestapo und SD, die die Straßen der Hauptstadt kontrollieren.

Eddie versieht seinen Dienst mit viel Widerwillen gegenüber den neuen Machthabern in der Stadt, allen voran Major Hochstetter von der Abwehr, der ein genaues Auge auf ihn hat. Zwischen Nazis und organisiertem Verbrechen versucht er irgendwie die Ordnung aufrechtzuerhalten und bangt zudem auch noch um seinen Sohn, den er im ersten Band der Reihe zur Flucht aus Paris verholfen hat.

Tod im Jazzclub

Chris Lloyd - Paris Requiem (Cover)

Als er nun an einen Tatort in einem von den Besatzern stillgelegten Jazzclub gerufen wird, ist Giral mehr als irritiert. Denn der Tote, der mit Anglergarn gefesselt auf einem Stuhl sitzt, sollte sich eigentlich nicht in dem Club, sondern hinter Gittern befinden. Schließlich hat Eddie selbst für seine Inhaftierung gesorgt. Doch irgendwie scheint es das Mordopfer aus dem Gefängnis geschafft zu haben, um sich nun mit zugenähten Lippen im Jazzclub wiederzufinden. Wer hatte mit dem Toten noch eine Rechnung offen?

Bei seiner Suche bewegt sich Eddie auf vertrautem Terrain. Halbseidene Gestalteten, Kaschemmen und Jazzclubs, in denen sich Nazis und Unterweltgrößen die Klinke in die Hand geben, sind Stationen seiner Suche, die er immer unter genauer Beobachtung Major Hochstetters vorantreibt. Dabei stößt er auf die Spur anderer Gefangener, die offenbar widerstandslos aus der Haft entlassen wurden und die sich nun zusammengetan haben scheinen – aber mit welchem Ziel? Dass ihm bei seiner Suche in Paris immer wieder der Name „Capeluche“ begegnet, ohne dass er der Lösung des Mordfalls im Jazzclub nennenswert näherkommt, all das macht die Sache nicht unbedingt einfacher.

Eddie Giral vs. Major Hochstetter

Paris Requiem ist ein starkes stück Kriminalliteratur, bei dem die schnodderige und von ironie geprägte Haltung des Ich-Erzählers Eddie mit einem guten Timing, einem ebenso gut entwickelten Plot und einem hochinteressanten Kapitel französischer Geschichte zusammenfallen.

Gekonnt lässt Lloyd, der bereits zur Geschichte der Résistance forschte, sein Wissen in den Roman einfließen, ohne diesen damit zu beschweren. Die Deals der Unterwelt mit den neuen Herren in der Stadt, der Mangel der Stadtbevölkerung und der erstarkende Widerstand gegen die Nationalsozialisten sowie das Kompetenzgerangel zwischen Sicherheitsdienst, Abwehr und Gestapo sind nur einige Punkte, die den Hintergrund zu Paris Requiem ausmachen.

Im Duell Eddies gegen den faszinierend mephistophelischen Hochstetter hat der Roman seine stärksten Szenen. Großartig etwa die Begeisterung des deutschen Majors ausgerechnet für Beethovens Freiheitsoper Fidelio, was ihn in einen Konflikt mit Eddie bringt, der als gebildeter Franzose die Volkserziehung der Deutschen überhaupt nicht schätzt. Dieser Tanz mit dem Teufel, der schon im ersten Band der Reihe begann, er geht hier in eine neue Runde und wird noch einmal ein ganzes Stück komplizierter.

Leben im besetzten Paris

Daneben macht Paris Requiem auch das Leben im besetzten Paris erfahrbar. Lloyd zeigt in starken Szenen den Vernichtungswillen der Deutschen, der sich von jüdischen Bewohnern der Stadt bis hin zu den sogenannten Frontstalags erstreckt. Das mühselige Anstehen für Essensmarken der einfachen Bevölkerung und der im Gegensatz dazu florierende Schmuggel von Whisky oder Pervitin, die kleinen und großen Deals, sie sind stetes Thema in Lloyds Welt.

Während sich Eddie immer wieder seinen Entwachern entzieht, auf eigene Faust sogar bis in die nachtschwarzen Wäldern Compiègnes vordringt, verstrickt er sich immer mehr in Abhängigkeiten und Versprechungen. Eine zusehends komplizierter und gefährlicher werdende Gemengelage, die er französische Ermittler nur durch sein Talent für Ironie erträglich macht (und sich damit in guter Gesellschaft ähnlich angelegter Ermittlungsfiguren wie Adrian McKintys Sean Duffy oder Ben Aaronovitchs Peter Grant befindet).

Fazit

Viele Fronten und Sorgen, ein raffinierter Mörder, eine Stadt im Ausnahmezustand und mittendrin Eddie zwischen Abwehr, Gestapo, Jazzkneipen und alten Versprechungen, das kennzeichnet Paris Requiem. Abermals gelingt Chris Lloyd ein toll gesetzter Krimi, der historische Kulisse und einen Krimiplot vorzüglich zu verbinden weiß. Ebenso wie der erste Band der Reihe ist auch dieser neue Krimi wieder ein hervorragendes Stück historischer Kriminalliteratur, das sich neben französischer Stimmen wie Didier Daenickx vorzüglich ausnimmt!


  • Chris Lloyd – Paris Requiem
  • Aus dem Englischen von Stefan Lux
  • Herausgegeben von Thomas Wörtche
  • ISBN 978-3-518-47373-3 (Suhrkamp)
  • 448 Seiten. Preis: 18,00 €
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Thomas Willmann – Der eiserne Marquis

Zehn Jahre. So lange hat Thomas Willmann nach seinem Sensationsdebüt Das finstere Tal nichts mehr von sich hören lassen. Nun ist er zurück und legt mit Der eiserne Marquis einen innerlich wie äußerlich wuchtigen Roman vor, angesiedelt irgendwo zwischen sprachlichem Barock, Opulenz, Horror und Frankenstein-Neuinterpretation, der von der alten Sehnsucht erzählt, die eigenen Grenzen mithilfe der Technik zu überwinden.


Es ist die erste Begegnung mit dem Stahl eines Messers, die im Erzähler von Thomas Willmanns zweitem Roman die Faszination für alles Metallene und Mechanische weckt. So erzählt er in Form einer Beichte von jenem Zeitpunkt, als einst ein Messer in den Bauch seiner Mutter drang, um ihn per Kaiserschnitt auf die Welt zu befördern. Der Urgrund jener Faszination war gelegt, die ihn zeitlebens nicht mehr loslassen soll und die ihn in letzter Konsequenz in jene deprivierte Lage bringt, aus der heraus er in einem Kerker seine Lebensbeichte vor ein paar Ratten ablegt.

Ja, vor euch sitzt ein Mörder – und leugnet es nicht. Oder, genauer, denn lasst mich nicht jetzt schon wortbrüchig werden und halbe Wahrheit nur auftischen: Vor euch sitzt einer, der zwei Leben hatte. Und im ersten davon zum Mörder ward. Der aber – und drum gesteh ich’s frei, ohne mich um Eure Verdammnis oder Absolution zu scheren – in seinem weiten die Buße auch tat. Dem in seinem zweiten Leben dann alles genommen, gemordet ward. Dass er nun nichts mehr zu verlieren hat, nichts mehr zu erwarten.

Also kommt her, wenn Ihr mögt, und hört mich an. Lasst Euch nieder auf dem speckigen Stein, oder scharrt Euch ein genehmes Plätzlein, im Staub, da vor mir.

Kommt her, meine Ratten und lauscht.

Ich will euch meine Geschichte erzählen.

Thomas Willmann – Der eiserne Marquis, S. 8

Dieses Leben, in dem der Erzähler zum Mörder wurde, sich neu erfand, um schlussendlich als Beichtender vor den Ratten im Kerker zu enden, Willmann erzählt es als groß angelegten Bilderbogen und Sprachrausch, der sich, ganz wie es der Erzähler in seinen vorausgeschickten Worten ankündigt, in zwei Teile stellvertretend für die zwei Leben aufteilt.

Aus der Provinz in die Kaiserstadt

Dieses Leben führt ihn im Jahr 1753 aus der Provinz nach Wien, wo er auf Initiative seines Oheims zum Lehrling eines Uhrmachers wird. Die Uhrmacherei, ihre filigrane Mechanik und die Technik faszinieren ihn ja schon seit der ersten Episode mit dem Messer, die er uns zu Beginn präsentiert. Erfüllung fand er im kleinen Dörfchen in K— an der T—- aber nicht. Dort gingen die Uhren noch sprichwörtlich anders, waren es doch „ungeschlachte Instrumente, die man hier baute, ihr Werk mit den derb-eckigen Holzzähnen offen entblößt im unverkleideten Eisenrahmen: In grobe Stundenbrocken und Minutenfetzen hackten und rissen sie Gottes ungeteilte Zeit mit hinkenden Ticken.“ (S. 25).

Thomas Willmann - Der eiserne Marquis (Cover)

In Wien hingegen findet er bei einem geduldigen Uhrmacher und dessen Frau Aufnahme. Während er sich in seiner Freizeit mit der Anfertigung von filigranen Spielereien und Versuchen beschäftigt, fasziniert ihn auch das Leben in der Kaiserstadt, das so viel schneller, lauter und bunter ist als jenes in der Provinz, der er entstammt. Nicht nur technische Verfeinerung seiner Fertigkeiten erfährt er dort in Wien, auch die Liebe findet er dort – allerdings in Form eines mehr als deutlichen Klassenunterschieds.

So entflammt er für Amalia, die Tochter eines Grafen aus dem Umfeld des Königshofs. Obwohl diese Liebe natürlich nicht sein darf, finden die beiden jungen Menschen Mittel und Wege, um sich für diverse Rendezvous zu treffen und zu begegnen.

Doch wie es klassischerweise mit einer solchen nicht standesgemäßen Liebe im historischen Roman ein Ende nimmt, so auch hier. Die Amour fou endet in einer Katastrophe und der Erzähler erfindet sich als „Jacob Kainer“ neu. Nach einer Episode als Eremit und Soldat im Dienst des Königs von Preußen macht er nach einer Kriegsverwundung auf dem Krankenlager die Bekanntschaft mit einem französischen Marquis, dem das Talent des Erzählers für alles Technische sowie dessen Faszination fürs Filigrane nicht verborgen bleibt.

Der eiserne Marquis als Bruder Frankensteins

Jenes zweite Leben wird zu einem, das man als einer Art französischer Variante von Mary Shelleys unsterblichen Klassiker Frankenstein oder Der moderne Prometheus lesen könnte. Denn wie einst Götz von Berlichingen, als der sich der Marquis auf einem rauschenden Ball einmal passend verkleidet, weist auch der französische Adelige eine Prothese anstelle seines Arms auf. Bei dieser handelt es sich allerdings um eine ungleich feinere und durchdachtere Variante, für die der Marquis Ersatz benötigt. Denn sein Arm verfällt immer mehr und schneller – und nun soll ihm der Erzähler eine neue hochfunktionale Hand aus Eisen anfertigen.

Doch das technische Projekt wächst sich bald zu einem aus, das schon bald keine Grenzen mehr kennt. So ist der mechanische Arm nur der Anfang, denn schon bald reißen der Marquis, sein Victor Frankenstein Jacob plus der Gehilfe Mael in ihrem Streben nach technischer Vervollkommnung und Überwindung des Todes sämtliche ethische Barrieren nieder.

Der eiserne Marquis erzählt vom Vertrauen auf die Technik als Lösung aller irdischen Unzulänglichkeiten. Wandelt Willmann in der ersten Hälfte des Romans noch auf recht klassischen (um nicht zu sagen hinlänglich bekannten) Pfaden in Sachen Bildungsroman und Liebe gegen alle zeithistorischen Widerstände, so schält sich in der eindrucksvolleren zweiten Hälfte des Buchs die Technologiegläubigkeit als großes Thema heraus, dem der Erzähler und der Marquis verfallen sind.

Ein historischer Roman mit Anleihen der Horrorliteratur

Da werden seltene Zitteraale importiert (die man aus den Beschreibungen Alexander von Humboldts kennt), Experimente an Mensch und Tier durchgeführt, die mesmerisierend Vorrichtungen und damit frühe Vorläufer der Elektrik getestet. In ihrem Drang nach Erkenntnis und Überwindung der menschlichen Beschränkungen in Sachen körperlicher Fähigkeiten und Sterblichkeit kennen die Beteiligten kein Einhalten mehr. Damit positioniert Willmann seinen eisernen Marquis sowohl inhaltlich als auch zeitlich zu als einen frühen Vorläufer der Horrorliteratur, der in Verwandtschaft zu Klassikern des Genres wie Mary Shelleys Frankenstein oder E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann steht.

Was im ersten Teil noch etwas handelsüblich und im zweiten dann zunehmend spannend wird, ist auch in seiner ganzen erzählerischen Anlage als rückschauende Lebensbeichte ebenfalls recht konventionell angelegt. Somit wäre das Ganze eigentlich ein historischer (Schauer-)Roman, wie man ihn in Ansätzen schon kennt – wäre da nicht diese Sprache, die Der eiserne Marquis weiter über das Gros ähnlicher Bücher hinaushebt und die auch Assoziationen zu Patrick Süskinds Das Parfum weckt.

Willmann gelingt es, über die ganze Lauflänge von über 900 Seiten einen geradezu barocken Sprachstil an den Tag zu legen, den er bravourös durchhält. Sprachburlesk sind die Schilderungen, die durch die literarische Veredelung Willmanns im zeittypischen Sound aus dem Rahmen fallen. Hier nähert sich ein Autor mit stimmigen Sprachmitteln der beschriebenen Zeit an, geht mit seinen im Roman verhandelten Themen aber auch weit über die Zeit des 18. Jahrhunderts hinaus.

Fazit

Die Fragen nach Potentialen und Grenzen der Technik, das Streben nach immer mehr Erkenntnis und technischer Abhängigkeit, das alles scheint hinter dem eisernen Marquis und dessen Streben deutlich auf. Sprachlich klar im 18. Jahrhundert verhaftet, gelingt Willmann ein ebenso unterhaltsamer wie nachdenklich machender Beitrag über Wissenschaftsgläubigkeit, Fanatismus und menschliche Hybris.

Das hätte dieses literarisch ambitionierte Werke auch durchaus zu einem würdigen Kandidaten für die Longlist des Deutschen Buchpreises gemacht – es bleibt nun nur zu hoffen, dass sich Willmanns zweiter Streich trotz der herausfordernden Länge zu einem ebensolchen Überraschungshit entwickelt, wie es Das finstere Tal vergönnt war.

Weitere Meinungen zu Willmanns barockem Sprachrausch gibt es auch bei Bookster HRO.


  • Thomas Willmann – Der eiserne Marquis
  • ISBN 978-3-95438-165-4 (Liebeskind)
  • 928 Seiten. Preis: 36,00 €
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