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John Steinbeck – Von Mäusen und Menschen

Ein großer Klassiker des amerikanischen Realismus, jetzt neu zu entdecken in einer illustrierten Ausgabe von Philip Waechter bei der Büchergilde Gutenberg: John Steinbeck über ein ungleiches Duo und ihre Sehnsucht nach etwas Glück – Von Mäusen und Menschen.


Der amerikanische Traum, er hat Generationen von Menschen das Leben in einer besseren Welt verheißen, die möglich ist, wenn man sich nur genug anstrengt. Auch das ungleiche Duo George und Lennie treibt diese Hoffnung um. Als Hilfsarbeiter verdingen sich die beiden, wobei George die meiste Zeit mit der Betreuung von Lennie beschäftigt ist. Dieser ist ein rechter Simpel mit dem Verstand eines Kleinkindes, aber den Körperkräften eines Riesen.

Slim hatte sich nicht gerührt. Seine ruhigen Augen folgten Lennie zur Tür hinaus. „Du lieber Himmel“, sagte er, „der ist wie ein Kind, was?“

„Natürlich ist er wie ein Kind. Auch so harmlos wie ein Kind, bloß mit dem Unterschied, dass er so stark ist. Ich wette, er kommt heute Nacht nicht zum Schlafen her. Er wird draußen im Stall schlafen, direkt neben der Kiste. Na, soll er doch. Da kann er nichts Schlimmes anstellen.“

John Steinbeck – Von Mäusen und Menschen, S. 104

Lennie und George unterwegs

Auf ihrer Wanderschaft sind die beiden Arbeiter vom Städtchen Weed nun zu einer neuen Farm gelangt. Dort wollen sie sich verdingen, um Geld zu sammeln. Denn der amerikanische Traum, er treibt auch George und Lennie um. So ist es insbesondere zweiterer, den die Idee eines gemeinsamen Zuhauses gar nicht mehr wirklich zur Ruhe kommen lässt.

John Steinbeck - Von Mäusen und Menschen (Cover)

Ein eigenes Dach über dem Kopf und im Garten Hasen, um deren Zucht er sich kümmern kann, dieser Gedanke beglückt Lennie ungemein. Alle Arten von Tieren sagen dem Mann mit den naiven Gemüt zu. So trägt er auf der Wanderschaft mit Lennie Mäuse in der Tasche, die aufgrund seiner nur schwer zu kontrollierenden Kraft zumeist schon tot sind, nachdem Lennie sie gestreichelt hat.

Auch ein Wurf Welpen auf der Farm begeistert ihn, und so verbringt er seine Zeit meist im Umgang mit den Tieren. Wenn seine Begeisterung auf Mitmenschen überspringt, dann hat dies allerdings meist keine guten Folgen. Denn Hals über Kopf mussten George und Lennie Weed verlassen, als Lennie das rote Kleid einer jungen Frau dergestalt begeisterte, dass er es gar nicht mehr loslassen wollte.

Immer wieder muss George in der Not einspringen, und seinem Freund aus der Patsche helfen und für beide mitdenken. Doch nun könnte alles anders werden dort auf der Farm, denn für das Verladen der Gerste sind die beiden genau die richtigen Männer. Ein paar Monate harte Arbeit, und der Grundstock für den Erwerb eines Hauses wäre gelegt und Lennie und George ihre eigenen Herren.

Der amerikanische Traum gilt nicht für alle

Doch mit dem Glück ist es nicht weit her, wie Steinbeck in seiner 1937 erstmals erschienen Novelle zeigt. Denn der amerikanische Traum gilt bei weitem nicht für alle, wie er in Von Mäusen und Menschen eindrucksvoll illustriert.

„Du bist übergeschnappt.“ Crooks sagte es verächtlich.

„Ich habe Hunderte von Männern gesehn, die von der Landstraße auf die Farmen gekommen sind, mit ihrem Bündel auf dem Rücken und denselben verdammten Ideen im Kopf. Hunderte, sag ich dir. Sie kommen und sie gehen und ziehen weiter und jeder verdammte Kerl von ihnen hat ein Stück Land im Kopf. Und verdammt keiner erreicht es je. Es ist wie mit dem Himmel. Jeder wünscht sich ein kleines Stückchen Land. Hab hier draußen einen ganzen Haufen Bücher gelesen. Es kommt keiner in den Himmel und keiner kriegt sein Stück Land. Es steckt ihnen bloß im Kopf. Sie reden die ganze Zeit davon, aber es ist bloß in ihrem Kopf drin.“

John Steinbeck – Von Mäusen und Menschen, S. 178

So schwingt in Steinbecks Text auch viel Desillusion mit, denn ein Happy End sucht man in dieser Erzählung vergeblich, ohne an dieser Stelle zu viel vom Text vorwegnehmen zu wollen.

Gelungene Bildwelten

Tief bewegt hat ihn dieser Text, wie der Illustrator Philip Waechter in seinem kurzen Nachwort zu dieser Neuausgabe des Klassikers schreibt. Geradezu erschüttert sei er gewesen ob der Konsequenzen, die die Suche nach Glück für Steinbecks Protagonisten hat. So wollte er die Welt aus Armut, Abhängigkeit und Unterdrückung passend zu Steinbecks klarem und nüchternen Stil illustrieren. Ein Vorhaben, das dem Frankfurter Illustrator wirklich gelungen ist, der hier nach Straße der Ölsardinen 2009 abermals tätig geworden ist in Sachen John Steinbeck.

George und Lennie auf Wanderschaft

Immer wieder unterbrechen ganzseitige, mit grobem Strich gezeichnete Szenen oder kurze Illustrationen von einzelner geschilderter Aspekte die Handlung, die sich wunderbar in die Geschichte einfügen und die Welt der armen Farmarbeiter gut illustrieren. Selbst wenn hier in einigen wenigen Szenen mal die Sonne scheint, so ist doch der schwarze Strich stets präsent und zeigt die Schwere der Existenzen.

Zudem sind es weitere kleine gestalterische Kniffe, die diese Ausgabe so besonders machen. So wandern etwa nicht nur Lennie und George durch die amerikanische Weite, auch die Seitenzahlen sind hier beständig unterwegs und wandern über die Seiten.

Kurze biografische Einordnungen zu John Steinbeck, Philip Waechter und der Übersetzerin Mirjam Pressler runden das Ganze ab. So entsteht ein bibliophil hochwertiger Band, der einen echten Klassiker des American Novel noch einmal neu entdecken lässt. Philip Waechter gelingt hier eine einfühlsame und stimmige Interpretation des Buchgeschehens.


  • John Steinbeck – Von Mäusen und Menschen
  • Aus dem Amerikanischen von Mirjam Pressler
  • Illustriert von Philip Waechter
  • Büchergilde Gutenberg, Artikelnummer 174111
  • 272 Seiten. Preis: 28,00 €
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Giulia Caminito – Das Wasser des Sees ist niemals süß

Ich trinke einen Schluck Seewasser und muss grinsen: Es ist süß, es ist zuckersüß, dieses Wasser, dieser Sumpf, es hat den Geschmack von Kirschen, von Clementinenmarmelade, von Marshmallows, das Wasser des Sees ist immer süß, brülle ich aus Leibeskräften.

Und noch einmal: Das Wasser des Sees ist immer süß.

Brülle ich aus Leibeskräften.

Giulia Caminito – Das Wasser des Sees ist niemals süß, S. 245

Wer hat hier recht? Der Buchtitel oder die Erzählerin Gaia? Nach der Lektüre von Giulia Caminitos neuem Roman muss man konstatieren, dass vom impulsiven, dopamingesättigten Ausruf der Heldin am Ende wenig bleibt. Denn das Wasser ist hier wirklich nicht süß, allenfalls ist es recht arsenhaltig.

Armut und Enge

Dabei ist das Wasser zunächst noch völlig abwesend. Vielmehr ist es die Armut und Enge, die das Leben von Gaias Familie bestimmt. Die Mutter Antonia, der nach einem Sturz von einem Arbeitsgerüst querschnittsgelähmte Vater, der Bruder Mariano sowie die jüngeren Zwillinge und Gaia, sie leben in ärmlichsten Verhältnissen auf zwanzig Quadratmetern einer dunklen und illegalerweise besetzten Wohnung im Untergeschoss. Jeder brüllt jeden an dort in der Via Monterotto Nr. 64, das Leben auf engstem Raum gleicht einem emotionalen Pulverfass.

Doch nach vehementem Protest der Mutter und einer Absetzung der alten Sozialdienstchefin bessert sich die Lage etwas, als die Familie in eine richtige Sozialwohnung in Rom ziehen darf. Doch auch hier bleibt die Familie aufgrund ihrer Klasse und der bisweilen hysterischen Umgangsformen sozial isoliert. Da hilft auch der vehemente Protest der Familie mit drastischen Aktionen nur wenig – ihrer Klasse können sie nicht entkommen.

Giulia Caminito - Das Wasser des Sees ist niemals süß (Cover)

Und so drillt die Mutter Antonia Gaia hartnäckig für schulische Erfolge. Während die Mutter in den Häusern bessergestellter Familien putzt, forciert sie das Lesen von Büchern aus der Bibliothek und drängt auf schulische Erfolge.

Doch auch hier bleibt Gaia isoliert, da immer und immer wieder ihre eigene Herkunft Thema ist, sie aufgrund der ärmlichen Kleidung und Verhaltensweisen oftmals geschnitten wird und so beständig Ausgrenzung erfährt.

Ein weiterer Umzug bringt dann endlich etwas Besserung – und auch der See ist nun in Reichweite. Denn die Familie tauscht ihre Wohnung am Corso Trieste mit der Wohnung einer anderen Dame, der eine Sozialwohnung im Hinterland von Rom zugewiesen wurde, nämlich in Anguillara Sabazia. Das Örtchen befindet sich im Nordosten Roms und grenzt an den Lago di Bracciano. Dort lernt Gaia neue Freunde kennen, verliebt sich, macht unter großen Anstrengungen einen Schulabschluss.

Doch euphoriegesättigte Momente wie der eingangs zitierte bleiben eine Ausnahme. Es kommt zum Selbstmord einer Freundin, andere Todesfälle folgen. Und wirklich angekommen ist die Familie weder seelisch noch sozial so richtig dort am See, sodass auch Anguillara nicht der Endpunkt des vielbewegten Lebens von Gaias Familie sein wird.

Sozialrealistisches Erzählen

Das Wasser des Sees ist niemals süß ordnet sich ein in die Welle von sozialrealistischem Erzählen ein, das im Nobelpreis für Annie Ernaux oder hierzulande im fabelhaften Roman von Daniela Dröscher dieses Jahr seinen bisherigen Höhepunkt fand.

Ähnlich wie zuletzt auch Christian Baron zeigt Giulia Caminito klar, wie unsere Herkunft und materielle Armut das ganze folgende Leben prägen und wie man seiner Klasse noch nicht einmal durch Orientierung am Bildungsideal wirklich entkommen kann.

In diesem Sinne ist Das Wasser des Sees ist niemals süß ein hochpolitischer Roman, bei dem auch wie schon in Caminitos Debüt Ein Tag wird kommen der Anarchismus eine wichtige Rolle spielt. Hier ist es Gaias Bruder Mariano, der sich schon bald von seiner Familie abwendet, stammt er doch von einem anderen Vater und wird zur Großmutter nach Ostia abgeschoben, wo er sich radikalisiert und von der Familie abwendet. Denn auch er hat für sich erkannt, dass die Klasse ein Thema ist, dem man radikal entgegentreten muss und bei dem die herkömmlichen politischen Programme für ihn keine große Hilfe sind.

Auf den Spuren Elena Ferrantes

Mit ihrem Roman wandelt Giulia Caminito auch klar auf den Spuren Elena Ferrantes, spielen doch beide Romane im proletarischen Milieu und zeigen junge Frauen bei ihrer Entwicklung in der italienischen Gesellschaft, bei der sie immer wieder an Grenzen stoßen. Nicht ganz so episch ausufernd wie Ferrante aber dennoch auch so präzise zeigt Caminito innerfamiliäre Selbstzerfleischung, die Hilflosigkeit ihrer Heldin, der Vorbilder fehlen, und den Versuch, dem eigenen Milieu zu entkommen – und die Ausweglosigkeit, die ein solches Unterfangen bedeutet.

Damit verhaftet sich Das Wasser des Sees ist niemals süß in der gegenwärtigen Tradition von klassistischer Aufklärungsliteratur, orientiert sich aber auch an der Gattung des naturalistischen Romans.

Dieser große Realismus bezüglich der sozialen Herkunft von Gaias Familie und der mangelnden Aufstiegschancen machen aus dem Buch ab und an auch eine schwer verdauliche, düstere und gravitätische Angelegenheit, die schwer an ihrer eigenen Bedeutung trägt. Denn viel Hoffnung gibt es hier nicht, selbst wenn einzelne Lichtblicke das Dunkel ab und an durchschneiden.

Auch passend für Weihnachten

Nicht zuletzt passt der zweite Roman von Giulia Caminito auch in diese vorweihnachtliche Zeit, wenngleich nicht unbedingt auf kritische Art und Weise. Denn neben einer angeblich im See versenkten Krippe spielt hier auch das Weihnachtsfest eine nicht unwesentliche Rolle, bei der es zum Clash der Familienmitglieder kommt. Ausführlich inszeniert Caminito hier ein karges Weihnachtsfest, das zwar nur eine halbe Stunde dauert, im Buch aber eine große Passage einnimmt. Statt Ruhe und Besinnlichkeit kommt es zum Aufprall verschiedener Ansichten und Temperamente, wobei selbst der Puderzucker bestäubte Pandoro dann nichts mehr ausrichten kann.

Damit steht Caminito dem tradierten Weihnachtskitsch natürlich diametral gegenüber. Es zeigt sich hier aber auch im Kleinen, was das Buch im Ganzen prägt. Statt guter Laune, der Reproduktion von eingeübten Klischees und falschem Lächeln (wie eben klassischerweise beim Weihnachtsfest) setzt die Autorin auf einen sozialrealistischen Blick, der auch zeigt, wie man sich an Weihnachten streitet oder in der Gesellschaft kaum nach oben kommt und sich oftmals vergeblich abstrampelt, obwohl die Aufstiegsversprechen doch für alle gelten sollten.

Das befriedigt natürlich nicht das Bedürfnis nach harmonischer guten Laune, ist dafür aber aufgrund des Blicks, der frei von Verklärung und Romantisierung ist, durchaus überzeugend.

Fazit

Wie Caminito im Nachwort des Romans erklärt, waren für ihre Schilderungen drei Frauenschicksale entscheidend, um ihre Geschichte zu erzählen, die sich auch aus eigenem Erleben speist.

Dies ist keine Biografie, keine Autobiografie und auch keine Autofiktion, es ist eine Geschichte, die sich Bruchstücke vieler Leben einverleibt hat in dem Versuch, aus ihnen eine Erzählung zu machen, die Erzählung jener Jahre, in denen ich aufgewachsen bin, der Schmerzen, die ich nur umschifft habe, und denen, die ich durchlebt habe.

Giulia Caminito – Das Wasser des Sees ist niemals süß, S. 313

Dieser Versuch ist in meinen Augen wirklich gelungen, auch wenn Caminitos Roman alles andere als ein Roman der guten Laune geworden ist. Alles ist hier dunkel, eng, ohne allzu viel Hoffnung – und eben dadurch überzeugend, da sie nicht der Versuchung von Nostalgie oder Harmonie erliegt. Gutes sozialrealistisches Erzählen, das die Verknüpfung von Herkunft und Klasse im Italien der Jahrtausendwende ergründet.


  • Giulia Caminito – Das Wasser des Sees ist niemals süß
  • Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner
  • ISBN 978-3-8031-3349-6 (Wagenbach)
  • 320 Seiten. Preis: 26,00 €
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Elena Medel – Die Wunder

Mit Spanien als Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse gibt es ein literarisch vielfältiges Land zu entdecken, dessen Autorinnen und Autoren in loser Folge hier im Mittelpunkt stehen sollen. Zwei Beiträge zu Spanien erlesen gab es bereits. Nun ist mit Elena Medel eine junge Stimme zu entdecken, der mit ihrem Prosa-Debüt Die Wunder laut Suhrkamp-Verlag ein literarischer Sensationserfolg gelang, oder wie es die Zeitung El País formulierte: „Die beste Lyrikerin dieses Landes hat sich mit nur einem Buch in die beste Romanschriftstellerin dieses Landes verwandelt.“

Nun habe ich natürlich nicht die gesamte spanische Literaturszene gelesen und für einen Abgleich parat. Aber auch mit den bislang hier auf dem Blog vorgestellten Werken als Referenzgröße würde ich diese etwas steile These doch bezweifeln.


Die Wunder erzählt von zwei Frauen, deren Leben abwechselnd in Schlaglichtern vorgestellt werden. Da ist María, die als Alleinerziehende ihre Tochter Carmen in der Obhut ihres Bruders lässt und die neben ihrem Brotjob auch am politischen Kampf Interesse gefunden hat. Sie motiviert ihre Bekannten zu Protest und versucht eine Verbesserung ihrer prekären Stellung als Frau in der Gesellschaft herbeizuführen.

Die andere Frau ist Alicia, die Enkelin von María. Sie laboriert am Schmerz des Verlusts ihres Vaters. Dieser, dem Anschein nach ein erfolgreicher Geschäftsmann und Gastronom, begann von Schulden bedroht, Selbstmord. Diese Erfahrung des Verlusts prägt Alicias Leben seit Kindertagen und setzt sich in der Schule mit Mobbing und Ausgrenzung fort. Beide Frauen kämpfen mit der von der Gesellschaft ihnen zugedachten Rollen, müssen um ihr finanzielles Auskommen kämpfen und werden sich erst sehr spät im Buch überhaupt einmal wirklich begegnen.

Die Stellung der Frau in der spanischen Gesellschaft

Elena Medel - Die Wunder (Cover)

Die Wunder ist ein Buch, das seinen Finger in die Wunde legt und von der schwierigen Stellung der Frau in der spanischen Gesellschaft erzählt. Im Doppelporträt der beiden Frauen treten die Strukturen deutlich zutage, die zu prekären Lebensverhältnissen führen und ein Vorankommen der Frau verhindern, sei es Ende der 70er Jahre oder in der Gegenwart. Auch die Großstadt Madrid, in die beide Frauen unabhängig voneinander kommen, ist dabei nicht viel fortschrittlicher als die ländliche Umgebung, der sie eigentlich entfliehen wollen. Armut, Geldmangel und fatale Abhängigkeiten von Männern lauern überall.

Leider ist Die Wunder aber auch ein Buch, das sichtlich schwer am eigenen Gewicht und der Bedeutung trägt. Die Absätze stehen in monolithischen Blöcke, der Ernst und die Gravitas sind jeder Seite eingeschrieben. Dabei entwickeln die beiden Hauptfiguren zumindest für mein Empfinden auch kein wirklich spannendes Eigenleben, stattdessen blieb ich den Medels Frauen gegenüber merkwürdig distanziert und konnte keinerlei Bindung zu ihrer Lebenswelt und Problem aufbringen, auch wenn ich mich wirklich bemüht habe.

Die Sprache (Übersetzung aus dem Spanischen von Susanne Lange) ist recht uniform und austauschbar, die Dialoge oftmals von einem politischen Programm denn der glaubhaften Artikulation von Befindlichkeiten oder Eindrücken geprägt. Die schlaglichtartige Erzählweise, die sich auf Schlüsselmomente und -erlebnisse im Leben der Figuren konzentriert, konnte mich trotz einzelner starker Episoden (etwa die Verzweiflung Marias nach dem Auffinden der toten Seniorin, die ihr zur Pflege anvertraut war oder die Hängung Alicias durch eine Gruppe von Schüler*innen während der Schulzeit) über die ganze Länge des Buchs ebenfalls nicht wirklich mitreißen.

Fazit

In Bezug auf Elena Medels Buch lässt sich für mich einmal mehr die großartige Sentenz Goethes aus dem Schauspiel Torquato Tasso: Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Hier tritt mir auch das Anliegen der Autorin, vom Kampf zwei Frauen in zwei Generationen gegen die herrschenden patriarchal geprägten Gesellschaftsstrukturen etwas zu sehr in den Vordergrund und drängt Figuren, Prosa, Sprache und den Plot zu sehr in den Hintergrund, als dass sich für mich Lesefreude eingestellt hätte.

Von einem aktivistischen Standpunkt aus ist Die Wunder sicher spannend zu lesen, für mich als Roman ist das Ganze leider nicht wirklich überzeugend, auch wenn ich mit dieser Meinung sicherlich in der Minderheit bin, wenn ich die begeisterten Stimmen des Guardian, von Hilary Mantel bis zur Buchhändlerin Maria-Christina Piwowarski nachverfolge.

Auch die Bloggerinnen Petra Reich und Sandra Falke sind angetan, ich selbst stehe eher etwas ratlos wie die Rezensentin Sylvia Staude in Frankfurter Rundschau vor dem Buch. Aber so ist es manchmal im Leben, ich bleibe dann lieber bei Sara Mesa und Jose Ovejero und freue mich auf den nächsten Titel bei Spanien erlesen, der mir persönlich auch wieder mehr zusagt.


  • Elena Medel – Die Wunder
  • Aus dem Spanischen von Susanne Lange
  • ISBN 978-3-518-43028-6 (Suhrkamp)
  • 221 Seiten. Preis: 23,00 €
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Robin Robertson – Wie man langsamer verliert

Eine schier endlos wirkende Autoschlange. Nichts geht, Stau. Doch anstelle sich in Langeweile oder Verdruss zu ergehen, hüpfen plötzlich zahlreiche bunt gekleidete und quietschvernügte Menschen aus den Autos. Die Musik setzt ein, der Bass treibt, das Schlagzeug tickert und eine typische Musicalnummer beginnt. Man schlägt Salti, rutscht über Motorhauben und tanzt eine Choregraphie. Und die ganzen jungen Menschen singen im Chor:

Climb these hills
I’m reaching for the heights
And chasing all the lights that shine (lights that shine)
And when they let you down (it’s another day of)
You’ll get up off the ground (it’s another day of)
‚Cause morning rolls around
And it’s another day of sun

Überzuckerter und besser gelaunt als in der Auftaktszene zu Damien Chazelles Musicalfilm „La La Land“ wurde der Mythos Los Angeles in letzter Zeit nicht inszeniert. Auch wenn man am Boden liegt, erwartet einen immer wieder ein neuer Tag voller Sonne und Sonnenschein. Die Lichter glänzen, jeder kann es an die Spitze schaffen, der Mythos Hollywood ist ungebrochen, so die Auftaktbotschaft zu Chazelles Film. Und selbst wenn der Film sich in der Folge Mühe gibt, ein paar der Klischees über Los Angeles und die Traumfabrik Hollywood zu brechen, so bleibt doch das Bild einer Stadt (und eines Landes) in der es jeder schaffen kann, wenn man nur fest an sich glaubt. Ein Koffer in der Hand und ein paar Träume im Kopf genügen, um durchzustarten. Von ganz unten nach ganz oben, nur eine Frage des Willens und der eigenen Arbeitsleistung.

Ein Antidot zum amerikanischen Traum

Diesen amerikanischen Traum zertrümmert Robin Robertson in seinem Buch Wie man langsamer verliert mit Verve. Er zeigt ein Amerika, das wenig mit dem ewig postulierten Karrierturbo Selbstvertrauen und Chancengleichheit gemein hat. Er hat ein Buch geschrieben, das einen genauen Blick auf die Zeit der 40er und 50er Jahre in Amerika erlaubt. Eines, das auch das Unglamouröse und das Abründige ins Auge fasst und das das auf großartige Art und Weise tut.

Wir haben den Krieg gewonnen, doch leben so, als hätten wir ihn verloren.

Robin Robertson – Wie man langsamer verliert, S. 116

Es ist diese bittere Erkenntnis, die der Redaktionsleiter der Zeitung Press im Gespräch mit seinem Angestellten Walker teilt. Jeder sechste Angelino habe im Krieg gedient und doch mangele es nun an Arbeit und Wohnungen. Vielen wohnten auf der Straße im Viertel Skid Row (ein Zustand, der sich bis heute nicht grundlegend geändert hat), so das Fazit des Redakteurs. Walkers Auftrag besteht im Porträtieren dieser Wohnungslosen und Ausgestoßenen für die Press. Dabei ist es nur der Job bei der Zeitung, der ihn selbst von den obdachlosen Veteranen trennt.

Auch er hat im Zweiten Weltkrieg gedient. Walker war an der Landung in der Normandie beteiligt. Er hat in die Abgründe der Menschheit geblickt, hat sinnloses Morden, Grausamkeit und Gewalt am eigenen Leib erfahren. Doch nach seiner Rückkehr aus den den tiefsten Abgründen der Geschichte in Europa fühlt er sich in Amerika nun fehl am Platz. Die Gesellschaft kennt für Menschen wie ihn keine große Dankbarkeit oder so etwas wie einen Platz in ihrer Mitte. Walker fehlt die Gemeinschaft der Soldaten, der Gesellschaft das Verständnis für seine Erlebnisse.

Von New York nach Los Angeles

Mit ein paar Groschen in der Tasche wird er abgespeist. Nachdem er sich zunächst in New York nach Arbeit umgetan hat, beschließt er mit seinem letzten Geld aufzubrechen. Von der Ostküste geht es für ihn per Bahn gen Westen. Er strandet in Los Angeles. Doch mit dem Mythos der Stadt der Engel ist es nicht weit her. Walker lernt eine Gemeinschaft von Veteranen kennen. Über Umwege gelangt er zu seinem Job der Press, der zum Rettungsanker für ihn wird. Er gibt ihm die Möglichkeit eines Einkommes und damit auch die Rettung vor der Obdachlosigkeit.

Robin Robertson - Wie man langsamer verliert (Cover)

In der Folge ist er bei der Press für das Lokale zuständig. Seine Reportagen über die Randständigen und die immer größer werdende Not und Obdachlosigkeit bringen ihm Renomee ein. Er darf sogar nach San Francisco reisen, um dort über die gravierenden Probleme der Gesellschaft zu berichten. Während er in der Redaktion seine eigene Sicherheit durch junge und aufstrebende Karrieristen in Gefahr sieht, kann er sich in verschiedenen Metiers ausprobieren. So versucht er sich als Filmkritiker, berichtet über Verbrechen und ist Zeuge von omnipräsentem Rassismus und Gewalt. Doch auch wenn man fleißig um den Mythos Hollywood bemüht ist – die Wahrheit, die Walker schaut, ist eine andere.

Dieses Amerika ist kaputt. Es herrscht Segregation, die Zeitung ist voll von Fällen von wie dem des jungen Emmett Till, der aus rassistischen Motiven ermordet wurde. Die Leistung der Soldaten im Zweiten Weltkrieg wird nicht anerkannt, der Gesellschaft fehlt ein grundlegendes Verständnis für die Erlebnisse, die die Männer machen mussten. Verarbeitet ist hier nichts, immer wieder suchen Walker Flashbacks und Erinnerungsfetzen von Kriegsgräuel heim. Darüber können auch die interessantesten Hollywoodfilme nicht hinwegtäuschen.

Eher Langgedicht denn Prosa

Robin Robertson verschränkt diese ebenso eindrücklichen wie brutalen Erlebnisse mit seinen Schilderungen der Gegenwart. Eingeteilt in vier Kapitel (1946, 1948, 1951 und 1953) sowie einen Abspann (man ist schließlich in Los Angeles) schreibt Robertson ein Buch, das eher Langgedicht denn Prosa ist.

Und da war City Hall,

genau wie in den Filmen, nur größer, weißer,

beleuchtet wie ein Gott, und hier Main Street,

die sich Block um Block darunter hinzog: ein Neongeschlier.

Das war sie. Das war die Stadt.

Ein Magnesiumstreifen, ein Jahrmarkt

um eine lange Hauptmeile, ein Lodern

von etwas, das leer war und wild, soeben losgelassen

-auf dem Gewehweg hechelnd-, bereit zu fressen

von diesen heißen, stinkenden Körper, Licht trinkend.

Robin Robertson – Wie man langsamer verliert, S. 54

Wie impressionistisch hingetupft wirken diese Eindrücke, die auf Walker eindringen. In verknappter Form, in Dialogen, in Skizzen beschreibt Robertson das Treiben in den Straßen der Städte. Muss man sich erst etwas auf diese Erzählweise einlassen, wird sie im Lauf des Buchs doch immer stärker und zwingender. Irgendwo zwischen Döblins Berlin Alexanderplatz, John Dos Passos und Langston Hughes verortet sich dieses Buch, das sich in meinen Augen unbedingt mit Büchern dieses Klassikerstatus messen kann. Das Werk ist ungemein vielschichtig, in seiner literarischen Klasse zeitlos, setzt der Oberflächlichkeit des amerikanischen Traums eine mächtige Gegenerzählung entgegen und zeigt eine zerrissene Gesellschaft, die für Außenseiter keinen Platz hat, egal wie sehr sich diese anstrengen. Wenn man in Los Angeles oder anderswo in Amerika ein Verlierer ist, dann geht es eben doch wirklich manchmal nur darum: Wie man langsamer verliert.

Fazit

Sozialrealistisch, lyrisch, ja: brillant: ein unglaubliches Buch, dem Leser und Aufmerksamkeit gewiss sein sollten. Besonderes Lob auch für die Übersetzungsleistung von Anne Kristin Mittag, die für den Hanser-Verlag schon Ocean Vuong ins Deutsche übertrug. Das ist Lyrik auf Höhe der Zeit, die kritisch ist und den eigenen Blick schärft. Lyrik, die vom Wandel, von Traumata und den sozialen Abgründen erzählt. Meisterhaft und schon jetzt Teil meiner persönlichen Jahres Top10!


  • Robin Robertson – Wie man langsamer verliert
  • Aus dem Englischen von Anne Kristin Mittag
  • ISBN 978-3-446-26571-4 (Hanser)
  • 256 Seiten. Preis: 25,00 €
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Éric Vuillard – Der Krieg der Armen

Der Kabarettist Georg Schramm zitiert in seinen Programmen häufig einen der reichsten Menschen der Welt. So äußerte sich der Investor und Multimilliardär Warren Buffett im Jahr 2006 in einem Interview mit der New York Times auf folgende Art und Weise:

Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen.

Warren Buffett im Interview mit Ben Stein. New York Times, 26.11.2006

Erstaunlich offene und martialische Worte, die einer der reichsten Investoren und Profiteur des Kapitalismus hier äußerte. Der Kampf zwischen Reich und Arm, er ist ein weltweites Problem. Schon jetzt besitzt circa 1 Prozent der Weltbevölkerung 44 Prozent des weltweiten Vermögens. 56 Prozent der Weltbevölkerung halten zusammen nicht einmal 1,8 Prozent des globalen Vermögens (Quelle hier). Die Satiresendung Die Anstalt brachte das Problem vor wenigen Jahren auf den eingängigen Slogan: Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer mehr.

Statt in die Zukunft blickt Éric Vuillard in seinem Roman Der Krieg der Armen allerdings zurück in die Vergangenheit und findet alle Themen, die uns auch heute umtreiben. Nach dem Bastille-Drama 14. Juli ist es wie auch schon im Bestseller Die Tagesordnung nun wieder die deutsche Geschichte, die es Vuillard angetan hat. Er erzählt in seinem schmalen Büchlein, das gerade einmal 64 locker gesetzte Seiten umfasst, die Geschichte der Bauernkriege und die ihres Anführers Thomas Müntzer.

Dieter Forte - Martin Lutzer & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung (Cover)

Jener Thomas Müntzer ist etwas in Vergessenheit geraten. Dieter Forte widmete dem Revolutionär 1970 das Drama Martin Luther & Thomas Müntzer oder Die Einführung der Buchhaltung. Einst ein großer Erfolg, heute jedoch kaum mehr gespielt (zuletzt etwa vor drei Jahren hier am Staatstheater Augsburg).

Doch anders als sein Widerpart Martin Luther konnte Müntzer mit seinem Wirken keine bedeutende Langzeitwirkung entfalten. Auf eine DDR-Banknote schaffte es sein Konterfei, eine Thomas Müntzer-Gesellschaft existiert. Aber hat uns sein Schaffen heute auch noch etwas zu sagen? Vuillard versucht sich in seinem Buch an einer Antwort.

Das Leben des Thomas Müntzer

Der Krieg der Armen ist ein Buch, das ein Leben auf das kleinstmögliche Format komprimiert. So beginnt alles im Leben des Thomas Müntzers mit dem Tod des Vaters.

Sein Vater war gehängt worden. Er war ins Leere gefallen wie ein Sack Körner. Man hatte ihn nachts auf den Schultern tragen müssen, er war schweigsam geblieben, den Mund voller Erde. Dann ging alles in Flammen auf. Die Eichen, die Weisen, die Flüsse, das Labkraut in den Hecken, die karge Erde, die Kirche, alles. Er war elf Jahre alt.

Vuillar, Éric: Der Krieg der Armen, S. 5

Mit der Hinrichtung des Vaters beginnt die Geschichte, mit der Hinrichtung Thomas Müntzers endet sie. Dazwischen wirft Vuillard einen Blick in die Epoche der Bauernkriege, die nicht nur in Deutschland grassierte, wie der Franzose zeigt. Ausgehend von Luthers Ermächtigung und dem Gedanken eines gütigen Gottes, dem anstelle des katholischen Klerus die Verehrung gelten sollte, griff die radikale Idee nach Freiheit um sich. Freiheit von verhassten Institutionen wie dem Klerus und dem Adel. Eine Freiheit von horrenden Abgaben und bedingungslosem Gehorsam. Und so erhoben sich in England die Bauern genauso wie in Deutschland. Sie brachten den lokalen Adel und sogar Könige in Bedrängis – und scheiterten schlussendlich.

Davon erzählt Éric Vuillard, wobei die Person Thomas Müntzer auch nur eine unter vielen ist. So interessiert ihn in diesem Roman die globale Geschichte der Aufstände deutlich mehr, als nur das Porträt eines radikalen Kämpfers zu liefern. Möchte man Der Krieg der Armen als Thomas Müntzer-Biografie lesen, würde man unweigerlich enttäuscht. Denn die komplexe Person des Thomas Müntzers durchdringt Vuillard kaum. Die widersprüchlichen Facetten dieses Reformators, Revolutionärs, Theologen und Drucker bildet das Buch nur unzureichend ab. Das Interesse Vuillards liegt auf einem anderen Aspekt der Zeit und des Wirken Münzers.

Ein Panorama der Bauernkriege

Der Franzose inszeniert sein Buch (das ohne Gattungsbezeichnung vom Verlag versehen wurde) als ein großes Panorama der Bauernkriege. Wat Tyler in England, Jan Hus in Böhmen, Müntzer in deutschen Landen. Vuillard montiert die Szenen und Geschichten atemlos aneinander. Er springt durch die Geschichte, bindet Ereignisse zusammen und erzählt von den Grausamkeiten dieser Kriege und den Hoffnungen, die zusammen mit ihren Kämpfern dann wieder begraben wurden.

Éric Vuillard - Der Krieg der Armen (Cover)

Vuillard bleibt seinem einzigartigen Stil im Guten wie im Schlechten erneut treu. Im Guten, da er interessante Querbezüge auftut, originell schreibt und Geschichte in Geschichten einfach gut vermitteln kann. Im Schlechten, da er seinen Wunsch nach stilistischer Originalität auch hier einmal mehr nicht wirklich einhegen kann. Zwar nicht so ausufernd wie im letzten Buch über den 14. Juli (das ich nach einigen Dutzend Seiten genervt zur Seite legte), aber auch hier wieder manchmal mit einer Spur zu viel. Da ist so manches Mal eine Formulierung drüber oder eine stilistische Pirouette zuviel.

Bei den gerade einmal 64 Seiten Laufzeit fällt das allerdings nicht wirklich ins Gewicht. Vielmehr ist es doch beachtlich, wie diese frankophone Schule der Espresso-Geschichtsliteratur boomt, sei es nun Jean Echenoz oder Éric Vuillard, die diese Literaturgattung pflegen. Solche Stimmen würde ich mir in der deutschen Literatur auch einmal wünschen.

Es ist ja auch für den Literaturstandort Deutschland beschämen, dass solche Aufarbeitungen unserer deutschen Geschichte aus dem Ausland kommen müssen, ehe sie breit gelesen und in den Feuilletons besprochen werden. Großes Lob an dieser Stelle wie immer auch an Nicola Denis, die diesen Roman ins Deutsche übertragen hat.


  • Éric Vuillard – Der Krieg der Armen
  • Aus dem Französischen von Nicola Denis
  • ISBN 978-3-95757-837-2 (Matthes & Seitz Berlin)
  • 64 Seiten, 16,00 €
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