Leon de Winter – Stadt der Hunde

Wie spannend Gehirnchirurgie sein kann, das stellt Leon de Winter in seinem neuen Roman Stadt der Hunde unter Beweis. Darin begibt sich ein alternder Starchirurg auf ein Himmelfahrtskommando, mit dem viele Hoffnungen im Nahen Osten verknüpft sind. Literatur auf Höhe der Zeit – und dann doch wieder nicht.


Amsterdam Hope – so heißt jene Operation, von deren Wohl und Wehe fast alles abhängt in Leon de Winters neuem Roman Stadt der Hunde, mit dem er sich nach fast zehn Jahren seit seinem letzten Roman Geronimo nun auf großer Bühne zurückmeldet.

Durchführen soll die Operation Jaap Hollander, ein erfahrener Gehirnchirurg mit Erfahrung und Talent, dem weltweit kaum ein anderer Chirurg gleichkommt. Eigentlich hat er sich schon zur Ruhe gesetzt; besonders der Schicksalsschlag des Verschwindens seiner Tochter hat ihn tief getroffen. Zusammen mit ihrem Freund verschwand sie vor zehn Jahren in der Wüste Negev, wo sich an einem Krater ihre Spuren verlieren.

Doch nun bringt jenes Projekt auch Jaap selbst wieder Hoffnung. Denn er soll auf Geheiß des charismatischen israelischen Ministerpräsidenten für die Tochter des Herrschers von Saudi-Arabien eine Operation durchführen, die mit dem Begriff Himmelfahrtskommando nur unzureichend charakterisiert ist. Die Tochter des Herrschers sollte dessen Nachfolge antreten und ist dazu angetan, mit ihrem Intellekt und Offenheit das Herrschaftshaus in eine vielversprechende Zukunft zu führen, die die Verhältnisse im ganzen Nahen Osten neu ordnen und beruhigen könnte. Doch es gibt ein Problem: bei der Tochter wurde ein unheilbarer Tumor im Gehirn diagnostiziert, der inoperabel ist und den baldigen Tod der jungen Frau verursachen wird.

Ein Gehirnchirurg auf Himmelfahrtskommando

Leon de Winter - Stadt der Hunde (Cover)

Nur einen Mann gibt es, der das Himmelfahrtskommando einer OP durchführen kann – Jaap Hollander. Und obschon er selbst um die Unmöglichkeit der Aufgabe weiß, lässt er sich auf die OP ein. Sein Antrieb ist dabei Geld, sogar sehr viel Geld. Denn er hat sich mehrere Millionen Dollar für den Job ausbedungen, mit denen er wiederum einen Archäologen und dessen Team finanzieren will, die jenen Krater in der Negev-Wüste erforschen sollen, in dem seine Tochter mutmaßlich verschwand.

So kommt es in Leon de Winters Roman zu einem Doppelporträt zweier verzweifelter Väter, die für ihre Ziele alles Menschenmögliche und Menschenunmögliche versuchen. Die intrikate OP in einem Teil des Gehirns, bei dem jeglicher Eingriff eigentlich zum Scheitern und die Patientin gleichsam zum Tode verurteilt ist – und der saudi-arabische Herrscher, der von Geldbeträgen in Millionenhöhe bis zu Kontakten zum israelischen Ministerpräsidenten alles möglich macht, um mit einem Team unter Jaaps Führung doch den Eingriff zu wagen.

Gerade in dieser ersten Hälfte entfaltet de Winters Roman seine größten Qualitäten, vermag es der niederländische Autor doch, ungemeine plastisch und spannend von der riskanten Operation und dem Geschäft der Hirnchirurgie zu erzählen. Da verzeiht man auch die libidinöse Schlagseite dieses Romans, da dieser in Jaap einen zwar alternden, aber dennoch mit unerfüllten Liebesbedürfnissen geplagten Helden besitzt, die immer wieder sein Denken durchdringen. Besonders, dass eine frühere Affäre eine zentrale Rolle in der Zusammenstellung des OP-Teams spielt, weckt im desillusionierten Operateur wieder viele Gefühle, denen de Winter mehr als genug Raum gibt.

Vom OP-Tisch in die Stadt der Hunde

Schade ist dann aber, dass sich sein Roman von diesem Himmelfahrtskommando der OP mit politischen Implikationen und der Erkundung väterlicher Verzweiflung zu einem surrealen Trip entwickelt, bei dem die titelgebenden Hunde dann ins Spiel kommen. Denn nach einem Zwischenfall mit Hunde-Hinterlassenschaft findet er sich selbst auf einem Operationstisch wieder und wird zum Patienten. Fortan vermag er die Stimme von Hunden zu hören. Diese eröffnen ihm die Möglichkeit, endgültig Klarheit über den Verbleib seiner Tochter zu erlangen. Dabei wird der nach dem Stammvater Israels benannte Jaap zu einer Art Orpheus, der in die Unterwelt absteigen muss und dort Leid erfährt, bei der die Entmannung des Chirurgen nur einen der vielen Prüfungsschritte darstellt, derer sich der verzweifelte Vater unterwerfen muss.

Hier nimmt der Roman eine Abzweifung ins Fantastische, die sich dann zwar auch wieder auflöst, die aber die erzählerische Dichtheit und das politisch-persönliche Potential der eigentlichen Geschichte vermissen lässt. Spätestens mit der erzählerischen Verbindung zu den Geschehnissen am 07. Oktober 2024 kollabiert der erzählerische Bogen dann leider vollends und mag nicht so wirklich zum überzeugenden Ton der ersten Hälfte passen, auch wenn es in der reliösen Selbstfindung des Chirurgen eine weitere Ebene eingezogen wird. Eher wirkt der Roman in seiner Gesamtheit mit der letzten Volte des Plots zu aufgepropft, um sich wirklich überzeugend in den wilden erzählerischen Ritt einzupassen.

Fazit

In Stadt der Hunde zeigt sich einmal mehr, dass gerade die Verarbeitung gegenwärtiger Geschehnisse in der Literatur Zeit braucht, um zu reifen und in der künstlerischen Behandlung dann zu überzeugen. Leon de Winter gelingt das mit seinen literarischen Gangwechseln leider nicht wirklich überzeugend. Das ist schade, denn gerade der erste Teil der Erzählung ist wirklich überragend und hätte mit Fokus alleine auf diese Geschichte und alle ihr innewohnenden Aspekte deutlich mehr überzeugt, als was dann im zweiten Teil auf uns Leser*innen wartet.

Weitere Meinungen zu Leon de Winters Roman gibt es bei Zeichen & Zeiten und Kommunikatives Lesen.


  • Leon de Winter – Stadt der Hunde
  • Aus dem Niederländischen von Stefanie Schäfer
  • ISBN 978-3-257-07281-5 (Diogenes)
  • 272 Seiten. Preis: 26,00 €
Diesen Beitrag teilen

Carlos Franz – Das verschwundene Meer

Vor dem Hintergrund der Militärdiktatur in Chile spielt Carlos Franz‚ dunkle Geschichte, die eine Richterin ihre Erinnerungen an die damalige Zeit noch einmal wachruft und zeigt, wie schnell Idealismus in einer Diktatur zerbrechen kann. Das verschwundene Meer ist schwere Kost, die aber durch ihre Ausführung besticht.


50 Jahre nach dem Ende der Militärdiktatur in Chile erschien im Mitteldeutschen Verlag vor zwei Jahren das in der zugrundeliegenden Version im Original bereits 2014 unter dem Titel El desierto veröffentlichte Werk des chilenischen Autors Carlos Franz in der Übersetzung von Lutz Kliche. Auch wenn die eher an ein verspieltes Kinderbuch erinnernde Gestaltung des Buchs auf eine völlig falsche Fährte führt – im Inneren erwartet die Leser*innen ein dunkler Roman, der den Schrecken jener Jahre noch einmal vor Augen führt.

Schauplatz des Ganzen ist der Ort Pampa Hundida, ein in der Salzwüste gelegener kleiner Ort im Norden Chiles. Dorthin kehrt die Richterin Laura zurück, nachdem sie zwanzig Jahre zuvor aus Chile nach Berlin geflohen war. Doch wie das so ist mit der Vergangenheit – auch Laura lässt sie nicht los. Der Grund für ihre Rückkehr ist ein Schreiben, in dem ihre Tochter Claudia eine zentrale Frage stellt, die die Rückkehr Lauras an den Ort ihres einstigen Wirkens auslöst.

Wo warst du, Mamá, als all diese schrecklichen Dinge in deiner Stadt geschahen?“ Während sie die Kontrolle über das Fahrzeug zurückgewann, dachte Laura wieder an den Brief von Claudia, voller Fragen wie dieser, den sie drei Monate zuvor in Berlin erhalten hatte. Er steckte, neben ihrem Pass, den Flugtickets und ihrer Antwort, in ihrer Aktentasche; viele Seiten, an denen sie drei Monate lang geschrieben hatte, nur um sich während des Flugs nach Chile, beim Schreiben eines Postskriptums, endgültig darüber klar zu werden, dass die einzig richtige, wahrhaftige Antwort an ihre Tochter genau diese Heimreise war.

Carlos Franz – Das verschwundene Meer, S. 8

Rückkehr nach Pampa Hundida

Carlos Franz - Das verschwundene Meer (Cover)

Nun also kehrt Laura zurück, während der kleine und sonst so beschauliche Ort von Pilgern fast überschwemmt wird, die zur „Diablada“ ebenfalls nach Pampa Hundida gereist sind. Die Pilger und Büßer erflehen den Schutz von der Heiligenstatue der Stadt und geißeln sich dabei auch selbst. Ein Spektakel, das jährlich die Massen anzieht, die dort in der Wüste ihre Sünden bereuen.

Während nun also dieses Pilgerprozession ihrem Höhepunkt zusteuert, ist Laura zurückgekommen, um sich ebenfalls den Sünden der Vergangenheit zu stellen. Vor Ort will sie endlich das schaffen, was ihr vor zwanzig Jahren nicht gelungen ist, nämlich Gerechtigkeit.

Damals fiel ein Trupp Soldaten unter Führung des ebenso gefährlichen wie dominanten Major Mariano Cáceres Latorre in der Stadt ein, der in der Salzwüste draußen vor den Toren der Stadt ein Lager für Gefangene errichten sollte. Gegner des neuen Staats unter Führung Augusto Pinochets sollten dort inhaftiert und erschossen werden. Ein Vorgehen, das jeglichem Recht widersprach, dem sich Laura als idealistische junge Richterin verpflichtet sag. Und doch konnte sie dem tödlichen Unrecht dort in der Wüste nicht Einhalt gebieten.

Warum dem so war, das versucht Laura in einem Akt der Selbsterklärung darzulegen, indem sie einen Brief an ihre Tochter formuliert, in dem sie auf die damaligen Geschehnisse und ihre Rolle darin zurückblickt. Dieser Briefe bildet den zweiten Erzählstrang des Romans, der um die erzählte Gegenwart nun Jahre später in Pampa Hundida herumgewoben ist. Immer wieder wechselt Carlos Franz diese Erzählstränge ab und treibt beide gleichermaßen voran.

Wie funktioniert ein System der Unterdrückung und des Unrechts?

Die Feigheit der Stadtoberen von Pampa Hundida, Lauras eigene Schwäche, all das besieht die mittlerweile desillusionierte Richterin, die ihren einstigen Idealismus und den Verrat an ihren Werten mit schmerzhafter Detailschärfe darlegt. Während für Pampa Hundida nun eine neue Zeit angebrochen scheint, kann sie die Vergangenheit nicht ruhen lassen und rührt damit auch an den Grundfesten der neuen Gesellschaft. Denn wäre es nicht einfacher, die damaligen Verbrechen einfach ruhen zu lassen und sich darauf zu konzentrieren, eine neue, bessere Gesellschaft zu werden? Nicht nur Laura fragt sich das, in vielen Dialogen mit jungen und alten Kräften, mit idealistischen wie realistischen bis opportunistischen Kräften loten das Franz‘ Figuren in (bisweilen vielleicht etwas arg theoretischen) Disputen bis hin zu Grundsatzdebatten aus.

„Diesmal werde ich die ich dich nicht enttäuschen, Laura. Diesmal greife ich ein…“

„Ich werde eingreifen“, sagte er, Claudia. Und die tiefe Stimme, die Radiosprecherstimme, in die ich mich einst verliebt hatte, kippte dabei, als sei ein Stimmband gerissen, während die weichen, femininen Lippen zitterten.

„Warum hast du denn nicht vorher eingegriffen?“, fragte ich so sachlich wie möglich (wenn eine Furie oder eine Bacchantin sachlich sein kann). Doch diesmal wich Mario nicht aus, senkte nicht den Blick. Wahrscheinlich hatte er während der vierundvierzig Tage, die er bei mir gewacht und heimlich getrunken hatte, darüber nachgedacht. „Ich hatte Angst“, sagte er. „Ich wollte lieber nichts wissen. Doch jetzt werde ich eingreifen“, wiederholte er noch einmal.

Ich spürte, wie mir ein Lachanfall die Kehle emporstieg, Claudia, ein perverses, böses Lachen; ich musste mir die Hand vor den Mund halten, um nicht seinem Spiegelbild laut ins Gesicht zu lachen. Jetzt würde er „eingreifen“. Und er sagte es ganz ehrlich und treuherzig, völlig immun gegen die Absurdität, seiner offenkundigen Feigheit, seiner Lächerlichkeit gegenüber. Und sogar immun etwas Schlimmerem gegenüber, seiner offenkundigen Faszination“.

Carlos Franz – Das verschwundene Meer, S. 411 f,

Die Brutalität der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet

Das verschwundene Meer blickt durch seine an ihren eigenen Ansprüchen gescheiterte Heldin und ihr Verhalten auf die ganze chilenische Gesellschaft von einst und jetzt. Junge und idealistische Figuren treffen auf Pragmatiker, die sich einst ebenso gut mit dem Unrecht zu arrangieren wussten, wie sie nun mit der Vergangenheit abgeschlossen haben. Denn damals schanzte das Dorf Laura die Aufgabe zu, mit dem Major zu verhandeln und für einen Schutz der Gemeinschaft zu sorgen. Langsam entsteht aus der Vergangenheit ein Bild von fatalen Dynamiken und Feigheit, die das System der Gewalt und des Unrechts unter Augusto Pinochets ermöglichte und das sich bis auf die niedrigste Ebene der Gesellschaft auswirkte.

Die neue Gesellschaftsordnung, sie wurde bis ins letzte Glied exekutiert, wie der Roman anschaulich vor Augen führt.

Das Wort der Exekution ist dabei sehr ernst zu nehmen. Denn Carlos Franz zeigt die ganze Brutalität des damaligen Systems, in dem sich der Major verschiedener Formen der Erniedrigung und Unterwerfung bediente, um sich die Menschen untertan zu machen, von den Gefangenen unter der sengenden Sonne in der Salzwüste bis hin zu Laura, für die er als „patroncita“ eine ganze besondere Form der Unterwerfung ersann.

Man braucht ein gerütteltes Maß an Resilienz, um die Gewalt und Erniedrigung zu ertragen, die einem hier entgegenschlägt. Laura kennt in ihrer Selbstbeschau keine Gnade und legt das erfahrene Unrecht und die vielfache Gewalt detailliert dar und holt damit jene gewaltgesättigte Epoche der chilenischen Geschichte wieder ans Tageslicht, die hierzulande kaum bekannt ist oder wieder schnell vergessen wurde.

Fazit

Damit leistet Das verschwundene Meer wichtige Arbeit, weil der Roman nicht alleine das Unrecht und die Gewalt jener Jahre unter Pinochet besieht sondern weit darüber hinausgeht. Dieses Buch bleibt nicht im Allgemeinen, sondern blickt auf den Antrieb und die Faktoren für die Funktionsfähigkeit jenes System der Unterdrückung, indem bei Carlos Franz mithilfe des Mikrokosmos Pampa Hundida auf das große Ganze blickt. Durch seine Richterin Laura, deren Idealismus und Vertrauern in das Rechtssystem in jenem System so zermahlen wird wie die Knochen der Toten in der Wüste, schafft Franz eine Anschaulichkeit, die man so schnell nicht mehr vergisst und die wachmacht für jene Wirkkräfte, die auch heute noch in zu vielen Gegenden der Welt (wieder) an Einfluss gewinnen.


  • Carlos Franz – Das verschwundene Meer
  • Aus dem Spanischen von Lutz Kliche
  • ISBN 978-3-96311-826-5 (Mitteldeutscher Verlag)
  • 487 Seiten. Preis: 30,00 €
Diesen Beitrag teilen

Taffy Brodesser Akner – Die Fletchers von Long Island

In dieser Familie ist wohl wirklich der Dibbuk drin. Taffy Brodesser Akner schildert nach Fleischmann steckt in Schwierigkeiten in ihrem zweiten auf Deutsch vorliegenden Roman Die Fletchers von Long Island das Unglück, das sämtliche Mitglieder der Familie Fletcher erfasst, nachdem das Familienoberhaupt entführt wurde. Ein jüdischer Familienroman in der Tradition des Great American Novel.


Seit der Entführung des Familienoberhaupts Carl Fletcher vor der Haustür seines Anwesens in Middle Rock, einem Vorort von Long Island, scheint irgendwie der Wurm in der Familie drin zu sein – oder besser gesagt der Dibbuk.

Nach der Überlieferung ist ein Dibbuk eine elende Seele, die nicht in den Himmel aufsteigen kann, um Ruhe zu finden, sondern auf der Erde wandelt und in den Körper eines anderen Menschen schlüpft, dessen Seele sie verdrängt, um ihre letzten Aufgaben zu verrichten. Wenn in der Fabrik ein Kessel ausfiel, sagte Zelig, es sei ein Dibbuk im Getriebe. Wenn mehrere Kabel in kurzem Abstand rissen, war ein Dibbuk im Getriebe.

Taffy Brodesser Akner – Die Fletchers von Long Island, S. 40 f.

Dabei scheint von derlei Ungemach zunächst noch jegliche Spur zu fehlen. Denn die Entführung des Patriarchen geht einigermaßen glimpflich aus. Zwar ist das Lösegeld verschwunden, dafür kehrt Carl Fletcher wieder in die Arme seiner Frau Ruth und der drei Kinder heim. Doch dass so ein Dibbuk auch seine Zeit braucht, bis er sich bemerkbar macht, das beobachtet Taffy Brodesser Akner im Folgenden dieses von Sophie Zeitz übersetzen Romans ausgiebig.

Ein Dibbuk im familiären Getriebe

Taffy Brodesser Akner - Die Fletchers von Long Island (Cover)

Denn nach dem vorangestellten Prolog mit der Entführung von Carl steigt Brodesser Akner mit einem Zeitsprung von gut vierzig Jahren in die erzählte Gegenwart ein. Carls Mutter Phyllis ist tot – und langsam beginnen die Fliehkräfte im Familiengefüge zu wirken, das eigentlich nur durch das Geld aus den Einnahmen der im Familienbesitz befindlichen Polystyrolfabrik zusammengehalten wird, das den Familienmitgliedern ein einigermaßen sorgenfreies Auskommen ermöglicht.

Doch die Sorgen nehmen zu. Denn Bernard, genannt Beamer, hat sich zum erfolglosen Drehbuchautor gemausert, der in seinen Werken stets das Thema der Entführung umkreist und nach einigen wenigen B-Movies mit immer weniger Erfolg nun im Stadium der völligen Antriebslosigkeit angelangt ist. Von Dominas lässt er sich malträtieren, balanciert aber auch haarscharf am Rande eines Nervenzusammenbruchs.

Seiner Schwester Jenny und seinem Bruder Nathan geht es da nicht unbedingt besser. Letzterer hat sich infolge der Entführung vollends zum Kontrollfreak und Versicherungsfetischisten gemausert, dem die Ruhe und Übersichtlichkeit seiner eigenen Existenz über alles geht. Und Jenny, die in Studienzeiten durch schiere Abwesenheit zur Revolutionärin wird und deren Schulaufsatz über das Schicksal eines Mastkalbs Ruth die passende Analogie zur Betrachtung ihrer Kinder liefert.

Plötzlich wurde Ruth klar, dass ihre Kinder wie dieses Kalb waren.

Sie waren ihr Leben lang gemästet worden, aber sie waren nie zu voll entwickelten Erwachsenen gereift. Sie hatten die Schwelle des Lebens erreicht, aber sie konnten nicht laufen. Und Ruth hasste sie dafür – sie hasste ihre Kinder auf eine Art, wie sie sie nur hassen konnte, weil sie sie liebte -, und jetzt erkannte sie, wie unausweichlich alles war. Nein, schlimmer: Sie erkannte, dass sie selbst die Urheberin ihrer Inkompetenz war.

Als Ruth im Wagen vor dem Brownstone saß, starrte sie ins Nichts.

Taffy Brodesser Akner – Die Fletchers von Long Island, S. 480

Ein jüdischer Familienroman

Die Fletchers von Long Island ist ein klassischer amerikanischer Familienroman, der im Fahrwasser von Jonathan Franzens Die Korrekturen, Paul Murrays Der Stich der Biene oder Ann Napolitanos Hallo, du Schöne schwimmt. Diese jüdisch-amerikanische Familie bestätigt zum wiederholten Male das klassische Tolstoi’sche Verdikt der Familie, die auf ihre eigene Art traurig ist.

Nacheinander beobachtet Bordesser Akner das Taumeln und Fallen ihrer Figuren, verbunden durch das mehrmals ans Kapitelende gesetzte, fragende Mantra: Was willst du machen? So sind die Reichen eben.

Besonders erkenntnisstark ist das freilich nicht und reicht kaum über eine Binse hinaus. Auch sind nicht alle Teile gleich gut geraten und sind qualitativ etwas unproportional. An manchen Stellen ruckelt es auch etwas vor sich hin – eben wie ein Dibbuk im Kessel. Dennoch folgt man dem Niedergang der Familie gerne und wohnt dem Wüten des Dibbuks bei, der hier recht unterhaltsam in der Familie Fletcher sein Unwesen treibt.


  • Taffy Brodesser Akner – Die Fletchers von Long Island
  • Aus dem amerikanischen Englisch von Sophie Zeitz
  • ISBN 978-3-8479-0211-9 (Eichborn)
  • 576 Seiten. Preis: 25,00 €
Diesen Beitrag teilen

Annett Gröschner – Schwebende Lasten

Blumenbinderin, Ehefrau, Kranführerin, Mutter, Überlebende. In ihrem Roman Schwebende Lasten setzt die Autorin Annett Gröschner ihrer Heldin Hanna Krause ein literarisches Denkmal und erzählt berührend von einem Leben, in dem sich die Brüche und Systemwechsel der Nachkriegszeit ebenso ablesen lassen, wie das Buch auch Zeugnis von weiblicher Überlebenskraft und Anpassungsfähigkeit ablegt. Großartige Lektüre!


Es könnte schiefgehen, wenn ein Roman mit einem Epitaph beginnt, der eigentlich schon alles vorwegnimmt, was da auf den kommenden 280 Seiten auf die Leser*innen wartet.

Dies ist die Geschichte der Blumenbinderin und Kranfahrerin Hanna Krause, die zwei Revolutionen, zwei Diktaturen, einen Aufstand, zwei Weltkriege und zwei Niederlagen, zwei Demokratien, den Kaiser und andere Führer, gute und schlechte Zeiten erlebt hat, die bis auf ein paar Monate im Berlin der frühen 1930er Jahre nie aus Magdeburg herauskam, sechs Kinder geboren hat und zwei davon nicht begraben konnte, was ihr naheging bis zum Lebensende.

Annett Gröschner – Schwebende Lasten, S. 7

Was soll da noch kommen, wenn die ersten Zeilen gleich die ganze Geschichte verraten und den biographischen Rahmen abstecken, der die Leser*innen im Folgenden erwartet? Ein herausragendes Leseerlebnis, mit dem Annett Gröschner demonstriert, was lebendiges Erzählen ausmacht, das weit über einen biographischen Rahmen hinausweist. Denn sie verleiht der Lebenserzählung ihrer Heldin Hanna Krause Anschaulichkeit und Tiefe, wie man sie wirklich nicht alle Tage findet.

Das große Leben der Hanna Krause

Annett Gröschner - Schwebende Lasten (Cover)

So folgt sie chronologisch dem Leben Hanna Krauses, die kurz vor dem Kriegsbeginn des Großen Krieges, der später der Erste Weltkrieg heißen sollte, zur Welt kommt. Vaterlos wächst sie im „Knattergebirge“ genannten Armenviertel Magdeburgs im Schatten der Johanniskirche auf. Als Blumenbinderin unterstützt sie ihre Halbschwester Rose, lernt später ihren künftigen Mann Karl kennen und macht sich als Blumenbinderin mit eigenem Laden dort im Knattergebirge selbstständig. Blumig oder farbenreich ist in ihrem Leben allerdings höchstens die Auslage in ihrem Laden. Denn das Leben dort in Magdeburg bedeutet ärmliche Verhältnisse, bei denen immer wieder Hannas Geschick und Findigkeit vonnöten ist, wenn sich mal wieder die Geldsorgen häufen oder sich schon bald die ersten Kinder im Leben der jungen Frau einstellen.

Schwebende Lasten ist das beeindruckende Bild von weiblichem Anpassungswillen und Überlebenskraft, die Hanna an den Tag legt, um ihre Familie um Karl und ihre Kinder zusammenzuhalten. Schon beginnt der Zweite Weltkrieg, der die Armut der Familie noch einmal potenzieren wird. Verluste ihrer Kinder im Zuge der Luftschläge der Alliierte, das Ausgebombt-Werden mit ihren kleinen Kindern, das Hamstern und Überleben der vom Historiker Harald Jähner „Wolfszeit“ getauften Periode, die ständige Not, die Hanna aber nicht brechen kann, davon erzählt Annett Gröschner plausibel und greifbar.

En passant erzählt dieser Roman auch die großen geschichtlichen und gesellschaftlichen Brüche des 19. Jahrhunderts mit, die immer wieder auf Hannas Leben durchschlagen.

Politische und gesellschaftliche Brüche

So fordert der Zweite Weltkrieg einen hohen Preis von ihr, ihre beständig wachsende Familie muss dramatische Verluste hinnehmen. Später wird sie im sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat der DDR entgegen aller Widerstände zu einer Kranführerin, die mit ihrem Kran scheinbar schwebend die schweren Lasten passgenau durch die Maschinenhalle manövriert, obschon Misogynie und Ungleichbehandlung auch dort zum Alltag gehören, ehe sich Hanna auch hier ihren Platz erobert.

In der Nacht bevor Hanna das erste Mal auf den Kran stieg, schlief sie schlecht. Sie hatte Höhenangst, aber das konnte sie nicht zugeben. Sie wollte nicht mimosenhaft sein, auch wenn sie Mimosen mochte. Die Blumen ähnelten ihr, denn sie waren nur scheinbar empfindlich.

Annett Gröschner – Schwebende Lasten, S. 165

Aus den Krupp-Werken wird die Maschinenfabrik Krupp-Gruson im Besitz der sowjetischen Maschinen-Aktiengesellschaft, politische Systeme ändern sich, die Menschen müssen sich anpassen – und mittendrin Hanna Krause, in deren Leben sich all die Veränderungen bis hin zum neuen Deutschland nach der Wende ablesen lassen.

Ein literarisches Kunststück, das zu Verständnis beiträgt

Mit ihrem Roman gelingt Annett Gröschner das Kunststück, dass sich ein fiktives und schicksalsschlagreiches Leben völlig glaubwürdig und schon fast universal anfühlt. Das, was man mit dem schwammigen Schlagwort der „Würdigung von Lebensleistung“ vor allem in Bezug auf das Spannungsverhältnis von Ost- zu Westdeutschland immer wieder diskutiert, es erhält hier eine (zumindest von mir) selten gelesene Prägnanz und Anschaulichkeit.

Ihr gelingt es, mit Schwebende Lasten literarische Verständigungsarbeit zwischen Generationen und Landesteilen zu schaffen. Sie erzählt von Überleben und Mutterschaft, vom Kampf um Selbstbehauptung und Eroberung von Räumen, die Frauen viel zu lange nicht zugedacht waren. Gröschners Roman gelingt es, die immensen Veränderungen, die das Leben insbesondere in den ostdeutschen und mitteldeutschen Landesteilen bedeutete, vor Augen zu führen und glaubwürdige Porträts ihrer Figuren zu zeichnen, die von Staatsdoping in der DDR bis hin zur Kunst als Kraftquelle aus einer Fülle an Themen schöpft, ohne dabei die Geschichte mit übertriebenem Stilwillen oder literarischer Extravaganz zu überfrachten.

Das macht das Buch im besten Sinne massenkompatibel und setzt dem sachbuchlastigen, von Männern wie Dirk Oschmann bis Jakob Springfeld geprägten Diskurs ein literarisches Kunstwerk entgegen, das Kopf und Gefühl gleichsam anspricht.

Fazit

Diesem Buch sind ebenso viele Leser*innen wie Nominierungen und Besprechungen zu wünschen, schließlich gelingt der Autorin hier ein kleines, großes Kunstwerk, das in Zeiten erhitzter Ost-West-Debatten Bewusstsein für die Brüche und Leistungen jenseits der damals existenten Mauer schafft und nicht zuletzt exemplarisch ein Frauenleben schildert, wie es für das Funktionieren des Landes über alle Staatsformen hinweg unerlässlich war, und das doch noch immer viel zu oft übersehen wird. Insofern leistet Annett Gröschner mit ihrem Roman wichtige Arbeit und unterhält auf erhellende und begeisternde Weise. Dieses Buch ist keine Last, sondern die reine Freude!


  • Annett Gröschner – Schwebende Lasten
  • ISBN 978-3-406-82973-4
  • 280 Seiten. Preis: 26,00
Diesen Beitrag teilen

Christian Kracht – AIR

Läuft bei Christian Kracht. Gerade wurde sein vorheriger Roman Eurotrash in der Übersetzung von Daniel Bowles für den International Booker Prize nominiert. Und sein neuer Roman AIR hat es noch vor Erscheinen gleich auf die Nominierungsliste des Preises der Leipziger Buchmesse geschafft. Bleibt nur die Frage – was kann das Buch?


Wenn man Christian Kracht auf etwas festlegen kann, dann wohl die Tatsache, dass man nie so richtig weiß, was einen im nächsten Buch erwartet. Eine wiedererkennbare Sprache, ein über mehrere Bücher hinweg behandeltes Thema, es gibt es kaum.

Stattdessen begründete er mit seinem Debüt Faserland Mitte der 90er Jahre die Popliteratur, schrieb einen historischen Roman über den Nudisten und Kokosnussverehrer August Engelhardt, erzählte in Die Toten von Filmbegeisterung zur Zeit der Weimarer Republik oder griff in seinem letzten Roman das Roadmotiv seines Debüts noch einmal auf, um einen mit den Mitteln der Autofiktion spielenden Text über einen Autor und seine Mutter auf ihrer Reise durch die Schweiz zu erzählen.

Zurück in die Vergangenheit – oder die Zukunft?

Mit AIR begibt sich Kracht nun weit zurück in die Zukunft – oder je nach Lesart zurück in die Vergangenheit. Es sind fast Fantasy-Gefilde, in denen ein Großteil seiner neuen Geschichte spielt, wobei der Text zugleich reichlich antiquiert wirkt. Dabei beginnt alles wie in einem Manufactum-Katalog.

Da ist ein Mann, der fast wie ein moderner Eremit auf einer der Orkney-Inseln lebt. Dort auf der abgelegenen Insel hat er sich in einem Leben eingerichtet, das gut zu den Menschen passt, die dort teuer verkauftes Salz gewinnen, wie man es in einem Manufactum-Katalog finden könnte.

Das Blackthorn Salz wurde durch einen sogenannten Dornenturm gefiltert. Junge Leute hatten eine alte Salzgewinnungsanlage gekauft, die schon nach dem Zweiten Weltkrieg niemand mehr hatte betreiben wollen, sie hatten beruhigende Fotos gemacht von Kelpsträngen, die auf flache Steine drapiert worden waren, und diese auf Instagram hochgeladen. Dann Schlehdornbüsche in das hohe hölzerne Bauwerk hineingehängt und das Gradierwerk wieder in Betrieb genommen. Das Salz das aus dem Dornenturm unten herausrieselte, wurde in ansprechende schwarze Papierverpackungen gefüllt und in alle Welt verschickt.

Christian Kracht – AIR, S. 21

Der Mann selbst lebt als Inneneinrichter, wird international gebucht für seine Neuinterpretation von Räumen, die sich durch die Radikalität, Exklusivität und den minimalistischen Anspruch seiner Gestaltung auszeichnen. Er radelt unter großen Anstrengungen mit seinem ganglosen Fahrrad aus Schweizer Militärbeständen zur Bäckerei, die einige wenige Sorten Sauerteigbrot und Zimtschnecken im Sortiment führt. Abonniert hat er dort in der Einsamkeit der schottischen Insel das Dekorationsmagazin Kūki, das den Ästhetizismus zur Daseinsform erhoben hat. Eine Anfrage der Kūki-Redaktion führt ihn dabei in ein Abenteuer, das derweil schon im zweiten Erzählstrang des Buchs begonnen hat.

Zwischen den Orkney Inseln und den Ringen der Macht

Christian Kracht - AIR (Cover)

Darin erzählt Kracht eine archaische Geschichte der Bogenschützin Ildr, die aus Versehen einen namenlosen Mann mit ihrem Pfeil verwundet. Ein Herzog dort im kahlen Land hat zur Jagd auf den Mann geblasen und so stolpern die beiden in ein Abenteuer, das sich schließlich mit Pauls Geschichte verbinden wird, ohne zu viel von dieser Geschichte preisgeben zu wollen.

Was Kracht in seinem neuen Buch präsentiert, ist ebenso rätselhaft wie die Außengestaltung und der Titel seines Romans. Die wahlweise an Alice im Wunderland oder den Plot einer modernen Fantasyserie der Marke Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht erinnernde Geschichte entzieht sich einer klaren Lesart. Elemente der Gegenwart wie 3D-Druckerzeugnisse verbinden sich mit der archaischen Geschichte um den Überlebenskampf der Bogenschützin und des namenloses Mannes, der plötzlich im Wald auftauchte. Auch gebraucht Krachts Text selbst fantastische Bezüge; Merlin und Lanzelot sind ein an mehreren Stellen auftauchendes Motiv. Als Schlüssel für die Geschichte funktionieren sie für mich aber auch nicht wirklich, sodass ich etwas ratlos über eine mögliche vertiefende Aussage von AIR grübele,

Der Wagen führt aus der Stadt hinaus auf eine Autobahn und dann hintereinander über mehrere Fjordbrücken, die Paul meinte, aus irgendeinem Film wiederzuerkennen. Es war überhaupt alles wie in der Erinnerung oder wie im Film oder wie in einem Traum.

Christian Kracht – AIR, S. 102

Dass Kracht zu schreiben vermag, das steht außer Frage. Egal ob die actionreiche Überlebensfabel im Niemandsland oder die im manierierten Tonfall dargebrachte Geschichte Pauls auf den Orkney-Insel. AIR hat Drive, der von Kracht vorgebrachte Bogen funktioniert. Die aus dem großzügig gesetzten Text herausgenommenen Dialoge mit Spiegelstrichen, die alte Rechtschreibung, die hier angewandt wird. Alles ist von gestern und modern zugleich. Aber doch bleibt die Frage – hat diese Geschichte über ihren Unterhaltungswert hinaus etwas zu bieten? Ist es Erinnerung, Film oder Traum?

Blickt man über die eigene Lesart des Buchs auf die der Expert*innen in den professionellen Feuilletons, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass auch bei ihnen eine gewisse Ratlosigkeit vorherrscht.

Knut Cordsen findet den Roman in seiner Besprechung für den Bayerischen Rundfunk „airratisch“, Carsten Otte sieht Bezüge zu Game of Thrones und empfiehlt die Lektüre anstelle von Netflix-Konsum und Adam Soboczynski reiste gar drei Tage mit Christian Kracht durch Indien, um das Geheimnis seines neuen Romans zu ergründen. Im Podcast der Zeitschrift diskutieren Ijoma Mangold und Lars Weisbrod eine Stunde lang über das Buch und fassen das Fazit so in Worte: Air ist ein großer Roman, weil er, wie so oft bei Kracht, am Ende eben auch ein rätselhafter, mystischer Roman ist – und ein gegenwärtiger.

Fazit

Macht das Rätselhafte, Mystische Krachts Buch zu einem großen Roman oder ist das alles viel Luft um Nichts? Ich bin mir da nicht sicher.

Um die eingangs aufgeworfene Frage nach der Qualität des neuen Buchs auf persönliche Art zu beantworten: Auf alle Fälle kann man in AIR Absage an den Realitätsfetisch der Gegenwartsliteratur erkennen, ein lustvolles Austoben in Fantasy-Gefilden konzedieren und gar den Versuch der Überführung dieser Genre-Literatur in die Hochliteratur ausmachen. Aber genügt das für einen großen Roman? Es ist und bleibt ein Rätsel.


  • Christian Kracht – AIR
  • ISBN 978-3-462-00457-1 (Kiepenheuer & Witsch)
  • 224 Seiten. PReis: 25,00 €
Diesen Beitrag teilen