Category Archives: Historischer Roman

Inger-Maria Mahlke – Unsereins

Zu Gast im kleinsten Staat des Königreichs. Inger-Maria Mahlke lässt in ihrem Roman Unsereins die Kaiserzeit um die Jahrhundertwende im kleinen Stadtstaat Lübeck wieder auferstehen, „der Pfau“ alias Tomy Mann inklusive. Leider gerät das Ganze dabei etwas zu arg hanseatisch-trocken.


Schon der Blick in das vorangesetzte Personenverzeichnis des neuen Romans von Inger-Maria Mahlke macht klar, dass hier mit großem Besteck operiert wird. So führt das Verzeichnis allein acht Kinder des im Mittelpunkt stehenden Senators Friedrich Lindhorst auf. Daneben Hausmädchen, Ratsdiener, Lohndiener, Senatoren, Wasserbaudirektoren und dergleichen mehr. Sie alle bewohnen den „Kleinsten Staat“ des Kaiserreichs, der eigentlich gar nicht der kleinste ist, zieht man in Bezug auf die Fläche Bremen oder in Bezug auf die Einwohnerzahl den noch kleineren Staat Köstritz heran. Aber wie es so ist mit der Fassade dort im vom Großbürgertum dominierten Stadtstaat – man möchte etwas sein, und so wird man eben kurzerhand zum kleinsten Staat, um mit irgendetwas herausstechen zu können.

Generell geht es viel um das Sein und Nicht-Sein in Unsereins. Denn Inger-Maria Mahlke beschreibt den Zustand der Entropie, der im ausgehenden 19. Jahrhundert nicht nur das Kaiserreich, sondern eben auch den Stadtstaat und im Innersten auch die Familie Friedrich Lindhorsts erfasst.

Geschichten aus dem kleinsten Staat des Kaiserreichs

Inger-Maria Mahlke - Unsereins (Cover)

Während im Stadtstaat der Sozialdemokrat Theodor Schwartz der elitenzentrierten Politik der alteingesessenen Senatoren und Konsuln entgegenwirkt und sich um den einzigen Platz als Abgeordneter des Stadtstaates bewirbt, geht es auch in der Familie Lindhorst hoch her. Zwischen Ausbildung, Verlobung, Schule, Erwartungen der Eltern, Yokohama, London und Bad Kissing treibt die ganze Familie Lindhorst auseinander. Der finanzielle Status verschlechtert sich zunehmend, man muss Immobilien beleihen, der nach London entsandte Sohn Cord düpiert mit seinen Spekulationen nicht nur die Firma, sondern die eigene Familie. Auflösungserscheinungen aller Orten, den althergebrachte Ständeordnung gerät durcheinander – und nicht einmal ein Kaiserbesuch im kleinsten Staat des Landes kann da etwas retten.

Um diese vielköpfige Familie Lindhorst herum gruppiert Inger-Maria Mahlke weitere Figuren, die den Stadtstaat bevölkern und deren Schicksal immer mal wieder angerissen wird. So verliebt sich der Ratsdiener Isenhagen in seine Nachbarin, deren Pelargonium triste zunächst seine Aufmerksamkeit und sie wenig später sein Herz gewinnt. Homosexuelle und damit verbotene Avancen, geheime Fechtclubs in der Schule, deren Ursprung der der Schüler Georg Presswitz in seinem Geheimversteck auf der Primanertoilette ergründen will – und dann auch noch Presswitz‘ Mitschüler, der „Pfau“ geheißene Mitschüler Tomy mit schriftstellerischen Ambitionen und Sohn der Senatorenwitwe Mann, die bald aus Lübeck nach München ziehen wird.

Leider viel Langeweile

Viele Figuren und Erzählstränge für einen Roman – der dabei doch erstaunlich langweilig ist, um dieses wenig analysescharfe und recht undifferenzierte Erkenntnis gleich vornewegzusetzen. Das hat aber auch seine Gründe.

Wie schon in ihrem rückwärts erzählten Familienroman Archipel, für den sie 2018 den Deutschen Buchpreis zugesprochen bekam, handelt auch Unsereins wieder von den Umbrüchen in Ländern und Leben, erzählt vom Verfall und dem Niedergang des familiären Status einer großbürgerlichen Familie (hier aber eben im Stadtstaat Lübeck statt auf der Insel Teneriffa).

Nur ist in dieser neuen Geschichte Mahlkes nicht nur der Pelargonium trist – auch ihr Erzählen schleppt sich über die Jahre nur voran, statt eine Bindung zum Leser (zumindest in meinem Falle) aufzubauen. Dabei wäre der sich abzeichnenden Abstieg der Senatorenfamilie Lindhorst ja durchaus ein valider Grunde, die Leserschaft mitfiebern zu lassen, ob die Sanierung der Senatorenfamilie noch gelingen kann. Daraus wird aber nichts.

Die Jahre schreiten ins Land, die Schauplätze wechseln – trotz aller äußeren Bewegung fehlt allerdings die innere Bewegung. Die Familie verfällt, während man sich gegenseitig über die wahren Seelen- und Kontozustände täuscht. Man bleibt als unbeteiligter Beobachter dabei außen vor, stellt sich Fragen über den Verbleib mancher Figuren, die für Jahre und damit dutzende von Seiten aus der Geschichte fallen, ehe ihr weiteres Schicksal kurz wieder angeschnitten oder indirekt weitererzählt wird.

Das übergroße Personaltableau erweist sich als zentraler Mühlstein des Erzählens. Nicht einmal Schauplätze wie Kobe und Yokohama in der zweiten Hälfte des Romans können darüber hinwegtäuschen, dass das Buch erzählerisch stagniert und trotz aller Raffinesse der erzählerischen Mittel, die Inger-Maria Mahlke zweifelsohne zur Verfügung stehen, nicht vom Fleck kommt.

Das ist besonders schade, da diese Personenfülle auch das lobenswerte erzählerische Vorhaben zu erdrücken droht.

Ein Gegenentwurf zu den Buddenbrooks

Inger-Maria Mahlke positioniert sich mit ihrem Roman als Gegenentwurf zu Tomy alias Thomas Manns Debüt Buddenbrooks, in dessen Lübecker Bürgertumsporträt für Frauen und Dienerinnen allenfalls ein Platz am erzählerischen Seitenrand war. Was als Vorhaben in Teilen funktioniert, trägt leider aber nicht über die Länge des Buchs. Denn um eine Bindung beispielsweise zum Schicksal des Dienstmädchens Ida aufzubauen, müsste das Erzählen stärker auf sie fokussiert sein, anstatt immer wieder zu anderen Figuren und neuen Handlungssträngen abzuschweifen, ehe sich die Autorin wieder ihrer besinnt.

Dort wo die Gebrüder Mann einst die Kaiserzeit Form ihrer Romane Der Untertan und Buddenbrooks in staunenswerte Literatur gossen, bleibt hier alles leider nur Staffage und Kulisse, in der kein lebendiges Schauspiel stattfindet, trotz des unbestreitbaren Talents Inger-Maria Mahlke. Die Erzählung verharrt, das Personal bleibt (zumindest mir als Leser) fern und echten Drive entfaltet Unsereins leider auch nicht. Insofern bleibe ich etwas enttäuscht zurück, obschon ich mich wirklich auf den Roman gefreut hatte.


  • Inger-Maria Mahlke – Unsereins
  • ISBN: 978-3-498-00181-0 (Rowohlt)
  • 495 Seiten. Preis: 26,00 €
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Owen Booth – Die wirklich wahren Abenteuer (und außerordentlichen Lehrjahre) des Teufelskerls Daniel Bones

Ein Titel so lang wie die Lebensreise, die der britische Journalist und Werbetexter Owen Booth in seinem Debütroman schildert: Die wirklich wahren Abenteuer (und außerordentlichen Lehrjahre) des Teufelskerls Daniel Bones erzählt von der Mannwerdung, der Heldenreise und den kuriosen Begegnungen des jungen Daniel Bones, der Ende des 18. Jahrhunderts von seiner englischen Heimat bis nach Südfrankreich und Italien gelangt.


Es ist ein seltsamer Anblick, der sich dem jungen Daniel Bones bietet, als er eines Abends um das Jahr 188- herum mal wieder durch die Marschlandschaft seiner Heimat streift. Ein Mann in einem schwarzen Anzug entsteigt dem Wasser, um sich bei Daniel über den richtigen Weg zum Fluss W. zu erkundigen. Auch wenn er den falschen Abzweig im Wasser genommen hat – Daniel ist von der Erscheinung des Mannes so eingenommen, dass er ihm wenig später auf dessen abenteuerlichen Reise folgen wird.

Als das Etwas näher kommt, erkenne ich, dass es tatsächlich ein Mensch ist, aber er schwimmt nicht, sondern gleitet wie in einem sehr niedrigen Eskimokajak dahin. Er liegt flach auf dem Rücken im Wasser in einer Art aufgepumptem Anzug, hat nur den Kopf angehoben und bewegt sich mithilfe eines kurzen Doppelpaddels vorwärts. Dabei zieht er eine kleine Trage aus Segeltuch, in der vermutlich seine Habseligkeiten oder seine Ausrüstung verstaut sind, an einem mehrere Meter langen Tau hinter sich her.

Owen Booth – Die wirklich wahren Abenteuer (und außerordentlichen Lehrjahre) des Teufelskerls Daniel Bones, S. 20

Die Mutter tot, der Vater ein Schläger und Alkoholiker, der dem kleinen Bruder schon einmal den Arm bricht, wenig Perspektiven außerhalb einer Nachfolge im Austernzucht- und Schmuggelgewerbe – so begibt sich Daniel statt eines ebenso vorhersehbaren wie deprimierenden Lebens auf die Reise mit diesem seltsamen Mann, der aus dem Wasser kam und auf den Marktplätzen des Landes für seine Erfindung, den aufblasbaren Taucheranzug, wirbt.

Aufgemuntert durch die Gemeinschaft seines Heimatdorfs, die durch eine patriotische Rede des tollkühnen Captain Clarke B. in Euphorie versetzt wurde, wird er zum Assistenten des schillernden Captain, der ihn auf seiner Reise begleitet und fortan als dessen Adlatus fungiert.

Mit dem Froschmann von England bis nach Italien

Im Gefolge des tollkühnen Froschmanns reist er durch kleine englische Städte und Weiler, hilft dem Captain bei der Vorführung von dessen Tauchanzug, sammelt Geld ein und lernt das Leben in seiner ganzen Fülle kennen. Per Schlauchboot geht es über den Ärmelkanal, Stationen in Frankreich und Italien werden auf der Reise folgen. Immer zieht der Captain eine Melange aus neugieriger Bevölkerung, Organisierter Kriminalität, faszinierten Würdenträgern und äußerst hingebungsvollen Frauen an.

Owen Booth - Die wirklich wahren Abenteuer (und außerordentlichen Lehrjahre) des Teufelskerls Daniel Bones (Cover)

Denn dieser Captain, den wir durch die Beschreibungen seines Lehrjungen kennenlernen, er ist vieles: ein Scharlatan, ein Abenteurer, ein Erotomane, eine Glücksspieler und noch so viel mehr. Immer wieder erzählt er fantastische Märchen, will mit der Vorführung seines Anzugs mal Seeleute retten, mal die maritimen Streitkräfte unterstützen – immer aber irgendwie einen eigenen Vorteil herausschlagen, der ihn in Kontakt mit den Reichen und Mächtigen bringt und für eine gefüllte Börse sorgt.

Bis zum König von Italien bringt es der Captain auf seiner Tour, den er mit Daniel im Gefolge in Neapel am Fuße des Vesuvs kennenlernt und der schließlich durch ein Komplott sterben soll, in welchem Daniel eine entscheidende Rolle spielt.

Es sind tolldreiste Episoden wie diese, die den Reiz von Owen Booths Die wirklich wahren Abenteuer (und außerordentlichen Lehrjahre) des Teufelskerls Daniel Bones ausmachen.

Vom Rheinfall bis zum König von Italien

Dieses Buch ist als großer Bilderbogen angelegt, der voller Begegnungen und außergewöhnlicher Momente steckt. Kleinen Prinzessinnen, Mönchen, Räuberbanden oder reiche Witwen, Daniel Bones lernt sie alle kennen. Eine lebensgefährliche Fahrt den Rheinfall hinab, die Explosion eines Schiffs mit anschließender Rettung oder spätrömisch-dekadente Orgien sind nur einige Episoden in diesem an Geschichten und Figuren reichen Roman.

Das ist nicht frei von Komik und Sinn für Skurrilität, die mich persönlich manchmal an den lakonischen Witz Wes Andersons erinnerte. Als Referenzpunkte kann aber auch ebenso Esi Edugyans Washington Black herangezogen werden, mit dem sich Booths Buch in meinen Augen die Anklänge an Jules Vernes technologieoffene Reiseliteratur á la In 80 Tagen um die Welt teilt.

Doch nicht nur an diese Erzähltradition knüpft Booths Roman an. Wenn man wollte, könnte man Die wirklich wahren Abenteuer (und außerordentlichen Lehrjahre) des Teufelskerls Daniel Bones auch in der Erzähltradition des Barock verorten, und das nicht nur des Titels wegen.

Reiseliteratur mit Anklängen an die Barockliteratur

Aventüre und Heldenreise sind das Motto, das über den drei Büchern steht, die den Roman unterteilen (und die selbst wiederum jede Menge kleine Kapitel mit sprechenden Titeln aufbieten). Ähnlich wie Grimmelshausens Simplicissimus oder Swifts Gulliver ist auch Daniel Bones ein ständig Reisender, der die Lande durchmisst und dem die unglaublichsten Dinge auf seiner Reise widerfahren, wovon er in diesem Buch Zeugnis ablegt.

Bei diesem Fokus auf Vorankommen, Erleben und Staunen ist es die charakterliche Entwicklung und die im Vergleich zu diesem immensen Schilderungswillen manchmal etwas Zeichnung der Figuren, die bei Booths Debüt ins Hintertreffen gerät und manchmal etwas flach ausfällt. Auch sprachlich geht Booth den einfachen Weg, indem er Daniel als manchmal etwas naiven und nicht allzu gebildeten Jungen zeigt, dessen Sprache frei von historisierenden Burlesken ist und den Blick auf die Handlung wirklich nicht verstellt. Als Unterhaltungsroman mit rasantem Plot funktionieren diese wirklich wahren Abenteuer aber hervorragend. Stets treibt die Handlung voran, immer wieder warten neue Figuren und Episoden am Wegesrand. Langweilig wird es hier nie!

Fazit

Die wirklich wahren Abenteuer (und außerordentlichen Lehrjahre) des Teufelskerls Daniel Bones ist ein Abenteuerroman alter Schule, der die Retro-Anmutung des Covers auch im Inneren einlöst. Originell und von großer Handlungsfülle ist die Welt an der Schwelle des 18. zum 19. Jahrhundert, in die uns Owen Booth in seinem Abenteuer mitnimmt. Mit Daniel Bones und Captain Clarke B. kann man wirklich in diese historischen Welten eines wirklich ausgezeichnet, nämlich abtauchen!


  • Owen Booth – Die wirklich wahren Abenteuer (und außerordentlichen Lehrjahre) des Teufelskerls Daniel Bones
  • Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
  • ISBN 978-3-86648-663-8 (Mare)
  • 384 Seiten. Preis: 25,00 €
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Helga Bürster – Als wir an Wunder glaubten

Glauben und Aberglauben in der ostfriesischen Provinz kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. In Helga Bürsters Roman Als wir an Wunder glaubten erzählt die Autorin von Kriegsheimkehreren, Aberglauben unter der Landbevölkerung und der Modernisierung, die allmählich sogar im ostfriesischen Moor ihre Spuren hinterlässt.


Unnenmoor, so heißt der Weiler in der ostfriesischen Provinz, der Schauplatz der Geschehnisse in Helga Bürsters Roman ist. Dominiert wird die Umgebung des kleinen Dorfs vom namensgebenden Moor, das seit Menschengedenken bis vor die Tore Unnenmoors reicht. Moorleichen hat man daraus schon geborgen, aber auch Waffen, Munition und den ein oder anderen Pass, den die Menschen kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs besser verschwinden lassen wollten, ehe die Alliierten ihren Weg in die ostfriesische Einöde fanden.

Nun liegt das Kriegsende schon ein paar Jahre zurück und allmählich normalisiert sich auch in Unnenmoor die Lage, wenn auch nur ganz langsam. Die Armut ist überall noch zu greifen, viele Männer sind im Krieg geblieben – darunter auch der Vater von Betty, die mit ihrer Mutter Edith nun das gemeinsame Haus bewohnt. Dritter im Bunde ist der Journalist Theo, der mit Bettys Mutter in einem „Bratkartoffelverhältnis“ steht, das sich allerdings selbst auch in der Schwebe befindet – schließlich könnte Ediths Mann auf den heimischen Hof zurückkehren, wenn auch mit jedem verstrichenen Monat die Hoffnung sinkt.

Die Geister des Moors

Zuflucht findet Betty bei der alten Guste, die in einer windschiefen Kate im Moor haust und die Betty bei ihren Besuchen immer wieder mit mystischen Erzählungen von Moorgeistern, Töverschen und anderen Legenden unterhält. Es ist ein Glaube an die Urkräfte des Moors und der unsichtbaren Geister, der sich in den Erzählungen Bann bricht und der auf Betty einen starken Eindruck macht. Denn auch sie meint die Urkräfte des Moors in sich zu spüren, insbesondere als sie in einer verhängnisvollen Nacht dem Ruf des Moors Folge leistet.

Helga Bürster - Als wir an Wunder glaubten (Cover)

Den anderen Dorfbewohnern bleibt die Wirkmacht des Moors ebenfalls nicht verborgen, auch wenn sie diese eher als Aberglaube abtun. So wendet sich Ediths ehemals beste Freundin Anni nach Einflüsterung durch einen lokalen Strippenzieher, Spökenfritz geheißen, gegen ihre Freundin. Für sie wie für die anderen Dorfbewohner scheint nach den Intrigen und sorgsam gestreuten Gerüchten festzustehen, dass Edith, ihre Tochter und auch Guste mit dunklen Kräften aus dem Moor im Bunde stehen.

Während das ganz reale Wirtschaftswunder auch langsam die ostfriesische Provinz erfasst, sorgt der Aufschwung allerdings nicht für eine Ausrottung dieses mythischen Aberglaubens, im Gegenteil.

Während das Moor systematisch ausgetrocknet wird, um neue Straßen zu bauen, steht die Bevölkerung noch immer im Bann des (Aber)Glaubens. Ein Arbeiter begeht Selbstmord und durch die Aufwiegelung des schon unter den Nationalsozialisten gut gelittenen Spökenfritz nehmen die dörflichen Spannungen zu, auf deren Höhepunkt Betty und ihre Mutter gar als Hexen tituliert werden – mit dramatischen Folgen.

Der Glaube im Mikrokosmos Dorf

Als wir an Wunder glaubten blickt auf den Mikrokosmos Dorf und darauf, wie der Glaube nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs in ganz unterschiedlichen Facetten Anhänger fand. So beschreibt Helga Bürster die Versuche von Ediths ehemaliger Freundin Anni, die für ihren behinderten Sohn Heilungen bei allen möglichen Scharlatanen sucht und die den abergläubischen Einflüsterungen des Strippenziehers Fritz erliegt.

Guste hingegen glaubt an die Naturkräfte und findet vor allem in der jungen Betty eine Verbündete, die die Kraft des Moors ebenso in sich zu spüren vermeint. Diese unterschiedlichen Aspekte verbunden mit einer Dorfgeschichte der Nachkriegszeit machen den Reiz dieses mit reichlich plattdeutschen Dialogfetzen versehenen Romans aus.

So zeigt Bürster neben dem multiperspektivischen Erzählen aus der Sicht Ediths, Bettys oder des Kriegsheimkehrers Josef auch den Aufschwung in der Provinz, der den großen Baumaschinen folgen sollte. Der Wirt, der einen Fernseher in die Dorfkneipe stellt, die neuen Häuser mit modernen Sanitäranlagen oder auch neckische Spielereien wie ein neuer Katalog für Ehehygiene, den die frühere Hausiererin nun unter die Leute bringt, sie alle sind Zeichen eines sich wandelnden Zeitgeists, der nur den Glauben auszusparen scheint. Das ist gut erzählt und zeigt die Dorfgemeinschaft als gesellschaftlichen Nukleus zerrissen zwischen Glaube und Welt.

Fazit

Helga Bürster gelingt ein farbiges, stimmiges und eindrucksvolles Bild dieser Zeit, die sich trotz aller Modernität auch nicht von altem (Un)Glaube lösen konnte oder wollte. Das macht aus Als wir an Wunder glaubten eine lohnenswerte Lektüre, die nicht nur für norddeutsche Leserinnen und Leser von Interesse sein dürfte!


  • Helga Bürster – Als wir an Wunder glaubten
  • ISBN 978-3-458-64388-3 (Insel)
  • 285 Seiten. Preis: 23,00 €
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Tom Hillenbrand – Die Erfindung des Lächelns

Mona Lisa, du musst wandern. Tom Hillenbrand schildert in Die Erfindung des Lächelns den Raub der Mona Lisa als voltenreiches Bäumchen-Wechsel-Dich, das für viel Chaos und Verwicklungen sorgt. Polizei, Okkultisten, eine Tänzerin, eine Bande Gesetzloser und sogar Pablo Picasso, sie alle jagen hinter „La Joconde“ her, die erst ihr Diebstahl zum Mythos werden lässt, wie Hillenbrand in seinem zweiten historischen Roman zeigt.


Am späten Abend des 31. Dezember überquerte die Mona Lisa die französische Grenze. Sie hatte den Louvre als Gemälde verlassen, nun kehrte sie als Mysterium zurück.“

Florian Illies – 1913, S. 296

So ist es in Florian Illies‚ 2012 erschienenem Bestseller 1913 zu lesen, in dem der Raub der Mona Lisa fast schon zum Running Gag wird. In seinem erzählenden Sachbuch schaltet er wie der Reporter einer Fußballkonferenz immer wieder nach Paris in den Louvre, wo Monat für Monat das Ausbleiben von Leonardo da Vincis berühmtesten Gemälde zu beklagen ist, ehe es nach seinem Diebstahl 1911 erst über zwei Jahre später nach Hause findet.

Tom Hillenbrand verwandelt nach seinen Ausflügen in die kriminelle Welt der Kulinarik (seine Xavier Kieffer-Krimis), die der Science Fiction (QUBE) und der Kryptowährung (Monte Crypto) nun nach Der Kaffeedieb nun in seinem zweiten historischen Roman die Leerstelle, die durch den Raub der Mona Lisa entstand, in einen turbulenten Reigen, der von Anarchisten, Künstlern und Ermittlern bis hin zu Okkultisten reicht.

Zwischen Anarchisten und Okkultisten

Es ist eine verhängnisvolle Leerstelle, die sich im Salon Carré des Paris Louvre offenbart, als dieser am 22. August des Jahres 1911 seine Pforten öffnet. Inmitten der erschlagenden Fülle von Meisterwerken ist es das kleinformatige, auf Holz gemalte Bild der Mona Lisa alias „La Joconde“, das nicht mehr an der Stelle hängt, an der es sich eigentlich befinden sollte.

Tom Hillenbrand - Die Erfindung des Lächelns (Cover)

Der Aushilfsmaler und Handwerker Vincenzo Peruggia hat das Gemälde Leonardo da Vincis an sich genommen, was eingedenk der laxen Sicherheitsmaßnahmen im Louvre ein Kinderspiel war. Während der Diebstahl zunächst noch unbemerkt bleibt, entspinnt sich bald schon ein Hype um das fehlende Gemälde, der sich in Kinofilmen, wild titelnden Zeitungen und der Entlassung des bisherigen Galeriedirektors äußert. Ganz Paris scheint elektrisiert – und Hauptkommissar Juhel Lenoir von der Sûreté Générale macht sich auf die Suche nach der verschwundenen Schönheit.

Dies ist allerdings nur einer von zahlreichen anderen Erzählstränge, die Tom Hillenbrand umeinander webt und deren Gemeinsamkeit das Kunstwerk der Mona Lisa ist, der alle Figuren in diesem Roman begegnen werden. Da ist zum Beispiel der Okkultist Aleister Crowley, der in einem heruntergekommenen Paris Hotel die Anrufung dunkler Mächte versucht, die skandalumwitterte Tänzerin Isidora Duncan, die wie einst Anita Berber mit ihrer freizügigen Tanzdarbietungen ganz Paris in Ekstase versetzt. Die Anarchistin Jelena, die unter ihrem Pseudonym Voltairine für einen Umsturz bestehender Verhältnisse eintritt oder eben Vincenzo Peruggia, der irgendwo zwischen Pechvogel, umnachteten Süchtigen und tumben Patrioten changiert.

Pablo Picasso als Retter der Mona Lisa

Sogar Pablo Picasso ist eine der Figuren, die den Plot des Romans erheblich trägt und der einer der Fixpunkte des künstlerischen Lebens ist, der am Montmartre und dem Atelier Picassos seine größte Ausprägung findet. Tom Hillenbrand zeigt ihn in seiner kubistischen Phase im Clinche mit Henri Matisse – und als entscheidender Faktor in Sachen Wiederauftauchen der Joconde (eine teilweise sogar historisch verbürgte Episode, wurde Picasso mitsamt dem Kunstkritiker Guillaume Apollinaire doch tatsächlich des Diebstahls der Mona Lisa verdächtig, da er sich im illegalen Besitz von Kunstschätzen aus dem Louvre befand).

Es ist ein munteres und höchst voltenreiches Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel, das sich um die Mona Lisa entfaltet und das Hillenbrand durchaus auch mit Sinn für Komik zu gestalten weiß. So wird das Gemälde immer wieder geklaut und fällt auf teils abstrusen Wegen in die Hände seiner verschiedenen Protagonisten. Daneben zeichnet Hillenbrand auch ein Bild des immensen kulturellen Lebens, welches Paris zu einem wahrhaften Kreativquartier kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs machte. Braque, Duchamp, Picasso, Matisse, sind nur einige der Figuren, die den Leser*innen hier begegnen. Tanz, Malerei, Kunstkritik – alles strebt nach neuem Ausdruck und künstlerischer Entfaltung.

Mona Lisa – vom Gemälde zum Mythos

Nicht zuletzt blickt Die Erfindung des Lächelns ähnlich wie Florian Illies in 1913 auch hier auf den entscheidenden Wendepunkt, der aus der der Mona Lisa den Mythos machte, der sie heute zu einem der wohl bekanntesten Kunstwerke überhaupt machte.

Ein Ehepaar mittleren Alters nähert sich. Es handelt sich um Briten. Pablo versteht nicht, was sie sagen. Aber er erhascht das Wort „Gioconda“. Vermutlich erklärt der Mann seiner Frau unnötigerweise, was inzwischen jeder auf der Welt weiß: dass hier einst das berühmteste Gemälde der Welt hing.

Wobei das nicht ganz korrekt ist. Solange es hier hing, war das Gemälde bestenfalls mittel berühmt. Einer wie Pablo kannte es, natürlich. Aber der Großteil der Menschheit hatte noch nie von dem Bild gehört. Erst als die Joconde verschwand, wurde sie zu dem, was sie jetzt ist.

Tom Hillenbrand – Die Erfindung des Lächelns, S. 221

War Leonardo da Vincis Porträt zuvor nur eines unter vielen Werken, das in der erschlagenden Fülle der Hängung im Louvre so kaum auffiel und selbst vielen Pariser*innnen unbekannt gewesen sein dürfte, so machte der Diebstahl aus der Joconde ein Gemälde, das die Massen faszinierte und nach seinem kurzzeitigen Ausflug in die florentinischen Uffizien dann in Paris zu einem Phänomen wurde, das sie bis heute darstellt.

Fazit

Diese Verschmelzung von Malereigeschichte, Heist-Coup mit einer Hommage an Arsène Lupin, Fantômas und Co, Parisroman, Kulturgeschichte und Kunstkrimi macht aus Die Erfindung des Lächelns einen historischen Roman, der gut zu unterhalten weiß und der das brodelnde Paris um 1911 hervorragend zum Leben erweckt.


  • Tom Hillenbrand – Die Erfindung des Lächelns
  • ISBN 978-3-462-00328-4 (Kiepenheuer & Witsch)
  • 512 Seiten. Preis: 25,00 €
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Thomas Willmann – Der eiserne Marquis

Zehn Jahre. So lange hat Thomas Willmann nach seinem Sensationsdebüt Das finstere Tal nichts mehr von sich hören lassen. Nun ist er zurück und legt mit Der eiserne Marquis einen innerlich wie äußerlich wuchtigen Roman vor, angesiedelt irgendwo zwischen sprachlichem Barock, Opulenz, Horror und Frankenstein-Neuinterpretation, der von der alten Sehnsucht erzählt, die eigenen Grenzen mithilfe der Technik zu überwinden.


Es ist die erste Begegnung mit dem Stahl eines Messers, die im Erzähler von Thomas Willmanns zweitem Roman die Faszination für alles Metallene und Mechanische weckt. So erzählt er in Form einer Beichte von jenem Zeitpunkt, als einst ein Messer in den Bauch seiner Mutter drang, um ihn per Kaiserschnitt auf die Welt zu befördern. Der Urgrund jener Faszination war gelegt, die ihn zeitlebens nicht mehr loslassen soll und die ihn in letzter Konsequenz in jene deprivierte Lage bringt, aus der heraus er in einem Kerker seine Lebensbeichte vor ein paar Ratten ablegt.

Ja, vor euch sitzt ein Mörder – und leugnet es nicht. Oder, genauer, denn lasst mich nicht jetzt schon wortbrüchig werden und halbe Wahrheit nur auftischen: Vor euch sitzt einer, der zwei Leben hatte. Und im ersten davon zum Mörder ward. Der aber – und drum gesteh ich’s frei, ohne mich um Eure Verdammnis oder Absolution zu scheren – in seinem weiten die Buße auch tat. Dem in seinem zweiten Leben dann alles genommen, gemordet ward. Dass er nun nichts mehr zu verlieren hat, nichts mehr zu erwarten.

Also kommt her, wenn Ihr mögt, und hört mich an. Lasst Euch nieder auf dem speckigen Stein, oder scharrt Euch ein genehmes Plätzlein, im Staub, da vor mir.

Kommt her, meine Ratten und lauscht.

Ich will euch meine Geschichte erzählen.

Thomas Willmann – Der eiserne Marquis, S. 8

Dieses Leben, in dem der Erzähler zum Mörder wurde, sich neu erfand, um schlussendlich als Beichtender vor den Ratten im Kerker zu enden, Willmann erzählt es als groß angelegten Bilderbogen und Sprachrausch, der sich, ganz wie es der Erzähler in seinen vorausgeschickten Worten ankündigt, in zwei Teile stellvertretend für die zwei Leben aufteilt.

Aus der Provinz in die Kaiserstadt

Dieses Leben führt ihn im Jahr 1753 aus der Provinz nach Wien, wo er auf Initiative seines Oheims zum Lehrling eines Uhrmachers wird. Die Uhrmacherei, ihre filigrane Mechanik und die Technik faszinieren ihn ja schon seit der ersten Episode mit dem Messer, die er uns zu Beginn präsentiert. Erfüllung fand er im kleinen Dörfchen in K— an der T—- aber nicht. Dort gingen die Uhren noch sprichwörtlich anders, waren es doch „ungeschlachte Instrumente, die man hier baute, ihr Werk mit den derb-eckigen Holzzähnen offen entblößt im unverkleideten Eisenrahmen: In grobe Stundenbrocken und Minutenfetzen hackten und rissen sie Gottes ungeteilte Zeit mit hinkenden Ticken.“ (S. 25).

Thomas Willmann - Der eiserne Marquis (Cover)

In Wien hingegen findet er bei einem geduldigen Uhrmacher und dessen Frau Aufnahme. Während er sich in seiner Freizeit mit der Anfertigung von filigranen Spielereien und Versuchen beschäftigt, fasziniert ihn auch das Leben in der Kaiserstadt, das so viel schneller, lauter und bunter ist als jenes in der Provinz, der er entstammt. Nicht nur technische Verfeinerung seiner Fertigkeiten erfährt er dort in Wien, auch die Liebe findet er dort – allerdings in Form eines mehr als deutlichen Klassenunterschieds.

So entflammt er für Amalia, die Tochter eines Grafen aus dem Umfeld des Königshofs. Obwohl diese Liebe natürlich nicht sein darf, finden die beiden jungen Menschen Mittel und Wege, um sich für diverse Rendezvous zu treffen und zu begegnen.

Doch wie es klassischerweise mit einer solchen nicht standesgemäßen Liebe im historischen Roman ein Ende nimmt, so auch hier. Die Amour fou endet in einer Katastrophe und der Erzähler erfindet sich als „Jacob Kainer“ neu. Nach einer Episode als Eremit und Soldat im Dienst des Königs von Preußen macht er nach einer Kriegsverwundung auf dem Krankenlager die Bekanntschaft mit einem französischen Marquis, dem das Talent des Erzählers für alles Technische sowie dessen Faszination fürs Filigrane nicht verborgen bleibt.

Der eiserne Marquis als Bruder Frankensteins

Jenes zweite Leben wird zu einem, das man als einer Art französischer Variante von Mary Shelleys unsterblichen Klassiker Frankenstein oder Der moderne Prometheus lesen könnte. Denn wie einst Götz von Berlichingen, als der sich der Marquis auf einem rauschenden Ball einmal passend verkleidet, weist auch der französische Adelige eine Prothese anstelle seines Arms auf. Bei dieser handelt es sich allerdings um eine ungleich feinere und durchdachtere Variante, für die der Marquis Ersatz benötigt. Denn sein Arm verfällt immer mehr und schneller – und nun soll ihm der Erzähler eine neue hochfunktionale Hand aus Eisen anfertigen.

Doch das technische Projekt wächst sich bald zu einem aus, das schon bald keine Grenzen mehr kennt. So ist der mechanische Arm nur der Anfang, denn schon bald reißen der Marquis, sein Victor Frankenstein Jacob plus der Gehilfe Mael in ihrem Streben nach technischer Vervollkommnung und Überwindung des Todes sämtliche ethische Barrieren nieder.

Der eiserne Marquis erzählt vom Vertrauen auf die Technik als Lösung aller irdischen Unzulänglichkeiten. Wandelt Willmann in der ersten Hälfte des Romans noch auf recht klassischen (um nicht zu sagen hinlänglich bekannten) Pfaden in Sachen Bildungsroman und Liebe gegen alle zeithistorischen Widerstände, so schält sich in der eindrucksvolleren zweiten Hälfte des Buchs die Technologiegläubigkeit als großes Thema heraus, dem der Erzähler und der Marquis verfallen sind.

Ein historischer Roman mit Anleihen der Horrorliteratur

Da werden seltene Zitteraale importiert (die man aus den Beschreibungen Alexander von Humboldts kennt), Experimente an Mensch und Tier durchgeführt, die mesmerisierend Vorrichtungen und damit frühe Vorläufer der Elektrik getestet. In ihrem Drang nach Erkenntnis und Überwindung der menschlichen Beschränkungen in Sachen körperlicher Fähigkeiten und Sterblichkeit kennen die Beteiligten kein Einhalten mehr. Damit positioniert Willmann seinen eisernen Marquis sowohl inhaltlich als auch zeitlich zu als einen frühen Vorläufer der Horrorliteratur, der in Verwandtschaft zu Klassikern des Genres wie Mary Shelleys Frankenstein oder E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann steht.

Was im ersten Teil noch etwas handelsüblich und im zweiten dann zunehmend spannend wird, ist auch in seiner ganzen erzählerischen Anlage als rückschauende Lebensbeichte ebenfalls recht konventionell angelegt. Somit wäre das Ganze eigentlich ein historischer (Schauer-)Roman, wie man ihn in Ansätzen schon kennt – wäre da nicht diese Sprache, die Der eiserne Marquis weiter über das Gros ähnlicher Bücher hinaushebt und die auch Assoziationen zu Patrick Süskinds Das Parfum weckt.

Willmann gelingt es, über die ganze Lauflänge von über 900 Seiten einen geradezu barocken Sprachstil an den Tag zu legen, den er bravourös durchhält. Sprachburlesk sind die Schilderungen, die durch die literarische Veredelung Willmanns im zeittypischen Sound aus dem Rahmen fallen. Hier nähert sich ein Autor mit stimmigen Sprachmitteln der beschriebenen Zeit an, geht mit seinen im Roman verhandelten Themen aber auch weit über die Zeit des 18. Jahrhunderts hinaus.

Fazit

Die Fragen nach Potentialen und Grenzen der Technik, das Streben nach immer mehr Erkenntnis und technischer Abhängigkeit, das alles scheint hinter dem eisernen Marquis und dessen Streben deutlich auf. Sprachlich klar im 18. Jahrhundert verhaftet, gelingt Willmann ein ebenso unterhaltsamer wie nachdenklich machender Beitrag über Wissenschaftsgläubigkeit, Fanatismus und menschliche Hybris.

Das hätte dieses literarisch ambitionierte Werke auch durchaus zu einem würdigen Kandidaten für die Longlist des Deutschen Buchpreises gemacht – es bleibt nun nur zu hoffen, dass sich Willmanns zweiter Streich trotz der herausfordernden Länge zu einem ebensolchen Überraschungshit entwickelt, wie es Das finstere Tal vergönnt war.

Weitere Meinungen zu Willmanns barockem Sprachrausch gibt es auch bei Bookster HRO.


  • Thomas Willmann – Der eiserne Marquis
  • ISBN 978-3-95438-165-4 (Liebeskind)
  • 928 Seiten. Preis: 36,00 €
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