Lauren Groff – Matrix

Nein, mit den Spielfilmen der Wachowskis hat Lauren Groffs neuer Roman Matrix wirklich nichts zu tun, auch wenn das Cover mit seiner leicht psychedelischen Anmutung falsche Fährten setzt. Vielmehr hilft der Blick ins lateinische Wörterbuch, das für Matrix die Bedeutungen der Mutter, des Muttertiers und der Stammmutter ausweist. Alle diese Funktion nimmt in Groffs historischem Roman die Nonne Marie war, die zur Beginn des Hochmittelalters ein Kloster zur wirtschaftlicher Blüte führt und dem Patriachat den Kampf ansagt.


Mit diesem Roman ist Lauren Groff eine wirkliche Überraschung gelungen. Bislang waren ihre Romane im Bezugsrahmen der jüngeren amerikanischen Geschichte oder Gegenwart angesiedelt (etwa die Flower-Power- Ära in Arcadia oder die Gegenwart in Licht und Zorn) und spielten stets in Amerika (so zuletzt auch Groffs Kurzgeschichtensammlung Florida). Nun aber bricht sie mit diesen erzählerischen Gepflogenheiten vollständig.

Statt amerikanischer Gegenwart setzt Matrix nämlich im Jahr 1158 ein. Eleanore von Aquitanien verbannt Marie, eine uneheliche Schwester der Krone, und schickt sie in die Einöde nach England. Dort soll sie Priorin in einem darbenden Kloster werden und so möglichst vom Thron und ihrem bisherigen höchst annehmlichen Leben ferngehalten werden.

Sister, act!

Lauren Groff - Matrix (Cover)

Vor Ort stellt sich die Situation als katastrophal heraus. Zu Essen gibt es so gut wie nichts, Kälte und Entbehrung dominieren das Leben der wenigen Schwestern. Doch als Maries Sehnen nach der Heimat keinen Erfolg zeitigt, beschließt die junge Priorin in einem Akt der Selbstermächtigung, von nun an die Geschicke des Klosters in die eigenen Hände zu nehmen.

Beharrlich setzt sie auf neue Strategien, um das Leben der Schwestern annehmlicher zu gestalten. Vom benediktinischen Ideal des vita contemplativa hält Marie gar nichts, vielmehr strebt sie ein vita activa an.

Dabei schrickt sie auch vor Gewalt und Einschüchterung nicht zurück, um betrügerische Pachtbauern und unwillige Chorherren auf Linie zu bringen. Dank ihrer überragenden und wenig femininen Gestalt wird sie schon zu einem gefürchteten und bewunderten Mythos, der das Kloster zu neuer Blüte führt.

Sie verwandelt die Abtei in ein prosperierendes Refugium, in dem Männer keinen Zutritt haben. Visionen verheißen ihr neue Aufträge wie etwa ein riesiges Labyrinth oder ein Äbtisinnenhaus, das mit der Zeit entsteht. Doch wo Frauen Erfolge feiern und sich ihrer Privilegien zu gewiss sind, da wächst auch der Hass.

Sowohl Klerus als auch die Dorfbevölkerung blicken neidisch auf das Werk Maries, das diese mit ihren Nonnen immer wieder verteidigen muss, um ihr Kloster gegen missliebige Einflüsse und Gewalt von Außen zu schützen.

Eine moderne Geschichte in altem Gewand

Matrix ist eine moderne Geschichte im Gewand einer alten Erzählung. So sind die Themen, mit denen sich die Äbtissin Marie auseinandersetzen muss, heute genauso aktuell wie im Setting des Hochmittelalters, das Lauren Groff hier ausgewählt hat. Neid, Missgunst und die Gefahr von Männern, denen Frauen mit zu viel Einfluss und Erfolg ein Dorn im Auge sind, die von diesen lieber kleingehalten werden sollen, es sind die Themen, die in Maries Klosterwelt genauso wie in unserer Gegenwart präsent sind.

Schön, dass Groff in ihrer Selbstermächtigungsgeschichte aber nicht den Fehler einer Hagiographie Maries begeht. Ihre Äbtissin ist fehlerhaft, wenig heilig, kämpft mit Worten und Taten und biegt sich auch das Wort Gottes zurecht, um sich ihrer Widersacher oder Konkurrentinnen zu entledigen. Heilig ist an Marie häufig nichts – von ihrem Begehren bis hin zu ihrem Handeln. Das schafft das plastische Bild einer widerspenstigen und kreativen Frau, die als Denkerin und Managerin des Klosters geradezu einem BWL-Seminar über Produktivitätssteigerung entsprungen sein könnte oder die als Schutzheilige aller Betriebsprüfer eine gute Figur machen würde.

Mutter für die Priorinnen, Muttertiere als militante Beschützerin ihres Klosters und der Gemeinschaft von Frauen sowie Stammmutter, die für eine neue Form der Weiblichkeit steht und der das Fortleben ihres Klosters von höchster Bedeutung ist, all diese Facetten finden sich so im Wesen der Matrix Marie.

Auf den Spuren der Säulen der Erde

Mit diesem Buch rückt Lauren Groff dabei natürlich auch in die Nähe des Referenztitels, was historische Schmöker im mittelalterlichen Umfeld angeht, nämlich Ken Folletts Bestseller Die Säulen der Erde.

Was im Mittelalter-Roman des Briten der Bau einer Kathedrale auf englischem Boden war, ist bei Lauren Groffs Matrix der Ausbau des Klosters, der von einer zugigen Ruine mit einer verschreckten Schar Nonnen zu einem prosperierenden und einflussreichen Wirtschaftszentrum unter weiblicher Selbstverwaltung gerät.

Neben vielen erzählerischen Parallelen beider Bücher liegt natürlich aber auch eine entscheidende Frage auf der Hand: kann Lauren Groff dem Millionenseller von Follett literarisch die Stirn bieten?

Das ist zweifelsohne der Fall, denn wo bei Follett stereotype Figuren den Roman bevölkern, die sich ganz banal in Gut-Schlecht-Kategorien einsortieren und denen kaum Entwicklung zugestanden wird, so gerät die Sache bei Groff doch deutlich differenzierter und interessanter. Hier gibt es kein simples Schwarz und Weiß, sondern widersprüchliche Menschen, die das Leben im Kloster auch nicht vor Fehlern (oder meinetwegen Sünden) wie Hoffart, Lügen oder Mord schützt.

Das ist ausnehmend interessant erzählt und besticht trotz allem Drängen und Vorwärtsstreben Maries eben auch durch nuancierte Zeichnungen aller Figuren und Konflikte – was man bei Follett oftmals vergeblich sucht.

Fazit

Mit Matrix liefert Lauren Groff die feministische Antwort auf Ken Folletts Mittelalter-Schmöker Die Säulen der Erde – und überflügelt ihren Kollegen in meinen Augen deutlich. Ihre Beschreibung vom Kampf der Äbtissin Marie um Selbstständigkeit und den Erfolg des von ihr verwalteten Klosters besticht durch eine differenzierte Zeichnung ihrer Heldin, die sich mit einem Lob der feministischen Selbstermächtigung verbindet. Überraschend und überzeugend ist dieses Buch!


  • Lauren Groff – Matrix
  • Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs
  • ISBN 978-3-546-10037-3 (Claassen)
  • 320 Seiten. Preis: 24,00 €
Diesen Beitrag teilen

Baret Magarian – Die Erfindung der Wirklichkeit

Es gibt wirklich spektakulärere Leben als jenes, das Oscar Babel führt. Nachdem der Erfolg und die Inspiration als Maler ausblieben, fristet er nun als Kinovorführer sein Dasein. Da ihm dieses Leben zu trist ist, beschließt sein Bekannter Daniel Bloch zumindest auf dem Papier für etwas Schwung in Babels Leben zu sorgen. Doch die Fiktion wird schnell zur Realität – mit ungeahnten Folgen, wie Baret Magarian in Die Erfindung der Wirklichkeit zeigt.


Es sind zunächst äußerst subtile Änderungen, die Bloch seiner Version von Oscar Babel auf den Leib schneidert beziehungsweise schreibt. Er mag plötzlich die Kompositionen Wagners und sein Vermieter, in realiter ein echter Haustyrann, umschlingt diesen mit Liebe. Beängstigend wird es allerdings, als diese auf dem Papier erdachten Veränderung tatsächlich in Babels Leben Einzug halten. Sein Vermieter ist frisch verliebt, Tristan und Isolde üben plötzlich einen hohen Reiz auf Babel aus, er wird zum Aktmodell – und ein Kätzchen läuft ihm auch noch zu.

Bei diesen Veränderungen bleibt es nicht – denn Babel gerät in den Fokus des Medien-Impressarios Ryan Rees, der Babel zu einer Art modernem Propheten aufbauen will. Er steckt viel Geld in eine Kampagne, die Oscar Babel bekannt machen soll. Bei der Verleihung des Duchamp-Preises beleidigt er die anwesenden potentiellen Preisträger*innen, später werden einzelne Reden von Babel aufgenommen und entwickeln sich zum Hit. Und dann bucht Rees auch noch den Park Kensington Gardens, wo Babel erstmals vor großem Auditorium auftreten soll. Dieser Gig entwickelt sich dann aber völlig unerwartet und weckt an Erinnerungen an das Geschehen, das einst ein literarischer Antiheld namens Jean-Baptiste Grenouille mit seinem Parfum auf dem Marktplatz von Grasse auslöste.

Der Aufstieg des einen, der Abstieg des anderen

Während Oscar Babel zum Stadtgespräch avanciert, geht es mit dem Initiator von Babels Aufstieg immer weiter bergab. Bloch will nach den beängstigenden Ergebnissen seiner Fiktion von Babels Neuschreibung ablassen – und wird immer kränker, während den Menschen um ihn herum allzu Unwahrscheinliches geschieht.

Baret Magarian - Die Erfindung der Wirklichkeit (Cover)

Davon erzählt Baret Magarian, der mit Die Erfindung der Wirklichkeit nun zum ersten Mal auf Deutsch zu lesen ist. Ähnlich wie seine Figur Oscar Babel hat auch Magarian schon als Aktmodell gearbeitet, zudem nennt der Verlag noch Tätigkeiten als Theaterregisseur, Übersetzer, Musiker oder Dozent, derer der Autor mit anglo-armenischen Wurzeln schon nachgegangen ist.

Seinem Buch stehe ich etwas zweigespalten gegenüber. So ist die Idee eines Aufstiegs eines Nobodys durch literarische Fiktion und skrupellose Medienmanager hin zu einem vieldiskutierten Mann mit hoher Reichweite durchaus interessant. Vor allem in Bezug auf das Spiel mit der Öffentlichkeit, die in Babel Dinge sehen möchte, die er gar nicht vorweisen kann, ist das Buch durchaus interessant und weist einige Parallelen zur Gegenwart auf.

Dennoch funktioniert das Buch für mich leider nicht wirklich. Mit Humor ist es ja eh so eine Sache, ist er doch höchst subjektiv und erreicht Menschen ganz unterschiedlich. Hier war ich für die Satire, die von vielen Seiten aus gepriesen wird, nicht wirklich empfänglich. Und auch in der „Gesellschaft der modernen europäischen Meister“ sehe ich dieses Buch im Gegensatz zum Klappentextlob von Jonathan Coe nicht wirklich, selbst wenn Magarian seinem Buch ein Zitat aus Bulgakows Der Meister und Magarita voranstellt.

Eine Nummernrevue und alberne Figurennamen

Das beginnt mit der Benennung von Figuren wie eben Oscar Babel, Vernon Lexicon, Tracy Fudge oder einer Journalistin namens Rebecca Murdeck, die man durchaus als satirisch bezeichnen kann, ich allerdings nur albern fand. Mag man über solche geschmacklichen Petitessen noch streiten, reichen meine Schwierigkeiten – und hier wird es deutlich gravierender – bis zur Struktur des Buchs selbst, das mir zu oft in eine klamaukige Nummernrevue zerfällt, anstatt eine stringente Geschichte zu erzählen.

So gibt es immer wieder eine komische Szenen wie die des Wahrsagers Alexi Sopso (auch hier wieder so ein überdrehter Name), der sich als völliger Dilettant seiner Zunft herausstellt. Das hält ihn dennoch nicht davon ab, seine Kundin zu überreden, bei einem Abendessen mit seinen strengen Eltern als Alibi-Freundin zu fungieren. Auch andere Szenen offenbaren Magarians Sinn für Komik, etwa wenn eine Figur ihr eigenes Haus anzündet oder Babel bei einem äußerst merkwürdigen Dreh für einen Dokumentarfilm zugegen ist.

Insgesamt fehlt der Geschichte in meinen Augen aber etwas der Zug und der klare Fokus auf die Erzählabsichten Baret Magarians. Sein Handling der Figuren ist nicht immer ganz souverän, denn während Bloch ziemlich schnell aus dem Fokus gerät, schieben sich andere Nebenfiguren in den Vordergrund, um erst viele Dutzend Seiten später wieder eine Rolle zu spielen, während sich immer wieder wirre Pamphlete Blochs oder Online-Artikel im Buch finden, die das Ganze etwas zerfahren wirken lassen. Darüber hinaus befremdeten mich Formulierungen wie die der Essenstafel beim Duchamp-Preis, die im Lauf des Abends langsam vergewaltigt wird.

Fazit

An solchen Stellen hatte ich das Gefühl, dass Magarian selbst seine Fabrikation, wie der Titel im englischen Original heißt, etwas entglitten ist. Vielleicht bin ich aber auch einfach nicht sonderlich empfänglich für den im Buch gepflegten Humor dieser parabelhaften Satire und kurzum schlicht der falsche Leser. Aber mit etwas mehr erzählerischem Zug, klareren Fokus auf die Hauptfiguren und eine weniger ausufernde Erzählweise hätte es vielleicht geklappt mit mir und der Erfindung der Wirklichkeit. So bleibt bei mir leider der Eindruck einer lauwarmen und deutlich zu langen Satire, der einige Straffungen gutgetan hätten.


  • Baret Magarian – Die Erfindung der Wirklichkeit
  • Aus dem Englischen von Cathrine Hornung
  • ISBN 978-3-85256-861-4 (Folio Verlag)
  • 481 Seiten. Preis: 28,00 €
Diesen Beitrag teilen

Heinz Strunk – Ein Sommer in Niendorf

Welcome to the Ostsee-Appartment Niendorf. You can check out any time you want – but you can never leave. So könnte der Slogan der Ferienanlage in der Nähe des Timmendorfer Strands lauten, die sich in Heinz Strunks neuem Roman Ein Sommer in Niendorf als veritables schwarzes Loch erweist. Man kann den Versuch einer Abreise aus Timmendorf unternehmen – der Anziehungskraft des Ortes wird man sich aber nicht entziehen können. So zumindest ergeht es Dr. Roth, der einen ganz besonderen Sommer an der Ostsee erlebt.


Der ganze lange und hoffentlich schöne Sommer liegt vor ihm. Ohne Arbeit, Verpflichtungen, Aufgaben; sage und schreibe keine einzige Eintragung im Terminkalender, das gab’s seit zwanzig Jahren nicht mehr. Oder fünfundzwanzig, oder dreißig. Bevor Roth im Oktober seinen neuen Posten antritt, kann er tun und lassen, was will. Auf eine Kreuzfahrt gehen, in die Berge fahren, einen Abenteuerurlaub machen, ein Apartment am Meer mieten. Er entscheidet sich für Letzteres.

Hein Strunk – Ein Sommer in Niendorf, S. 9

So hebt Heinz Strunks neuer Roman an, mit dem er – wie schon im letzten Jahr mit Es ist immer so schön mit dir – auf der Longlist des Deutschen Buchpreises gelandet ist. Handlungsort ist das an der Ostsee gelegene Niendorf, wohin des den Juristen Dr. Roth verschlägt.

Dort, in der Ferienanlage Ostsee-Apartment quartiert er sich ein, um über drei Monate hinweg seine eigene Familiengeschichte mitsamt der Verstrickungen im Dritten Reich aufzuarbeiten und in Buchform zu bringen.

Niedergang in Niendorf

Heinz Strunk - Ein Sommer in Niendorf (Cover)

Doch was zunächst noch wohlgeordnet beginnt, nimmt schon bald die Züge eines Entwicklungsromans an – allerdings eines negativen. Denn Doktor Roth gerät in den Dunstkreis seines Vermieters Breda, der neben der Betreuung der heruntergekommenen Apartments auch als Strandkorb-Vermieter und Schnaps-Verkäufer fungiert. Sein strukturierter Tagesablauf mit Schreiben, Baden und Entspannung kippt schon bald in produktions- und inspirationslose Langeweile, bei der Alkohol zunehmend eine Rolle spielt.

Breda macht Dr. Roth mit der Kulinarik Niendorfs bekannt und aus dem Verdauungsschnaps werden schon bald literweise Wein und Schnäpse. Seine Besuche von Kaschemmen mit den sprechenden Namen Brimborium oder Spinner geraten allmählich zum Ritual, Bredas Alkoholismus greift auch auf Roth über. Immer weiter geht es mit ihm bergab. Und weiter. Und weiter.

Er weiß nicht mehr, wer er ist. Er ist irgendetwas anderes geworden. Auf seinem dörrfruchtartigen, papierhäutigen Gesicht hat sich eine seltsame Färbung ausgebreitet, eine kranke Blässe, die Bartstoppeln sind scharf und nagelbretthart. Seine Haare stehen in alle Richtung ab, wodurch sein Kopf aussieht wie eine Klobürste. So kann ich unmöglich vor die Tür.

Heinz Strunk – Ein Sommer in Niendorf, S. 216

Dieser Sommer in Niendorf ist einer voller Kontrollverlust und sozialem Abstieg, der von Gewalt gegen Roths Ex-Frau bis hin zu einem Mord reicht. Es ist ein einziger Exzess, den Strunk hier äußerst detailliert und geradezu genussvoll schildert.

Enthemmung, Ekel und Faszination

Dabei verhält es sich mit seinem neuem Roman ähnlich wie mit dem Ballermann-Song Layla, der ebenfalls im Sommer die Schlagzeilen beherrschte. Beide Mal ist das so eigentlich gar nicht das, was man mit Niveau verbindet – und doch haben es beide Werke an die Spitze der Charts geschafft. Dort der Rummelbuden-Takt, billigste Songproduktion, ein grenzdebilder und vor allem sexistischer Text – und dort ebenfalls ein einzig langer Peinlichkeitsexzess, der aus Alkoholorgien, Stalking der Kaschemmen-Kellnerin, desinteressiertem Sex und Enthemmung bis hin zur Entleibung besteht (und dabei auch alles andere als frei von Sexismus ist, wie Katharina Herrmann in ihrer Kritik völlig zu Recht anmerkt).

Und doch findet Strunk nicht nur viele Buchkäufer*innen und Lesende. Auch die Kritik ist dem Buch mehr als gewogen und stellt ihn sogar in eine Reihe mit Thomas Manns Tod in Venedig (was Strunk mit seinen Buchzitaten rund um die Gruppe 47, Ingeborg Bachmann, Thomas Mann und Co. ja selbst auch ein wenig insinuiert).

Schaut man auf die Zutaten, mit denen Heinz Strunk hier in seinem neuen Roman arbeitet (seit seinem Debüt mit Fleisch ist mein Gemüse im Jahr 2004 der inzwischen schon zwölfte), so fällt auf, dass eigentlich alles wie immer ist. Es sind die typischen und hier nur leicht variierten Strunk’schen Erzählzutaten des derben Humors, der Faszination des Ekels und Alkohols, angesiedelt in einem heruntergekommenen Milieu, hier eben in der Niendorfer Trinkergesellschaft.

Manchmal hat dieses Erzählkonzept Schlagseite und geht nicht wirklich auf. Hier aber schon und zwar in einem Maße, wie es zuletzt bei Strunks vielgepriesenem Trinkersoziogramm Der Goldene Handschuh der Fall war. Verbunden mit der hastenden Sprachmacht Strunks, die von Comic-artigen Handlungssequenzen über das genau erfasste Trinkergestammel reicht bis zu ganzen Suaden reicht, ist das Ganze sprachlich doch sehr beeindruckend.

Eingekerkert im selbst gewählten Exil, einem hässlichen Zementhaufen namens Niendorf. Niendorf, Timmendorfer Strand, Scharbeutz, Haffkrug, Sierksdorf, Siebzigerjahre-Schrottarchitektur, Bausünden ohne Charme und Schönheit. Er ist leer im Kopf. Er tappt im Dunkeln.

Heinz Strunk – Ein Sommer in Niendorf, S, 67

Fazit

Geschmackvoll und niveauvoll, das ist die Sache Strunks nicht. Aber die Konsequenz des Abstiegs Roths, der Mut zur Peinlichkeit, das vielfältige sprachliche Repertoire Strunks – all das hat mich an Ein Sommer in Niendorf dann wider Erwarten doch sehr für das Buch eingenommen und lässt die Nominierung für den Deutschen Buchpreis in meinen Augen folgerichtig erscheinen, auch wenn man diese alkoholgeschwängertete Prosa mit ihrer Welt eigentlich nur degoutant finden kann. Aber man kann sich ihr schwer entziehen, dieser Faszination des Ekels.


  • Heinz Strunk – Ein Sommer in Niendorf
  • ISBN 978-3-498-00292-3 (Rowohlt)
  • 238 Seiten. Preis: 22,00 €
Diesen Beitrag teilen

Cay Rademacher – Die Passage nach Maskat

Wenn es ein Motiv in der Kriminalliteratur gibt, das nicht aus der Mode zu kommen scheint, dann ist es wohl das des Mords auf einem Schiff. Agatha Christie popularisierte es mit ihrem Tod auf dem Nil (immer wieder verfilmt, etwa jüngst von Kenneth Branagh), Sebastian Fitzek gelang mit Passagier 23 ein (ebenfalls verfilmter) Bestseller, im letzten Jahr war es Stuart Turton, der die hermetische Enge des Schiffs für einen historischen Krimi nutzte. Und nun hat auch Cay Rademacher das Schiff als Schauplatz eines Krimis für sich entdeckt. In Die Passage nach Maskat schickt er Ende der 20er Jahre einen Pressefotografen an Bord eines Ozeanliners auf die Suche nach seiner eigenen Frau.


Rademacher, der bislang mit historischen Stücken (Der Trümmermörder) und Frankreich-Krimis (Gefährliche Côte Bleu) in Erscheinung trat und damit gleich zwei boomende Themen im Kriminalroman besetzte, spendiert nun im Jahr 1929 dem für die Berliner Illustrirte arbeitenden Pressefotografen Theodor Jung eine Reise an Bord des Ozeanliners Champollion.

Von Marseille bis Maskat

Cay Rademacher - Die Passage nach Maskat (Cover)

Von Marseille aus soll die Reise über den Suezkanal bis nach Maskat, die Hauptstadt des Oman, führen. Doch Jung reist nicht alleine. Ihn begleitet seine Frau Dora – wobei man eigentlich eher davon sprechen müsste, dass Jung seine Frau Dora begleiten darf. Denn diese entstammt der reichen Gewürzhandelsdynastie Rosterg, die in Form des Patriarchen Hugo Rosterg, dessen Gattin und Sohn sowie des Prokuristen Lüttgen mit an Bord ist. Im Oman hofft man auf ertragbringende Geschäfte für das Gewürzhaus – und Lüttgen auf das Ende der Beziehung von Dora und Theodor, möchte er doch selbst in der Familie aufsteigen und die Tochter des Patriarchen ehelichen.

Und so schippert man vom Hafen von Marseille aus über Port Said, parliert an Bord, während Theodor Fotos von seiner Reise knipst – schließlich hofft die Berliner Illustrirte auch auf exotische Fotos aus Afrika, die bei der Reise abfallen sollen. Doch plötzlich bekommt die Reise eine unerwartete Wendung. Eines Abends fehlt ein Stuhl am Tisch der Familie Rosterg – und Dora ist verschwunden. Als jeder der Familie behauptet, dass Dora nie an Bord gewesen sei, beginnt Jung an seinem Verstand zu verzweifeln. Nirgendwo auf dem Schiff finden sich Spuren seiner Frau – hat er sich alles nur eingebildet? Oder treibt die Familie ein doppeltes Spiel mit ihm, um Geheimnisse zu kaschieren?

Das Schiff als nimmermüdes Kriegsmotiv

Das Schiff als Schauplatz, es hat seine Vorzüge, was es für Krimis zum immer wieder beliebten Motiv werden lässt. Ein abgeschlossener Raum auf dem Meer, keine Fluchtmöglichkeiten, ein überschaubares Personenensemble und damit auch viele Möglichkeiten für die Leserinnen und Leser, mitzuraten. Wer ist verdächtig? Was könnte hinter dem Verschwinden von Dora stecken? Stellvertretend für uns Leser*innen tappt Theodor über das Schiff, an seiner Seite die Stwardess Fanny, die dem durch seine Erlebnisse als U-Boot Besatzungsmitglied im Ersten Weltkrieg traumatisierten Fotografen beisteht. Zusammen ermitteln sie sich durch das Schiff, begegnen gefallenen Tanzstars, kriminellen Schlägern und der (scheinbar) feinen Gesellschaft an Bord der Champollion.

Dabei braucht Cay Rademachers Schiff dann allerdings einige Zeit, ehe es in kriminellen Gefilde kommt. Die ersten hundert Seiten vergehen doch eher wie auf dem Traumschiff, statt durch atemlose Spannung zu bestechen. So gibt es zwar eine Drohung durch den Prokuristen der Familie Rosterg, die gegen Jung ausgesprochen wird. Aber bis der versprochene Krimi wirklich losgeht, dauert es einige Zeit.

Man schlendert durch Marseille, Theodor Jungs traumatisierende U-Boot-Erfahrungen und sein Job bei der Berliner Illustrirten wird vorgestellt, das Personenensemble an Bord gemächlich eingeführt (dass dann aber größtenteils doch blass und rein funktional bleibt).

Häufig ist auch viel Kulissenschieberei dabei, etwa wenn man extra zu den Ausgrabungen von Howard Carter in der Wüste Ägyptens aufbricht, um so die zur selben Zeit staffindenden historischen Ausgrabungen auf dem Schauplatzzettel abhaken zu können. Oftmals kaschieren diese Schauwerte den geringen kriminalliterarischen Gehalt des Buchs. Das ist doch alles recht brav und bieder gehalten und weiß weder als Krimi noch als historischer Roman so recht zu überzeugen. Etwas mehr Schwung und neue Ideen fernab der bekannten Ermittlungstropen und Motive, das hätte hier Not getan.

Fazit

So ist Cay Rademachers Buch in meinen Augen dann bisweilen dann doch eher kriminalliterarisches Traumschiff als wirklich mitreißend erzähltes Spannungswerk, das auch mit seiner Auflösung nicht ganz überzeuen kann. Als solide Spannungsware ohne viel Gemetzel oder Blutfontänen taugt Die Passage nach Maskat allemal, aber leider verzichtet das Buch auf Überraschendes oder wirklich mitreißende Spannungsmomente.


  • Cay Rademacher – Die Passage nach Maskat
  • ISBN 978-3-8321-8197-0 (DuMont)
  • 368 Seiten. Preis: 22,00 €
Diesen Beitrag teilen

Von entsorgten Büchern und Bibliotheken in Gefahr

Seit einigen Wochen stehen Bibliothek vermehrt unter Beschuss. Sie sie in den Fokus der russischen Trollarmeen gerückt – und auch auf Twitter werden munter Ressentiments gepflegt. Zeit für eine Entgegnung.


Dass sich auf Twitter Debatten entspinnen und Diskussionen heißlaufen, das gehört ja zum guten Ton auf der Plattform und sollte nicht verwundern. Die folgende Debatte hingegen hat mich aber wirklich überrascht – und das nicht im positiven Sinne.

So nahm alles mit folgendem Tweet am 29.09.2022 seinen Ausgang:

Makulatur von Büchern aus Bibliotheksbeständen - Twitter Screenshot
Screenshot: Twitter

Der Nutzer zeigte hier Bilder entsorgter Bücher, sie sich neben einem Baucontainer fanden. Mit seinem Tweet rückt er die Entsorgung dieser Bücher in die Nähe der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten und insinuiert eine Parallele von den Gräuel der Nazizeit hin zum Vorgang der Aussonderung von Bibliotheksbestand in unseren Tagen. Ich halte diesen Vergleich für infam und beleidigend, ist er doch ebenso falsch wie uninformiert und kränkt mich durchaus etwas in meiner Berufsehre.

Vermeintlich frevelhafter Umgang mit Büchern

Was auf die geposteten Bilder folgen sollten, waren die plattformtypischen Erregungsmechanismen, die logischerweise einsetzten. Nutzer beklagten den hier begangenen Frevel, da die Bibliothek hier achtlos wichtige und unwiederbringliche Wissensschätze fortwürfe und zeige, was ihr Bücher bedeuten würden – nämlich nichts. Richtigstellungen wie die des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldtuni, die erklärten, dass es sich hier um Dubletten handeln würde, die im Zuge der Renovierung von Fachschaftsräumen erst zur Mitnahme angeboten und die Reste dann entsorgt worden seien, kamen gegen das Twitter-Tribunal nicht wirklich an.

Jedes Antiquariat hätte die Bestände mit Kusshand genommen, als Student wäre man froh über diese Bücher gewesen, das Bild der Humboldt-Universität erlitte Schaden und überhaupt: Lieben Bibliothekar*innen Bücher überhaupt, da sie doch so offensichtlich derart barbarisch mit den ihnen anvertrauten Büchern umspringen? Das waren nur ein paar alarmistischen Fragen, denen viele Twitteruser*innen aus dem bibliothekarischen Umfeld entgegentraten.

Und auch ich möchte das tun, ist diese Debatte für mich doch nicht nur ein typischer Sturm im Twitter-Wasserglas, sondern symptomatisch für grassierende Vorurteile Bibliotheken gegenüber. Und noch wichtiger: auch ein Ausdruck für besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklungen in diesen Tagen.

Die Makulatur als daily business

Zunächst muss ich ein vielleicht romantisiertes Bild von Bibliotheken und deren Arbeit geraderücken. Denn ja – es gibt Archivbibliotheken, die sämtliches Schriftgut einer Region oder eines Fachbereichs archivieren und für die Nachwelt aufbewahren. Aber der Großteil von Bibliotheken und Büchereien sind Gebrauchsbibliotheken, deren Bestände für aktuelle Forschung und ein Studium auf dem neuesten Stand der Wissenschaft ausgelegt sind. Makulatur von Beständen gehört daher zum unabdingbaren Tätigkeitsbereich dieser Häuser, deren Regalplatz eh meist zu knapp bemessen ist, als dass man größere überkommene Bestände archivieren und diese neben dem ständigen Neuzugang an Literatur ebenfalls aufzubewahren könnte.

Dabei kann ich beruflich bedingt sowohl von wissenschaftlicher als auch öffentlicher Bibliotheksseite berichten. Der Platz ist endlich, der Zustrom an neuen Medien reißt nicht ab – und das Interesse für ältere Titel ist beschränkt. Das war in der Stadtbücherei so, in der ich arbeitete, und das gilt auch jetzt für meinen aktuellen Arbeitgeber, eine Studienbibliothek.

Vorsicht bei Buchspenden

Immer wenn jemand „gut erhaltene“ und „ganz neue“ Bücher spenden wollte, war Vorsicht geboten, ist dieser Begriffe doch ein sehr subjektiver mit viel Ermessensspielraum, wie sich spätestens bei Eintreffen der Bücher zeigte. Viele Büchereien nehmen aus diesem Grund gar keine Buchspenden mehr an, sind die als nagelneu angepriesenen Medien doch zumeist eher ein Fall fürs Altpapier denn Anlass für eine aufwendige Einarbeitung in den Bibliotheksbestand bei geringer Personaldecke.

Ephraim Kishon, ein Duden von 1993, Simmel, Konsalik, May, Readers Digest aus den 80ern, dazwischen noch ein Medicus von Noah Gordon oder die hundertste Ausgabe eines seelenlosen Flughafenbestellers (Shades of Grey, Follett, Fitzek, Lorentz oder Grisham, tbc). Das, was tausendfach verkauft wurde und heute schon Bücherschränke landauf landab verstopft und weder auf Medimops noch im Antiquariat ein paar Cent bringt, es soll plötzlich von Bibliotheken mit Kusshand angenommen werden.

Das soll nicht undankbar klingen – auch ich weiß um den ideellen Wert mitunter auch älterer Titel, mit denen man viel Lesezeit verbracht hat und mit denen man vielleicht lange den Wohnraum teilte. So leid es mir aber tut, diese Illusion jetzt zerstören: das Gros der Lesenden interessiert all das nicht wirklich. Die Nachfrage geht zu möglichst aktueller Literatur in neuwertigen Ausgaben.

Dementsprechend haben die meisten öffentliche Büchereien schon rigorose Annahmerichtlinien erlassen, sollten sie dies überhaupt noch tun oder nicht schon die Annahme solcher Spenden komplett zu verweigern. Der Arbeitsaufwand in Form des Sichtens von Bücherkisten, des Herausfischen genau jenes relevanten Titels, der Katalogisierung und Einarbeitung, erst steht zumeist in keinem Verhältnis, auch wenn die Spenden lieb gemeint sind.

Wissen erneuert sich – Buchbestände auch

Und auch wissenschaftliche Bibliotheken kämpfen mit Büchermassen und zu wenig Platz, als dass man sich viel Sentimentalitäten erlauben könnte, was die Aufbewahrung des Bestands angeht.

In dem Maße, in dem die Wissenschaft voranschreitet, sich Sachstände überholen und neue Erkenntnisse publiziert werden, muss sich auch der Bestand erneuern. Alte Lehrbücher vor zwanzig Jahren sind da kein wirklicher Ausleihrenner mehr und müssen immer wieder ersetzt werden. Alte Standardwerke gibt es in neuen Auflagen – und vieles, das früher noch aufwendig in teuren mehrbändigen Werken präsentiert wurde (Stichwort Duden) ist heute schon längst im Netz zu finden und über Bibliotheken digital zugänglich.

Das bedeutet natürlich keinesfalls, wie auch im Falle in Berlin nicht geschehen, dass man konzeptlos einfach ein paar Regalmeter Bücher wahllos in die nächste Tonne wirft, um Platz zu schaffen. Vielmehr werden die auszusondernden Bücher hinsichtlich ihrer Aktualität geprüft und auch die restliche Verfügbarkeit der Titel gecheckt, ehe sie makuliert werden. Somit ist auch stets die Möglichkeit gegeben, über Fernleihe ein Buch zu beziehen, das sich vielleicht nicht mehr in der gegenwärtigen Bibliothek befindet.

Das hat nichts mit der Liebe zu Büchern zu tun – es ist schlicht und ergreifend unser Job, durch kluges Management in Form von Erwerbung und Aussondern den Bestand aktuell zu halten und so den Nutzer*innen den aktuellen wissenschaftlichen Sachstand zur Verfügung zu stellen. Das macht Aufwand und mag manchem auch geradezu barbarbarisch erscheinen (insbesondere wenn man etwa Bücher als Grundnahrungsmittel mystifiziert und diese nicht als Ware, sondern als sakrosankte Heiligtümer betrachtet).

Aber man sollte Polemiken unterlassen und gerade Vergleiche mit der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten verbieten sich von selbst.

Die wahre Gefahr droht von außen

Die wirkliche Gefahr droht dieser Tage von außen. Sie sollte man eher in den Blick nehmen, anstatt die wichtige Arbeit von Bibliotheken mit substanzlosen Anwürfen zu schwächen. Gerade Bibliotheken stehen für die Bewahrung von Wissen und leisten wichtige Arbeit für das kulturelle Gedächtnis von Nationen.

Dass ihre Arbeit rund um den uneingeschränkten Zugang zu Wissen und informatorischer Selbstbestimmung etwa in Amerika momentan beschnitten wird und sich das Bibliothekspersonal zunehmenden Angriffen gegenübersieht, dies wäre ein wirklicher Anlass für eine kritische Diskussion über die herrschenden Zustände.

https://twitter.com/StpnLibrarian/status/1561389819275739136

Angriffe auf Bibliotheken aus Russland und in Amerika

Aber auch von russischer Seite sieht es gerade nicht besser aus. So sind die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden und die Bücherhallen Hamburg ins Visier einer von Russland gesteuerten Fakenews-Kampagne geraten. Es wird behauptet, dass die Bibliotheken russischer und andere Buchspenden sammeln, um diese als Wärmegewinnung zu verbrennen.

Eine groteske Unterstellung, die auch hier wieder Bibliotheken in eine direkte Linie mit der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten stellt und die Arbeit von Bibliotheken sabotieren soll, was auf schnellen und auf Erregung ausgelegten Plattformen natürlich besonders gut verfängt.

Hier zeigt sich eindrucksvoll, dass Bibliotheken in ihrem Eintreten für Bildung, kritisches Denken und vollumfängliche Information tatsächlich zu Feindbildern geworden sind, die mit gezielten Kampagnen und neuen Gesetzgebungen angegriffen und mundtot gemacht werden sollen.

Würden viele der Kommentator*innen in den nationalen Debatten ihre Energie auf die Kritik dieser internationale Zustände richten und diese adressieren, so wäre schon viel gewonnen.

Fazit

Schließen möchte ich diese kleine Einlassung meinerseits mit einem Appell:

Bibliotheken sind wichtig für freie Gesellschaften und für freies Denken. Ihre Arbeit sollte geschützt und geachtet werden – und nicht Ziel von anlasslosen Shitstorms sein. Ihr wollt moderne Bibliotheken mit einem modernen Bestand – das wollen wir auch. Dazu gehört eben auch das aktive Aussondern von Beständen und die aktive Arbeit mit den uns anvertrauten Medien. Wir erklären das gerne, helfen euch bei Fragen weiter, recherchieren und schulen auch Medienkompetenz, mithilfe derer sich durchsichtige Kampagnen wie die aktuellen Angriffe gegen unsere Häuser schnell enttarnen lassen.

Nehmt diese Angebote wahr, besucht uns, sprecht mit uns, bleibt kritisch – aber richtet euren Blick auch auf die Zustände, die wirklich Kritik verdienen. Kleiner Tipp: die Aussonderung von überholten und alten Büchern durch uns Bibliotheken ist es nicht.

Diesen Beitrag teilen