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Ann Napolitano – Hallo du Schöne

Vier Schwestern, eine Familie und das ganze Leben in all seinen Ausprägungen. Daraus macht Ann Napolitano einen berührenden Familienroman, der auf das blickt, was Familien im Innersten zusammenhält – und was sie auseinandertreibt.


Oprah Winfrey empfahl diesen Roman im Rahmen ihres Buchclubs, auch Barack Obama setzte ihn auf seine Empfehlungsliste im Sommer 2023. Dank des Übersetzers Werner Löcher-Lawrence und dem herausgebenden Dumont-Verlag lässt sich Ann Napolitanos Hallo du Schöne nun auch hierzulande lesen und genießen.

Angesiedelt ist dieser Roman größtenteils im Chicagoer Stadtteil Pilsen, wo die Handlung zu Beginn der 80er Jahren einsetzt. Dort lebt die Familie Padavano mit ihren vier Töchtern Julia, Sylvie und den Zwillingen Cecilia und Emeline, die sich mit ihren unterschiedlichen Temperamenten und Anlagen hervorragend verstehen und ergänzen.

Schon bald heiratet Julia als die Älteste den vielversprechenden Basketballer William, der selbst so etwas wie den dichten Familienverbund der Padavanos nie kennengelernt hat. Seine Eltern sind ihm gegenüber höchst distanziert, besonders, seit in Kindertagen seine ältere Schwester starb. So findet er nach der Heirat mit Julia nun im Hause Padavano seine Ersatzfamilie.

Vier Schwestern und William

Ann Napolitano - Hallo du Schöne (Cover)

Es ist aber nichts kitschig und einfach in der Welt, die Ann Napolitano in ihrem Roman beschreibt. Denn vor der Heirat von William und Julia hat das familiäre Gefüge durch die ungeplante Schwangerschaft von Cecilia und den Tod des Familienoberhaupts Charlie Padavano bereits schwere Risse erhalten. Es kam zur Verstoßung der jüngsten Tochter und folglich sind die Verwerfungen innerhalb der Familie nun erstmals wirklich öffentlich geworden.

Nachdem danach die Mutter das Zuhause in Pilsen verlassen hat, sind die Schwestern auf sich gestellt und müssen sehen, wie sie auf mit ihren neuen Leben klarkommen. Als sich dann auch noch die Ehe zwischen Julia und William als nicht so berechenbar herausstellt, wie es sich Julia als Jugendliche erträumte, wird es vollends kompliziert im Kosmos der Padavanos.

Denn nach einem Suizidversuch des unter Depressionen leidenden William wird das Leben der Schwestern zur Zerreißprobe, die auch die familiären Wurzeln und Beziehungen auf eine große Probe stellt.

Wie war es möglich, [d]ass es unsichtbare Fäden zwischen ihnen gab, die sie verbanden, die sie aber nicht hatte sehen und daher auch nicht zerschneiden können?

Ann Napolitano – Hallo du Schöne, S. 427

Zusammenhalt und Bewährungsproben einer Familie

Hallo du Schöne erzählt vom Zusammenhalt einer Familie, die schweren Bewährungsproben unterworfen ist. Tod, Trennung, Abschiedsschmerz, Lieben und Entlieben, neue Verbindungen und Verstoßungen – es passiert viel in dieser Familie, in der auch Ann Napolitano selbst vielfach auf Louisa May Alcott und deren Schwestern-Klassiker Little Women verweist.

Die vier so unterschiedlichen Schwestern, ihre Kämpfe und Wünsche, Ann Napolitano weiß in diesem Familienroman hervorragend davon zu erzählen. Die verschiedenen emotionalen Stadien, die Entwicklungen in den Figuren und wechselhaften Schicksale, sie stehen im Mittelpunkt des Romans, der hauptsächlich aus den Perspektiven Julias, Williams und Sylvies auf das Geschehen blickt, das sich von den 80er Jahren bis ins Jahr 2008 erstreckt.

Viel Gefühle stecken in diesem Buch, aber keine übermäßige Rührseligkeit oder gar Kitsch. Vielmehr widmet sich Napolitano dem genau beobachteten Miteinander ihrer Figuren und schafft es durch die abwechslungsreichen Perspektiven und vielen Entwicklungen, den Roman über die ganze Länge von über 520 Seiten hervorragend ins Ziel zu bringen und dabei den unsichtbaren Fäden nachzuspüren, die die vier Schwestern und die Familie im Innersten zusammenhalten.

Fazit

Versehen mit einem der wohl augenfälligsten Cover des Bücherfrühjahrs 2023 ist Hallo du Schöne ein mitreißender, wirklich emotionaler und fabelhafter Unterhaltungsroman, der das Genre des Familienromans auf das Beste repräsentiert. Glaubhaft gezeichnete Figuren mit Tiefe und ihnen innewohnenden Konflikten, gutes Erzählhandwerk und noch dazu spannend zu lesende Entwicklungen, all das vereint Ann Napolitano zu einem Werk, dem hierzulande hoffentlich ein anderes Schicksal beschieden ist, als es die Bibliothekarin Sylvie über die Bücher konstatiert, mit denen sie bei ihrer Arbeit in der Lonzano-Bibliothek befasst ist:

Die hellen, glänzenden Umschläge neuer Bücher machten Silvie immer etwas traurig. Autoren wie Verlage hofften, ihre Bücher würden die Welt im Sturm erobern, doch das war so gut wie nie der Fall. Seit ihrem dreizehnten Lebensjahr arbeitete Sylvie in dieser Bibliothek und hatte Hunderte, Tausende Bücher sich in die Regale hinein- und wieder hinausbewegen sehen.

Ann Napolitano – Hallo du Schöne, S. 401

Ich hoffe wirklich (und bin eigentlich auch davon überzeugt), dass dieses Buch Lese*innenherzen für sich einnimmt und in vielen Bibliotheken einzieht, um zu bleiben!


  • Ann Napolitano – Hallo du Schöne
  • Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
  • ISBN 978-3-8321-6945-9 (Dumont)
  • 520 Seiten. Preis: 25,00 €
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Nathan Hill – Wellness

Wie kann sie aussehen, die moderne Ehe? Nathan Hill unternimmt in seinem zweiten Roman Wellness einen vielschichtigen Erkundungsversuch und spürt ihr in den Weiten Kansas‘, im gentrifizierten Chicago und sogar im Swingerclub nach. Ein großartiges und abwechslungsreiches Leseerlebnis, trotz seines Umfangs keineswegs zu lang!


Kommst du? Mit diesen Worten beginnt die Liebesgeschichte, die im Mittelpunkt von Nathan Hills neuem Roman steht.

Erwies sich Hill mit seinem Erstling Geister als hellsichtiger Prophet, der noch vor der Wahl Donald Trumps am Rande seines Romans von einem egoistischen und wenig präsidialen republikanischen Präsidentschaftsbewerber erzählte, so hat er sich für seinen zweiten Roman die Gabe des genauen Blicks bewahrt. Dies stellt er unter Beweis, indem er von Jack Baker und Elizabeth Augustine erzählt, die sich schon seit geraumer Zeit als anonyme Beobachter ihrer gegenüberliegenden Wohnungen im Chicagoer Stadtviertel Wicker Park vertraut waren.

Nathan Hill - Wellness (Cover)

Aber erst ein Abend im Jahr 1993 sorgt dafür, das aus den Voyeuren ein wirkliches Paar wird. Denn Jack fotografiert in der vielfältigen Musikszene, als er an einem Abend bei einem Gig aufstrebender Bands seine so häufig beobachtete Nachbarin Elizabeth entdeckt. Mit einem „Kommst du?“ lockt er diese zunächst in die Chicagoer Nacht hinaus und wenig später in ein gemeinsames Leben hinein.

Dieses Leben steht im folgenden reichlich wilden, aber erzählerisch höchst durchdachten Montagegewitter im Mittelpunkt und wird von Hill von allen Seiten betrachtet. Dafür springt er in der Zeit nach vorne, zeigt Elizabeth und Jack als Eltern eines Sohnes, um dann auf die Herkunft der beiden zu blicken und vom Aufwachsen Jacks als schwächlichem Farmerkind in Kansas und Elizabeth als Erbin alten Geldes zu erzählen. So geht es in diesem Roman hin und her, der auch wie schon in Hills erstem Roman mit seinem Formenreichtum und den erzählerischen Einfällen überzeugt, wodurch sich die 730 Seiten deutlich kurzweiliger anfühlen, als es die schiere Zahl glauben machen will.

Die Frage nach der modernen Ehe

Die Widersprüchlichkeit in der Herkunft ist in Wellness genauso Thema wie die allesüberlagernde Frage, wie eine Ehe heute aussehen kann und wie das überhaupt gelingt, ein Paar zu sein.

Elizabeth hörte zu, während Kate sagte, das Problem moderner Ehen sei eigentlich das ständige Zusammensein, all die Vertrautheit, dieser dumme Drang, vollständig mit dem anderen zu verschmelzen, dabei könne eine Ehe nur die Jahrzehnte überdauern, wenn man ihr etwas Mysterium, Distanz und Eigenständigkeit injiziere, und als Elizabeth das hörte und sich ein Leben in völliger Unabhängigkeit ausmalte, gelegentlich gewürzt mit einer vergnüglichen und ethisch vertretbaren Affäre mit einem gut aussehenden Fremden in einer von allen Verantwortungen der Ehe oder der Elternschaft befreiten Nacht, wusste sie augenblicklich: Das war endlich eine Geschichte, die sie glauben konnte.

Nathan Hill – Wellness, S. 452

Wie Umgehen mit Routine und Vertrautheit? Welchen Konzepten als Paar kann man folgen und wie viel Freiheit bedarf das eigene Zusammensein? Soll es eher das Konzept der offenen Ehe sein, wie von Bekannten praktiziert, oder gleicht das eigene Miteinander eher dem Konzept, wie es etwa der Maler Grant Wood in seinem ikonischen Werk American Gothic zeigt?

Nicht nur an diesem Punkt müssen Elizabeth und Jack erkennen, dass sie eigentlich an ganz unterschiedlichen Punkten im Leben stehen und dass sie trotzdem zusammengefunden haben.

Wie zu einem Konsens finden, wie leben?

Als sich die beiden entschließen, ihr Erspartes in den Traum eines gemeinsamen Zuhauses zu stecken, treten auch hier große Differenzen und Herangehensweisen zutage. Während Elizabeth offene Fronten in der Küche und zwei verschiedene Eingänge in die Wohnung präferiert (eine gemeinsames Zuhause hat man ja schließlich für immer, die gemeinsame Beziehung nicht automatisch), ist Jack von einem solchen Ansinnen und solchen Überlegungen vollkommen befremdet.

Dabei stehen seine beiden Figuren nicht nur qua Herkunft für Antipoden. Während sich Jack in seiner Tätigkeit als wenig erfolgreicher Künstler und Dozent eingerichtet hat, strebt seine Frau nach mehr, nicht nur in der Erziehung des Sohnes, den sie als Psychologin studiengestützt bestmöglich erziehen will. Sie die neugierige und experimentierfreudige Placeboforscherin, er der Stoiker, den nur der Chat mit seinem verschwörungsgläubigen Vater in Rage zu versetzen vermag. Wie können die beiden zu einem Konsens finden – und geht so etwas überhaupt?

Immer tiefer bohrt sich Nathan Hill in die Psyche und die Beziehung seiner beiden Hauptfiguren hinein, lotet ihr Zusammensein aus und legt Schicht um Schicht die beiden gegensätzlichen Charaktere und deren Formungsgeschichte offen. Neben diesen achronologischen Tiefenbohrungen gelingen ihm darüber hinaus auch immer wieder grandiose Pointen und ebenso grandiose Passagen wie die Nacherzählung des Abgleitens des eigenen Vaters in die Verschwörungswelt des Internets, dargeboten in Form von sieben Algorithmen. Hier blitzt wieder die Aktualität und Passgenauigkeit für unsere Tage auf, die Hill schon in Geister an den Tag legte.

Fazit

Schrieb ich vor acht Jahren im Rahmen meiner Kritik zu Geister, dass sich hier ein verheißungsvoller junger Literat am Spielfeldrand aufwärme, um den altgedienten Recken des Great American Novel bald den Rang abzulaufen, so ist er mit Wellness für meine Begriffe nun wirklich im Spiel und mischt vollends bei den Großen des Genres mit.

Seine höchst unterhaltsame Schilderung der Ehe eines gegensätzlichen Paars vermag durch genaue Beobachtungsgabe, literarischen Formenreichtum und eine klug gewählte Montagetechnik zu überzeugen. Das ist Literatur auf der Höhe der Zeit, die Herz und Hirn gleichermaßen anspricht und nur so durch die Seiten fliegen lässt. Eine echte literarische Wellness-Behandlung, und das garantiert Placebo-frei!


  • Nathan Hill – Wellness
  • Aus dem amerikanischen Englisch von Dirk van Gunsteren und Stephan Kleiner
  • ISBN 978-3-492-07214-4 (Piper)
  • 736 Seiten. Preis: 28,00 €
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Daniel Mason – Oben in den Wäldern

Der kleine Garten am Rande der Welt. In seinem neuen Roman Oben in den Wäldern erzählt Daniel Mason literarisch clever verzahnt von der wechselvollen Geschichte eines Gartens im Hinterland von Massachusetts – und vom Werden und Vergehen im Lauf der Zeit. Literatur, die sich unterschiedlicher literarischer Erzählformen bedient und damit zu überzeugen weiß.


Zwei Romane sind von Daniel Mason bereits in deutscher Übersetzung erschienen. Auf Der Wintersoldat und Der Klavierstimmer Ihrer Majestät folgt nun das von Cornelius Hartz ins Deutsche übertragene Oben in den Wäldern. Von allen drei Büchern ist dies hier Masons bislang bester Roman, weil auch literarisch am überzeugendsten. Denn Daniel Mason gelingt hier ausgehend von einem Garten als erzählerischen Herzstück eine kunstvoll miteinander verbundene Geschichte, die durch ihre stilistische Collagentechnik und Formenvielfalt einen großen Reiz entfaltet.

Geschichte in Massachusetts

Ausgangspunkt des Ganzen ist ein junges Paar, das sich in den Tagen der ersten Siedler nach der Flucht vor ihren Häschern auf dem Grund des neu entdeckten Kontinents niederlässt. Er kam als Immigrant aus England nach Amerika, sie verliebte sich in Neuengland in ihn, beide schwören sich in einem fast heidnischen Ritual den Bund fürs Leben und leben fortan in den Wäldern Neuenglands, um sich dort die Erde untertan zu machen.

Schon nach wenigen Seiten bricht diese Erzählung zugunsten eines „Todesengel-Briefs“ ab, in dem eine Frau in einem altertümlichen, elliptischen Ton erzählt, wie sie mit ihrem jungen Kind vor Mord und Totschlag floh, bei einer Frau in deren Hütte Unterschlupf fand und wenig später selbst zu Axt und Muskete griff, um mehrere Soldaten zu töten, die ihrer habhaft werden wollten.

Diese beiden kurzen Geschichte in einem jeweils ganz eigenen Erzählton bilden die Anfangskapitel eines Reigens, dem viele weitere Episoden folgen werden, die von der Zeit der Gründungstage der USA bis in die Gegenwart hineinschreiten (für die Cornelius Hartz ein ebenso variantenreiches und spielerisches Deutsch findet).

Ein Netz an Themen und Figuren – mit einem Garten im Zentrum

Viele Motive und Figuren schälen sich aus den nun folgenden gut vierhundert Seiten allmählich heraus. Die größte Bedeutung als einer Art Ureltern-Generation aller folgenden Ereignisse kommt dabei den Osgood-Schwestern zu.

Daniel Mason - Oben in den Wäldern (Cover)

Diese übernahmen einst von ihrem Vater die Apfelplantage, die dieser nach seiner Zeit als Soldat begründet hatte. Dieser hatte in einer ruhelosen Suche, die ihm von seinem Umfeld schon als Wahn ausgelegt wurde, nach dem perfekten Apfel gesucht. Fündig wurde er durch Zufall im Hinterland von Massachusetts, wo er ein altes Haus vorfand, das ihm Heimstatt wurde und von dem aus er an seinem Plan der Zucht des perfekten Apfels arbeitete.

Die Schwestern widmeten ihr ganzes Leben nun der Hege und Pflege des von ihrem Vater hinterlassenen Erbes. Sie lassen in einer geradezu bukolischen Idylle Schafe zwischen den Bäumen weiden, kultivieren den angrenzenden Garten – und doch ist auch diesem Erzählstrang schon das eingeschrieben, was im Folgenden eines der großen Vorzeichen ist, unter dem die mühsam aufgebaute Idylle steht, nämlich der Verfall.

Denn was damit beginnt, als eine der Schwestern nicht nur sprichwörtlich die Axt an einige der Apfelbäume legt, wird sich im Folgenden fortführen. Hotelbesitzer, Liebespaare, Insekten und Pilzsporen, sie alle tun ihr Übriges, um die einstige Pracht der Plantage zu Fall zu bringen.

Hundert Jahre sind vergangen, seit der Berglöwe alle Schafe der Osgoods gerissen und Veränderungen in Gang gesetzt hat, die die Landschaft rund um das Haus stark geprägt haben. Das Weideland ist Brombeergestrüpp gewichen, das Brombeergestrüpp Unterholz und das Unterholz Birken und Kiefern, Aus den Vorräten, die das Eichhörnchen angelegt hatte, das eines winterlichen Morgens von einer Eule erbeutet worden ist, sind Eichen, Buchen und Kastanien gewachsen. Im Lauf der Jahre sind in dieses zweite Stück Wald mehrere kleinere Lichtungen geschlagen worden: ein Gemüsegarten, ein Krocket-Rasen für Hotelgäste, die niemals kamen. Am Rande ebenjenes Rasens steht eine Buche, die geschwächt ist durch einen Riss, den ein morgendlicher Frostanfall verursacht hat, sowie durch die Übergriffe von Spechten und Miniermotten, die kryptische Runen in die Blätter geritzt haben.

Daniel Mason – Oben in den Wäldern, S. 239

Das Werden und Vergehen als große erzählerische Motive

Ähnlich wie Annie Proulx interessiert sich auch Daniel Mason hier für die langen Zeitläufe, das Auf und Ab im ökologischen Gleichgewicht und die Mitwirkung des Faktor Mensch über die Jahrhunderte hinweg.

Ein Maler, dem das Haus und der angrenzende Wald später als Rückzugsort und für Inspiration dient, einfallende Liebespaare, die die Hütte nutzen, ein Jäger, der aus dem Gelände rund um das baufällige Haus, in dem seit den Anfangstagen des Landes immer wieder Menschen Zuflucht fanden, ein Hotel machen will (es dann aber mit Geistern zu tun bekommt): immer wieder tauchen Figuren und Motive als Widergänger auf, hat das Erbe, das einst mit dem „Todesengel“ und des jungen Paars auf der Flucht begann, Auswirkungen auf die Gegenwart, spinnen sich frühere Motive und Schicksale fort, bilden erzählerische Fäden ein ganzes Knäuel aus Bezügen.

Der Apfel als Symbol der Pracht und des Begehrens, eine alte Bibelausgabe mit Notizen, die Osgood-Schwestern mitsamt der von ihnen verfassten Balladen, die immer wieder zwischen den insgesamt etwa zehn Kapiteln und Geschichten auftauchen, ein irrlichternder Berglöwe – alles ist hier mit allem verbunden, wie es auch im konzeptionell ähnlichen strukturierten Roman Der Wolkenatlas von David Mitchell heißt.

Eine Fülle an Erzählformen

Besonders schön an diesem Roman ist neben aller erzählerischen Verzahnung von Motiven und Figuren über die Jahrhunderte hinweg auch die bewundernswerte Fülle an Erzählformen und -weisen.

Neben den schon erwähnten Balladen und Briefen gibt es die herzzerreißende Korrespondenz zwischen einem Maler und Dichter, bei dem sich alles Entscheidende nur zwischen den Zeilen abspielt. Ein Redemanuskript zu einem Vortrag, eine Studie zum psychischen Status eines Patienten, der großartig parodierte Stil eines Revolvermagazins aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (das mit seinem Titel True Crime schon heutige Sensationslust und Gewaltfaszination vorwegnimmt). All das und noch so viel mehr steckt in dieser literarischen Wundertüte namens Oben in den Wäldern.

Bei so viel erzählerischer Kreativität verzeiht man Daniel Mason auch die unfreiwillig komische Perspektive eines Ulmensplintkäfers, dessen sexuelle Begierde den Niedergang des einstigen Prachtgartens beschleunigt. Hier einmal etwas zu sehr verrutscht zeigt das Buch aber ansonsten in einer wirklich großartigen Qualität, wie sich Nature Writing, konzeptionelle Finesse und erzählerische Fabulierlust zu einem großartigen und kurzweiligen Leseerlebnis vereinen. In diesen literarischen Garten darf man sich gerne wagen – und immer wieder kommen. Es gibt nämlich so viel zu entdecken!


  • Daniel Mason – Oben in den Wäldern
  • Aus dem Englischen von Cornelius Hartz
  • ISBN 978-3-406-81381-8 (C. H. Beck)
  • 429 Seiten. Preis: 26,00 €
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Samuel W. Gailey – Die Schuld

Wie lange geht das gut, vor einer Schuld davonzulaufen – oder geht das überhaupt? Die junge Alice O’Farrell probiert es in Samuel W. Gaileys Krimi Die Schuld, muss auf ihrem Weg von Pennsylvania nach Wilmington aber feststellen, dass man dem Schicksal nicht wirklich entkommen kann.


Einst war sie eine verheißungsvolle Schwimmerin und lebte zusammen mit ihrer Familie ein recht durchschnittliches, aber zufriedenstellendes Leben. Nun, sechs Jahre später muss die inzwischen 21-jährige Alice feststellen, dass all das Geschichte ist. Denn nachdem ihr kleiner Bruder trotz der ihr aufgetragenen Betreuung einen tragischen Tod fand, geriet Alice‘ Leben aus den Fugen.

Sie floh aus ihrem Zuhause, lebte auf der Straße und ist nun im Jahr 2011, in dem der Hauptteil von Gaileys Krimi spielt, vollkommen abgestürzt. Sie verdingt sich in einem heruntergekommenen Strip-Etablissement hinter dem Tresen, gibt sich dem Alkohol hin, wobei regelmäßig Abstürze und Blackouts an der Tagesordnung sind – sogar ein eigenes Bewertungssystem für die Heftigkeit der Abstürze hat sie bereits entwickelt.

Sie traf meist bemerkenswert schlechte Entscheidungen, wenn sie sich betrank, was oft der Fall war, also jeden Tag. Anders gesagt, sie konnte sich an keinen einzigen nüchternen Abend in den letzten Jahren erinnern. Es war ein Teil von ihre geworden. Nicht dass sie stolz drauf war, aber sie hatte sich damit abgefunden. Wer konnte schon aus seiner Haut?

Samuel W. Gailey – Die Schuld, S. 19

Nach einem solchen Absturz erwacht Alice zu Beginn des Buchs – nur um ihren Chef neben sich vorzufinden. Dieser befindet sich allerdings noch in einem erheblich prekäreren Zustand als Alice selbst – er ist nämlich tot.

Alice auf der Flucht

Neben seiner Leiche in seinem Zuhause findet sich eine Tasche mit tausenden von Dollars sowie jeder Menge Betäubungsmittel. Nachdem sie nach einem Zögern die Polizei über den Tod ihres Chefs informiert hat, tauchen schon nach kurzer Zeit zwei Gangster auf, die den Besitz des Verstorbenen an sich nehmen möchten. Nach einem Shootout mit der Polizei und vielen Toten beschließt Alice, die Tasche mit dem Geld an sich zu nehmen und zu fliehen. Ein folgenschwerer Fehler, denn nun haftet sich der kleingewachsene Sinclair in Begleitung des tumben Phillip an die Fersen der Flüchtigen, die sie zusammen auf ihrer Flucht verfolgen.

Samuel W. Gailey - Die Schuld (Cover)

Es ist ein recht klassischer Krimiplot, den Samuel W. Gailey in Die Schuld kredenzt. Da das gefallene Mädchen, das die Tasche mit Geld an sich nimmt und fliegt, da die Gangster, die sie verfolgen, um wieder in den Besitz des gestohlenen Geldes zu gelangen. Auch ist der Krimi in vielen Passagen oftmals eher ein solides B-Movie denn ein wirklich origineller Plot, etwa wenn die beiden Gangster den zitternden Motelverwalter „interviewen“, um an weiterer Infos über den Verbleib von Alice zu gelangen.

Hier hat man das Gefühl, ähnliches schon dutzendfach gelesen und gesehen zu haben. Dennoch aber gibt es auch Punkte, die Die Schuld über eine platte Wiedererzählung des Bekannten hinausheben.

Das ist die Frage des Umgangs mit eigener Schuld, die hier vielfach gespiegelt wird. So läuft Alice ja gleich vor einer zweifachen Schuld davon. Da ist natürlich die Tasche mit dem Geld, das ihr nicht gehört und das für viel Ärger sorgt. Genauso läuft Alice ja aber auch bereits seit ihren Teenagertagen vor dem Tod ihres Bruders davon, den sie hätte eigentlich beaufsichtigen sollen.

Ein Absturz und die Verdrängung von Schuld

Ihren Absturz, ihre Flucht und den Alkohol und die Menschlichkeit, die ihr während dieses Absturzes in Form des Kammerjägers Elton begegnet, das zählt zu den interessanten Aspekten dieses Krimis, der immer wieder zwischen den initialen Ereignissen im Jahr 2015 und der Gegenwart sowie zwischen der Perspektive der Jäger Sinclair und Phillip sowie der Gejagten auf ihrer Flucht durch die halbe USA hin und herwechselt.

Die Welt, in der der Samuel W. Gailey die Geschichte ansiedelt, ist dabei eine dunkle und vor allem dreckige Welt. Trailerparks, schäbige Motels ohne Zimmerservice, viel Düsternis und Schmutz wohnt diesem Erzählen inne. Zudem ist Die Schuld auch kein wirkliches Plädoyer für den amerikanischen Nah- und Fernverkehr, denn selbst das Reise mit der Bahn oder dem Bus ist hier schmutzig und wenig einladend.

In der Logik der Geschichte selbst ist das aber höchst stimmig und zeigt die ganze Tristesse, die Alice Lebensbahn seit dem Tod ihres kleinen Bruders genommen hat.

Nun bleibt nur noch die Frage bestehen, ob es gelingen kann, vor dem eigenen Schicksal und den unverarbeiteten Traumata zu fliehen oder diese zu verdrängen. Die Antwort darauf liefert Samuel W. Gailey auf eigene Art und Weise – lesen muss man sie allerdings schon selbst!


  • Samuel W. Gailey – Die Schuld
  • Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf
  • ISBN 978-3-948392-96-3 (Polar-Verlag)
  • 312 Seiten. Preis: 26,00 €
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Bibliotheken im Kreuzfeuer

Do not go gentle into that good night,

Old age should burn and rave at close of day;

Rage, rage against the dying of the light.

Dylan Thomas – Do Not Go Gentle into That Good Night

Diese bekannten Zeilen aus Dylan Thomas‘ Gedicht sollen am Anfang dieses Textes stehen, der zugleich einer der letzten diesen Jahres ist. Denn wie es sich am Ende eines Jahres gehört, geziemt sich ein Rückblick auf das vergangene Jahr auch aus berufsfachlichem Winkel. Allzu verklärend und weihnachtsmilde soll dieser allerdings nicht ausfallen, sondern in Verwandtschaft zu jenen 1951 erstmals publizierten Zeilen Dylan Thomas‘ stehen, deren unversöhnlichen und kämpferischen Impetus ich auch gerne auf Bibliotheken übertragen möchte.

Denn obwohl man meinen könnte, dass es den Bibliotheken gut geht und angesichts wenig in der Öffentlichkeit vernehmbarer Klagen alles in bester Ordnung ist, markiert 2023 in meinen Augen auch eine Zäsur in Sachen Gefährdung von Bibliotheken, Wissen und damit letzten Endes auch unserer Gesellschaft.

Zensur allenorten?

Der Kernvorwurf, der Bibliotheken seit dem Erstarken rechter Kräfte immer deutlicher gemacht wird, ist der der Zensur. Alles ist heute irgendwie Zensur. Entscheidet sich beispielsweise die Stadtbücherei Augsburg, nach einem gemeinsamen Arbeitsprojekt mit Studierenden der lokalen Fachhochschule, dokumentationsbegleitend zum Forschungsprojekts rassismussensible Sticker auf der Rückseite mancher Kinderbücher anzubringen, um diese Werke zu kontextualisieren, lautet der in Leserbriefen und Zuschriften vorgebrachte Vorwurf Zensur.

Dass keine Bücher aus dem Bestand entnommen, sondern auf peripherer Stelle lediglich mit weiterführenden Informationen versehen wurden, die aus heutiger Sicht problematische Aspekte des Buchs in den Blick nehmen und Vorleser*innen Ratschläge an die Hand geben, das fiel in den meisten Zuschriften unter den Tisch. Dass eine wissenschaftliche Einordnung und Ergänzung wohl das Gegenteil von Zensur darstellt, geriet nicht nur hier völlig aus dem Blick.

Entscheidet sich ein Verlag (in England wohlgemerkt!), Neuausgaben von Roald Dahls Werken um in Augen der Verantwortlichen problematische Begriffe zu glätten und heutigen Gegebenheiten anzupassen, dann ist das Zensur, wenn man vielen Meinungsäußerungen in den Feuilletons oder Online-Kommentaren Glauben schenken darf.

Dass man über solche Beispiele und Eingriffe in Werke oder Kontextualisierungen trefflich streiten kann, das ist völlig unbenommen (auch ich sehe manche Auswüchse mehr als kritisch, das sei an dieser Stelle angemerkt).

Der beliebige Vorwurf der Zensur

Dass es sich bei den erwähnten Beispielen um einen Fall von Zensur handelt, ist aber völlig unzutreffend. Das zeigt schon ein Blick in die Begriffsdefinition, die der Duden wie folgt liefert:

Zensur, die: von zuständiger, besonders staatlicher Stelle vorgenommene Kontrolle, Überprüfung von Briefen, Druckwerken, Filmen o. Ä., besonders auf politische, gesetzliche, sittliche oder religiöse Konformität

Begriffsdefinition des Duden zum Thema „Zensur“

Dieser von überwiegend rechten Kräften eingebrachte Vorwurf einer Kontrolle von Druckerzeugnissen hinsichtlich einer wie auch immer gearteten Konformität ist falsch. Eine staatliche Stelle, die von oben herab die Medienwelt diktiert und Vorgaben hinsichtlich zu verbreitender und nicht zu verbreitender Bücher macht, es gibt sie hierzulande nicht. Bibliotheken bieten im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung freien Zugang zu Wissen und Information – und wenn sich ein privatwirtschaftlicher Verlag zu Eingriffen in bei ihm publizierten Werken entscheidet, dann mag das je nach Lesart eine Anpassung an den Zeitgeist oder fortschrittliches Denken sein – nur eines nicht: Zensur oder Ausdruck einer ominösen „Cancel Culture“.

Der geradezu inflationäre Gebrauch des Vorwurfs der Zensur sorgt für eine Schleifung des eigentlich so konkreten Begriffs, der duch die Unschärfe bei der Begriffsverwendung des Wortes immer beliebiger und unkonkreter werden lässt.

Dabei gäbe es doch jeden Anlass zu Sorge angesichts Zensur und Bibliotheken. Nur findet diese Zensur nicht auf der oft inkriminierten „linken“, zeitgeistig und „woken“ Seite statt, sondern tatsächlich an jenem rechten Rand, von dem der Vorwurf so oft geäußert wird. Auch liegt der Schauplatz nicht in Europa, sondern befindet sich auf der anderen Seite des Atlantiks in Amerika, dem selbsterklärten „Land of the free“.

Book bans im „Land of the free“

So frei ist die Bibliothekswelt dort im „Land of the free“ allerdings nicht mehr, besonders wenn man in den von Gouverneur Ron deSantis regierten Bundeststaat Florida blickt. Dort sind mittlerweile sogenannte „Book Bans“ von staatlicher Stelle an der Tagesordnung und damit ein tatsächlicher und konkreter Fall von – Zensur.

Eingebettet in größere Agenda der orchestrierten Rückschrittlichkeit sind es etwa neben dem Feld des weiblichen Körpers in Form von Abtreibungsverboten auch die Bibliotheken als Hort der Aufklärung und des Erkenntnisgewinns, die in den Fokus der republikanischen Hardliner geraten sind.

So erließ Floridas Gouverneur jüngst ein sogenanntes „Stop-Woke“-Gesetz, das nach Ansicht der Gesetzgeber der Indoktrination von Kindern entgegenwirken soll und das die legislative Grundlage für Buchbann und Zensur liefert. Durch dieses Gesetz ist es möglich, missliebige und dem eigenen Weltbild widersprechende Titel zu melden und für die Entfernung aus (Schul)Bibliotheken vorzuschlagen.

Eine Möglichkeit, von der immer stärker Gebrauch gemacht wird und die nicht nur in Florida, sondern auch beispielsweise im Staat Idaho auch kuriose, vor allem aber sehr bedenkliche Blüten treibt. So scheiterte ein von der republikanischen Partei eingebrachtes Vorhaben dort nur knapp, das bibliothekarisches Personal haftbar gemacht hätte, wenn den Beschwerden von Kund*innenseite aus nicht nachgegangen worden wäre.

Steigende Zahlen von Zensuranträgen

Ein bedenklicher Trend, der sich auch mit Zahlen untermauern lässt. So belief sich die Zahl zur Löschung angemahnter Bücher laut Zählung der American Library Association (ALA) im Jahr 2021 auf 330 Löschanträge, die überwiegend von Elternseite aus eingebracht wurden (und deren Dunkelziffer deutlich höher liegen dürfte, da viele der Löschanträge gar nicht erfasst wurden).

Im vergangenen Jahr betrug die Zahl von Zensuranträgen bereits 1269, die sich insgesamt auf 2571 Titel erstreckten, Tendenz steigend. Das lässt für das Jahr 2023 wenig Gutes hoffen, ebenso wie die Tatsache, dass es für Politiker*innen bereits als Wahlkampfmittel opportun zu sein scheint, ganz offensiv mit der möglichen Schließung von unbliebsame Bibliotheken im Falle eines politischen Erfolgs zu drohen.

Im Fadenkreuz der Bücherkämpfer (die wohl selbst eine kleine Minderheit darstellen, aber im lautstarken Verbund eine erschreckend effiziente Einheit bilden) stehen überwiegend Bücher aus dem LGBTQ-Spektrum, die der gewünschten heteronormativen Norm und Form zuwiderlaufen. Aber auch Wissenschaft beispielsweise in Form der Evolutionslehre oder Schwarzer Geschichte hat es zunehmend schwerer in den Buchregalen des Landes.

Das sorgt mittlerweile für solche bedenklichen Auswüchse, dass sogar das eigentlich einheitsstiftende Poem The hill we climb der im Zuge der Inauguration Joe Bidens zu Bekanntheit gelangten Dichterin Amanda Gorman in Florida zur Zensur vorgeschlagen wurde. Der Vorwurf: Rassismus.

Studierende in den USA demonstrieren gegen Book bans an Bibliotheken.
Protest gegen Buchbann in den USA

Kann man über solch absurde Vorwürfe wie auch die Uninformiertheit der Möchtegern-Zensoren lachen (die den Gedichtband in ihrem Beschwerdeantrag kurzerhand der schwarzen Talkmasterin Oprah Winfrey anstelle von Amanda Gorman zuschrieben), so vergeht einem doch das Lachen, wenn man sieht, dass derartige Anträge Erfolg haben und Gormans Buch aus vielen Bibliotheken und Buchhandlungen entfernt wurde.

Importierte Kulturkämpfe

Nun sind die USA bekanntermaßen natürlich nicht Deutschland. Angesichts der Begeisterung vieler politischer Akteure, US-amerikanische Kulturkämpfe auch hierzulande zu importieren und etablieren, kann ich aber nur davor warnen, sich auf diesen Kampf gegen die freiheitlich-demokratisch-fortschrittliche Gesinnung von Bibliotheken einzulassen.

Erste warnende Beispiele gab es in diesem Jahr ja bereits etwa mit der im Juni geplanten Kinderbuchlesung mit Drag-Künstler*innen, die die Münchner Stadtbibliothek anbot. Wenig war da von der liberalitas bavariae zu spüren, sondern nur ein erhitztes Debattenklima, das sich in einem veritablen Sturm der Entrüstung, Demonstrationen und Drohungen gegenüber der Bibliothek äußerte.

Man kann nur hoffen, dass diese mit viel medialem Getöse begleitete Kampagne gegen Bibliotheken und ihr Eintreten für eine offene und pluralistische Gesellschaft eine negative Ausnahme war, die sich so schnell nicht mehr wiederholt. Ein Blick nach Amerika straft diese Hoffnungen allerdings Lügen. Was bleibt also, wenn wir auf das kommende Jahr blicken?

Gehen wir nicht versöhnt in die Nacht und den Beginn des kommenden Jahres, ganz wie Dylan Thomas es fordert. Kämpfen wir gegen die mögliche Verdunklung einer aufgeklärten Welt. Bleiben wir wachsam, stärken Bibliotheken mit einem Eintreten für ihre informatorische Arbeit und wehren aller Anfänge, ihre Arbeit und das dahinterstehende Weltbild einer offenen Gesellschaft infrage zu stellen. Beziehen wir Position, hinterfragen wir plumpe Zensur-Vorwürfe, stellen Meinungen Fakten entgegen und sorgen für eine Versachlichung der Debatten und leisten damit auch öffentlich das, wofür Bibliotheken seit jeher eintreten. Die Gesellschaft braucht es dringender denn je!


[Disclaimer: die im Artikel zum Ausdruck kommende Meinung ist meine Privatmeinung, die in keinerlei Zusammenhang mit meiner beruflichen Arbeit steht.]

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